Coronakrise in Amerika : Trump läuft hinterher
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Glück gehabt: Trumps Testergebnis fiel negativ aus. Bild: AFP
Der amerikanische Präsident bemüht sich, einen guten Krisenmanager abzugeben. Doch die Ereignisse im Land überschlagen sich.
Am Sonntag begingen die Amerikaner einen „Nationalen Gebetstag“. Präsident Donald Trump hatte einen Tag zuvor gefordert, dass das Land für „alle Amerikaner, die von der Coronavirus-Pandemie betroffen“ seien, und für die nationalen Hilfsmaßnahmen beten solle. „Wenn wir im Gebet zusammenkommen, erinnern wir uns, dass es keine Last gibt, die Gott nicht heben und die das Land mit seiner Hilfe nicht ertragen kann“, schrieb Trump in einer Erklärung.

Politischer Korrespondent für Nordamerika mit Sitz in Washington.
Der Präsident will nun täglich demonstrieren, dass er sich die Krise zu eigen macht. Am Samstag erschien er unangekündigt in dem kleinen Presseraum im Weißen Haus und war sichtlich darum bemüht, als oberster Krisenmanager zu erscheinen, der den parteipolitischen Streit beiseiteschiebt. Er lobte die Kooperation mit den Bundesstaaten und hob dabei Kalifornien und New York hervor. Beide Bundesstaaten werden von zwei demokratischen Gouverneuren regiert, die oft mit Trump im Clinch liegen.
Ein Ereignis jagt das nächste
Der Präsident erwähnte zudem, dass es am Freitagabend gelungen sei, eine Einigung mit dem Kongress über ein Hilfspaket für Familien zu erzielen, die von der Coronavirus-Krise betroffen seien. Die Parteien hätten zusammengearbeitet. Finanzminister Steve Mnuchin, der großartige Arbeit geleistet habe, habe mit Nancy Pelosi, der ranghöchsten Demokratin im Kongress, zusammengearbeitet. „Das war wirklich großartig.“ Zwischen Pelosi und ihm hatte seit dem großen Knall zwischen beiden anlässlich der Rede zur Lage der Nation Anfang Februar Funkstille geherrscht.
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Doch so sehr der Präsident nun um ein anderes Image bemüht ist – der Entwicklung läuft er trotzdem hinterher. Gerade war er von der Wirtschaft und auch von Seiten der Demokraten für die Ausrufung des nationalen Notstands gelobt worden, mit der er gezeigt habe, dass er den Ernst der Lage endlich erkannt habe, da jagte schon wieder ein Ereignis das nächste.
Einreiseverbot ausgedehnt
Durch die Notstandserklärung waren Bundesmittel in Höhe von bis zu 50 Milliarden Dollar für die Bundesstaaten und Kommunen freigesetzt worden. Das mit dem Kongress ausgehandelte Hilfspaket wiederum soll dafür sorgen, dass allen Amerikanern, die einen Coronavirus-Test benötigen, dafür nicht selbst zahlen müssen. Auch für Amerikaner, die nicht krankenversichert sind, soll der Test kostenlos sein. Wer sich zudem in Selbstquarantäne begibt, weil er Kontakt mit einem Infizierten hat, soll keinen Verdienstausfall erleiden. Für 14 Tage würden Betroffene weiterbezahlt. Dagegen hatte sich das Weiße Haus anfänglich gewehrt. Unklar ist noch, ob die Regelung wirklich für alle Arbeitnehmer gilt.
Trump verkündete zudem, dass das Einreiseverbot für Bürger aus den Schengenstaaten nun auf Irland und Großbritannien ausgedehnt werde. Beide Staaten waren bislang ausgenommen worden – offiziell, weil die Zahl der Infizierten dort relativ niedrig gewesen sei. Das habe sich jetzt verändert, teilte Trump mit. Die Regelung soll von Dienstag Mitternacht an gelten.
Der Präsident sei „symptomfrei“
Der Einreisestopp für Bürger der Schengenstaaten hat derweil zu chaotischen Zuständen an den internationalen Flughäfen der Vereinigten Staaten geführt. Da Amerikaner und Europäer mit fester Aufenthaltserlaubnis von der Regelung ausgenommen worden waren und die Heimreise antraten, mussten sie stundenlange Wartezeiten bei in Kauf nehmen, da sie dort auf Fieber gemessen würden.
Der Gouverneur von Illinois, der Demokrat Jay Pritzker, kritisierte die Regierung mit Blick auf das Chaos am Flughafen von Chicago. Die Zustände seien „inakzeptabel“, die Regierung müsse sich „um ihren Scheiß kümmern“, sagte er. Der Gouverneur von New York, Andrew Cuomo, rief Trump auf, das Militär zu mobilisieren, um auf die drohende Gesundheitskrise vorbereitet zu sein. Es gebe vorhersagen, nach denen sich 214 Millionen Amerikaner infizieren würden – und 21 Millionen von ihnen Krankenhausbetreuung brauchten. Er forderte Trump auf, Militäreinrichtungen als vorübergehende Krankenhäuser zu nutzen.
Der Präsident ließ sich inzwischen auch selbst auf das Virus testen – nach einem mehrtägigen Hin und Her. Da die Kritik nicht enden wollte, er gebe ein schlechtes Beispiel für die Politik ab, die seine Regierung verkünde, gab er am Freitagabend nach. Zwar hatte sein Arzt noch einmal schriftlich mitgeteilt, er halte einen Test aufgrund des recht kurzen Kontaktes mit einer Person in der brasilianischen Delegation in Florida für unnötig.
Doch teilte Trump am Samstag mit, er habe entschieden, sich testen zu lassen. Am Abend dann verkündete das Weiße Haus, dass der Test negativ ausgefallen sei. „Heute Abend habe ich die Bestätigung erhalten, dass der Test negativ ist“, sagte Trumps Arzt Sean Conley. Der Präsident sei zudem weiterhin „symptomfrei“.

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