Gesundheit : Vogelgrippe: Furcht vor Pandemie wächst
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Vogelgrippe in Thailand: Tote Tiere auf einer Farm nördlich von Bangkok Bild: REUTERS
In Thailand wurde das Vogelgrippevirus offenbar von Mensch zu Mensch übertragen. Die Weltgesundheitsorganisation ist alarmiert, doch die Furcht vor einer Pandemie sei bisher nicht begründet.
Nachdem das Vogelgrippevirus H5N1 in Thailand höchstwahrscheinlich von einem Mädchen auf ihre Mutter und die Tante übertragen worden ist und alle drei inzwischen gestorben sind, ist die Furcht vor dem Beginn einer Pandemie - also einer länderübergreifenden oder gar weltweiten Epidemie - gestiegen. Dafür gibt es nach Einschätzung von Seuchenexperten der Weltgesundheitsorganisation (WHO) allerdings bislang keine Anzeichen.
„Die Infektionen liegen im Bereich des Erwarteten“, sagt Klaus Stöhr, der Leiter des Globalen Influenza-Programms der WHO, im Gespräch mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. In seltenen Fällen sei es auch bei früheren Infektionen mit den Vogelgrippeviren zu Ansteckungen von Mensch zu Mensch gekommen. Und zwar dann, wenn - wie im Falle der drei thailändischen Grippeopfer - ein extrem enger Kontakt über längere Zeit hergestellt war. Die beiden Frauen, die in den vergangenen Wochen offenkundig keinerlei Kontakt zu Geflügel gehabt hatten, pflegten das infizierte Mädchen bis zu dessen Tod Anfang September. Am 12. September wurde die Leiche des Kindes verbrannt, ohne allerdings eingehende medizinische Untersuchungen vorzunehmen. Deshalb ist nicht völlig gesichert, wenn auch nach Einschätzung der WHO höchstwahrscheinlich, daß das Kind an der Vogelgrippe erkrankt war.
WHO: Kein Hinweis auf rasche Ausbreitung
Inzwischen bestätigten die thailändischen Gesundheitsbehörden den Tod der 26 Jahre alten Mutter des Mädchens. Sie ist das mittlerweile zehnte Opfer des Virustyps H5N1 in Thailand. Auch bei dem Bruder ist das Vogelgrippevirus gefunden worden. Trotzdem geht die WHO nicht von einem erhöhten Seuchenrisiko aus. „Nach dem aktuellen Stand der Dinge handelt es sich vermutlich um blind endende Infektionen“, sagte Stöhr. Dafür sprechen auch die Ermittlungen thailändischer WHO-Mitarbeiter, die schon Ende vergangener Woche in dem Dorf der betroffenen Familie vorgenommen wurden. „Wir haben keine Anzeichen gefunden, daß sich das Virus rasch auf andere Menschen ausbreitet“, sagte Stöhr. Die vor einigen Tagen begonnenene intensive landesweite Überwachung, im Zuge derer alle Krankenhäuser in Thailand verstärkt nach Symtomen einer Lungenkrankheit Ausschau halten, habe keine Hinweise auf den Beginn einer Vogelgrippe-Epidemie geliefert.
Zudem hat man nach Stöhrs Kenntnis bisher keine genetischen Veränderung des Virus festgestellt. Bis Ende dieser Woche will man genau zu dieser Frage aber mehr Klarheit haben, nachdem die Seuchenexperten neue Proben aus der Umgebung der Todesopfer genommen und ins amerikanische Seuchenzentrum Center for Disease Control and Prevention nach Atlanta geflogen haben. Sollte es sich bei den thailänidschen Opfern tatsächlich um den Anfang einer Grippepandemie handeln, die theoretisch explosionsartig, aber eben auch schrittweise beginnen kann, sollten zumindest Mutationen im Erbgut der Viren zu finden sein, die eine Übertragung auf den Menschen erleichtert. Bisher gibt es dafür keinerlei Indizien.