„Das Krankenhaus hat mir viel genommen“
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Bild: Thomke Meyer
Mal wird sie beschimpft, mal als Engel bezeichnet: Unsere Autorin ist Ärztin in der Notaufnahme. Sie beschreibt, was der Krankenhausbetrieb ihr abverlangt – auch privat. Und erzählt von einer Patientin, an die sie häufig denkt.
Kind, du schaust furchtbar müde aus, leg dich schlafen.“
Wir sind in Zimmer 3. Das weiß ich. Sie hingegen hat keine Ahnung, wo wir sind. Oder wer ich bin. Auch weiß sie nicht, dass es nicht mitten in der Nacht ist, sondern 8 Uhr morgens. Ich werde mich gleich schlafen legen, nachdem wir für sie ein Bett gefunden haben. Auf Station. Die Nacht hat sie mit mir in der Notaufnahme verbracht.
Das Krankenhaus ist ein lebensverändernder Ort für die meisten, die hineingehen. Nicht nur für Patienten und ihre Angehörigen. Auch für diejenigen, die dort arbeiten. Das Krankenhaus gibt. Aber es nimmt auch vieles. Mir hat es mehr genommen, als ich manchmal zugeben will. Meine Gesundheit, nach Ansteckung und schwerer Covid-Infektion. Meine Beziehung, als nach sechs Jahren ein wunderbarer Mann nicht mehr zusehen wollte, wie das Aufbauen anderer gleichzeitig meinen stetigen Zerfall bedeutete. Meinen Idealismus hat mir das Krankenhaus genommen, meinen Glauben an das grundsätzlich Gute in den Menschen. Oder zumindest in den Personalabteilungen und Geschäftsführungen.
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