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Nahrungsmittel : Humana Milchunion räumt Mitverantwortung ein

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Zweifel vor dem Milchregal

Zweifel vor dem Milchregal Bild: dpa/dpaweb

Drei Säuglinge sind in Israel nach dem Verzehr von Sojamilch gestorben, vermutlich an Vitamin-B1-Mangel. Der deutsche Hersteller Humana hat zugegeben, daß durch menschliches Versagen kein Vitamin B 1 beigemengt wurde.

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          Die nach Israel gelieferte Säuglingsnahrung des deutschen Herstellers Humana Milchunion hat durch eine "einmalige Verkettung unglücklicher Umstände" zuwenig Vitamin B 1 enthalten. Durch menschliches Versagen in der Qualitätskontrolle sei der Ware kein Vitamin B 1 beigemengt worden, sagte ein Vorstandssprecher am Dienstag in Herford.

          In den Rückstellungen des Produkts Remedia Super Soya 1 seien zwischen 29 und 37 Mikrogramm B 1 pro 100 Gramm Fertignahrung gefunden worden. Diese Werte lägen deutlich unter dem deklarierten Produktwert von 385 Mikrogramm pro 100 Gramm Fertignahrung und unterschritten darüber hinaus den EU-Richtwert von 120 Mikrogramm je 100 Gramm Nahrung. Ursache seien fehlerhafte Berechnungen bei einer neuen Rezeptur. Irrtümlich seien die Chemiker von einer Überdosierung ausgegangen.

          Keine Extra-Vitamin-Zusätze

          Der israelische Vertreiber Remedia hatte dem Hersteller Humana am Dienstag vorgeworfen, aus dem nur für den israelischen Markt hergestellten vegetarischen Soja-Ersatzmilchpulver das Vitamin B1 mit der Begründung herausgenommen zu haben, daß schon genügend davon in der Soja-Grundmasse vorhanden sei. Das deutsche Unternehmen habe Remedia erst jetzt davon unterrichtet, schon vor Monaten die Extra-Vitamin-Zufuhr zu seinem Produkt gestoppt zu haben. (Für seine eigene nichtkoschere Produktpalette in Deutschland fügt Humana das Vitamin hinzu.) In den vergangenen Monaten waren drei Kleinkinder in Israel nach dem Verzehr dieser Sojamilch gestorben, vermutlich an Vitamin-B1-Mangel. Mehrere Kleinkinder werden in Krankenhäusern behandelt. Das Produkt wurde vom Markt genommen.

          Der zuständige israelische Knessetausschuß warf Remedia vor, das Produkt nicht selbst kontrolliert zu haben. Am Dienstag trafen Mitarbeiter des israelischen Geundheitsministeriums und des Unternehmens Remedia in Herford ein, um sich bei dem Hersteller Humana kundig zu machen. Beide Unternehmen könnten nun einer Flut von Schadensersatzprozessen ausgesetzt sein.

          Flut von Schadensersatzklagen

          So klagt ein Elternpaar im Namen seiner elf Monate alten Tochter gegen Remedia um 250 Millionen Euro. Das Mädchen leide wegen der Ernährung mit der Soja-Milch seit kurzem unter Vitamin-B1-Mangel. Remedia habe falsche Angaben gemacht. Die Familie klagt auch gegen das Gesundheitsministerium in Jerusalem wegen Verletzung der Aufsichtspflicht. Ein Verfahren gegen die Direktoren von Remedia und Humana will auch ein Vater von fünf Kindern anstrengen. Zwei seiner fünf Kinder wurden mit der Soja-Milch versorgt. In Israel sind auch der Auslandsgeheimdienst Mossad und der innerisraelische Schin Beth eingeschaltet worden. Im Gesundheitsministerium hatte es dazu geheißen: "Der Umstand, daß es sich um eine koschere Produktion handelt, die allein für Israel hergestellt wird, erregt natürlich den Verdacht, daß da jemand absichtlich versucht hat, den Milchersatz für jüdische Säuglinge zu schädigen."

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