Meine unsichtbare Verbündete
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„Krebs ist vor allem ein Kampf mit sich selbst, ein (Ein-)Stellungskrieg“: Okka Gundel in ihrem Lieblingspark, zwei Tage nach ihrer jüngsten Chemo. Bild: Hagemann, Insa
Als die Fernsehmoderatorin Okka Gundel erfährt, dass sie Brustkrebs hat, bricht ihre Welt zusammen. Dann kommt der Lockdown und etwas Sonderbares geschieht.
Der Park bei uns um die Ecke ist wieder leerer geworden. Deutlich leerer sogar. Weil wieder andere Dinge möglich sind, weil wieder andere Dinge zu tun sind, wird nicht mehr so inflationär gejoggt und spazieren gegangen. Das Leben. Es geht wieder los. Ein Leben nicht nach, sondern mit Corona zwar, aber hurra!
Ich dagegen laufe immer noch durch den Park. Je nach Tagesform, egal zu welcher Uhrzeit, egal an welchem Wochentag. Seit Monaten habe ich keine Termine mehr. Außer Arzttermine. An einem stürmischen Montagmorgen Anfang Februar bekam ich die Diagnose Brustkrebs. In einem modernen Strahleninstitut bescheinigte mir eine Radiologin mit der Mimik und der Sprachmelodie eines Roboters eine sehr aggressive Form von Mammakarzinom. Als offiziellen Beweis dafür überreichte sie mir förmlich einen schneeweißen Umschlag mit dem histologischen Befund und dem Hinweis, mich damit schnellstmöglich in einem Brustzentrum vorzustellen. Das Gespräch dauerte maximal 90 Sekunden. Danach saß ich wieder im Auto. Auf dem Beifahrersitz. Mit einem gezielten Handgriff holte ich aus der Innentasche meiner Jacke ein kleines Röhrchen mit Globuli, das eine Freundin mir vorsichtshalber mitgegeben hatte. Gegen Schreck und Schock. Auch mein Mann hielt wortlos seine Hand auf.
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