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Virus-Nachverfolgung : Corona-App soll Mitte Juni startklar sein

Die Coronavirus-App des Robert-Koch-Instituts (RKI): SAP und Deutsche Telekom entwickeln eine eigene Tracing-App. Bild: AFP

Die geplante App zur Nachverfolgung des Coronavirus wird nun offenbar in etwa fünf bis sechs Wochen verfügbar sein. Nutzer bekommen einen Alarm, wenn sie sich in der Nähe einer infizierten Person aufhielten.

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          SAP und Deutsche Telekom kommen bei der Entwicklung der Corona-App voran. Die Anwendung soll nun bis Mitte Juni fertig sein. Das sei ein „realistischer Zeitpunkt“, hieß es am Donnerstag aus Regierungs- und Unternehmenskreisen. Schon in der kommenden Woche wollen die Entwickler-Teams den Quellcode für erste wichtige Design-Elemente der Fachwelt zur Verfügung stellen.

          Helmut Bünder
          Wirtschaftskorrespondent in Düsseldorf.
          Bernd Freytag
          Wirtschaftskorrespondent Rhein-Neckar-Saar mit Sitz in Mainz.

          Die beiden Konzerne waren vorige Woche mit der Entwicklung der App beauftragt worden. Zuvor hatte Gesundheitsminister Jens Spahn (CDU) seine Pläne für eine App mit zentraler Datenspeicherung nach heftiger Kritik verworfen. Weil der Krisenstab der Bundesregierung die Dringlichkeit festgestellt hat, habe man auf zeitraubende Ausschreibungen verzichten können, hieß es.

          Die von SAP und Telekom entwickelte Version wird in Open-Source-Software programmiert, um die Akzeptanz zu erhöhen. Zudem ist ihre Nutzung nach dem Willen der Bundesregierung komplett auf Freiwilligkeit angelegt. Nutzer bekommen einen anonymisierten Warnhinweis auf ihr Handy, wenn sie sich in der Nähe eines infizierten Menschen aufgehalten haben, der ebenfalls die App auf sein Telefon heruntergeladen hatte. Nach dem Alarm sollen Kontaktpersonen dann auf eigene Initiative eine Arzt oder das Gesundheitsamt aufsuchen, um sich testen zu lassen. Wie es hieß, sollen es in solchen Fällen keine Wartezeiten geben, um Infektionsketten möglichst schnell und effizient aufdecken und unterbrechen zu können. Aber die App sei kein „Allheilmittel“. Entscheidend zur Bekämpfung der Epidemie bleibe die Einhaltung von Abstands- und Hygieneregeln.

          Kein Zugriff der Behörden

          Mit Blick auf Datenschutzsorgen will die Bundesregierung eine automatische Verknüpfung zwischen der App und den Behörden ausschließen. Die App soll in einer dezentralen Architektur entstehen. Es werden keine Daten auf zentralen Rechnern gespeichert, sondern alle Informationen verbleiben auf den Handys der Nutzer. Eine Hotline soll technisch weniger versierte Menschen beim Umgang mit der App beistehen. Zudem will die Regierung zur Einführung mit einer breit angelegten Informationskampagne für die Nutzung werben.

          Der Informationsaustausch zwischen den Apps auf verschiedenen Handys soll über Bluetooth-Verbindungen laufen. SAP und Telekom arbeiten deshalb nach eigenem Bekunden eng mit Google und Apple zusammen, welche die Schnittstellen zu den Betriebssystemen entwickeln. Mitte Mai, so hieß es, sollen die Schnittstellen fertig sein. Das sei Grundvoraussetzung dafür, dass die App stabil und im Hintergrund laufen könne.

          Rund 99 Prozent aller Handys in Deutschland laufen demnach auf Betriebssystemen von Apple oder Google. Die Bundesregierung strebe „idealerweise“ eine Tracing-App an, die mit ähnlichen Anwendungen anderer europäischer Länder im kompatibel sei. Ob das möglich ist, sei heute aber noch unklar. Neben der Telekom und SAP sind auch das Helmholtz-Institut und die Fraunhofer-Gesellschaft in die Arbeiten einbezogen. Sowohl das Bundesinnenministerium als auch das Bundesamt für die Sicherheit in der Informationstechnik (BSI) verfolgten die Entwicklungsarbeit mit Blick auf Datenschutz und Cybersicherheit.

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