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Depressive Studenten : Diese überwältigende Angst

Prüfungsstress und die Sorge, nach dem Studium keinen Job zu finden - nur zwei der vielen Gründe, warum Studierende depressiv werden können. Bild: Picture-Alliance

So viele Studierende wie nie zuvor sind psychisch krank. Dabei waren sie bisher eigentlich immer gesünder als andere ihres Alters. Was ist da passiert?

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          Florence Kessler war gerade mit einer Freundin in der Stadt unterwegs, als ihr Telefon klingelte. Ihre Mutter war dran und fragte, ob sie allein sei. Sofort war Kessler klar, dass ihr Großvater, der krebskrank gewesen war, gestorben war. Sie verabschiedete sich von der Freundin und eilte zu seinem Totenbett. Und da lag er, mit seiner geliebten weißen Schirmmütze. Er hatte ihr so nahegestanden wie ein Vater, und als sie nun in der geöffneten Tür seines Zimmers stand, sah er wehrlos aus in dem Licht, das durch das Fenster auf sein Bett fiel. „Ich wollte hineingehen, aber ich konnte plötzlich nicht mehr, ich habe eingeatmet und eingeatmet und nicht mehr ausgeatmet, mir wurde schwindelig und übel, ich habe hyperventiliert“, erinnert die 23-Jährige sich heute, ein Jahr später. War das normal oder krankhaft? Sie wusste es nicht, denn so einen schweren Verlust hatte sie nie zuvor erlitten.

          Katrin Hummel
          Redakteurin im Ressort „Leben“ der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

          Ein paar Tage später fiel Kessler, die im vierten Semester Erziehungswissenschaften studiert, allerdings auf, dass sie das beklemmende Gefühl hatte, die Prüfungen zum Ende des Semesters nicht bestehen und die von ihr geforderten Hausarbeiten nicht abliefern zu können. Alles war ihr zu anstrengend, sie war lichtempfindlich, traurig, antriebslos, schnell gereizt und erkannte sich selbst nicht wieder. „Eigentlich bin ich sehr offen und gern mit Freunden unterwegs, aber plötzlich habe ich sehr zurückgezogen gelebt und mich fast immer einfach verkrümelt, wenn die anderen sich getroffen haben“, erinnert sie sich. Weil ihre Mutter und ihre Schwester damals schon seit Längerem wegen Depressionen in Behandlung waren, ahnte sie: Nun könnte es auch sie erwischt haben.

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