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Schulschließungen : Ein folgenschwerer Strategiewechsel

Leere Schulbänke (Symbolbild) Bild: Picture-Alliance

Wohin mit den Kindern? Fast alle Bundesländer schließen im Verlauf der kommenden Woche ihre Schulen. Das führt zu neuen Problemen – und gefährdet die Großeltern.

          7 Min.

          Wohin mit den Kindern? Diese Frage wird viele berufstätige oder alleinerziehende Eltern in allen Bundesländern umtreiben, die nicht von zu Hause aus arbeiten können. Besonders betroffen sind im öffentlichen Dienst wie bei der Polizei oder in Krankenhäusern und anderen medizinischen oder Pflegeeinrichtungen Beschäftigte. Daher sind Kultusminister und Ministerpräsidenten bisher vor dem einschneidenden Schritt der Schul- und Kindergartenschließungen zurückgeschreckt. Denn sie wissen, dass Millionen von Kinder und deren Eltern auf Betreuung angewiesen sind. Und sie wissen auch, dass Schulschließungen wegen empfindlicher Leistungseinbußen keine Dauerlösung sind und nur einmal verfügt werden können. Angesichts der sprunghaften Ausbreitung des Coronavirus hatte sich als erstes von neun Ländern das Saarland in der Nacht zum Freitag für eine generelle Schließung aller Schulen und Kindertagesstätten entschieden.

          Reiner Burger
          Politischer Korrespondent in Nordrhein-Westfalen.
          Timo Frasch
          Politischer Korrespondent in München.
          Heike Schmoll
          Politische Korrespondentin in Berlin, zuständig für die „Bildungswelten“.
          Rüdiger Soldt
          Politischer Korrespondent in Baden-Württemberg.

          Ministerpräsident Tobias Hans (CDU) hatte die Entscheidung mit der direkten Nähe zu den Nachbarländern Frankreich und Luxemburg begründet. Eine Notbetreuung für Familien werde sichergestellt. „Es braucht jetzt Entscheidungen mit klarem Kopf, die unweigerlich auch eine Einschränkung des öffentlichen Lebens mit sich bringen“, sagte Hans weiter. Auf das Saarland folgten Bayern, Niedersachsen, Berlin, Hamburg, Bremen, Schleswig-Holstein, Nordrhein-Westfalen, Rheinland-Pfalz und Baden-Württemberg, Brandenburg und Thüringen. Überall müssen Kindergarten- und Schulkinder von Montag, Dienstag oder Mittwoch an zu Hause bleiben. Hessen will ab Montag den Unterricht aussetzen. Die Schulen blieben aber geöffnet, sagte Ministerpräsident Volker Bouffier (CDU).

          Laschet: „Die Eltern sind verpflichtet“

          Der bayerische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) kündigte an, dass von Montag an in Bayern ausnahmslos alle Schulen, Kindergärten und Kindertagesstätten geschlossen bleiben und erwartet eine generelle Schulschließung in allen Ländern. Die bayerische Anordnung soll vorläufig bis zum Ende der Osterferien am 20. April gelten; dann soll es eine Bestandsaufnahme geben. Wie der bayerische Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) mitteilte, soll für diejenigen Schüler der Klassen eins bis sechs eine Notfallbetreuung an den Schulen eingerichtet werden, von denen beide Elternteile, oder, im Fall von Alleinerziehenden, das eine Elternteil in „systemkritischen Berufen“ tätig sind. Söder hob hervor, dass kein Schüler Nachteile erleiden solle, etwa, was das Abitur betrifft. Das solle nicht verschoben werden, kündigte Piazolo an.

          Am Freitag beschloss auch das nordrhein-westfälische Kabinett in einer Sondersitzung, dass auch im bevölkerungsreichsten Bundesland am Montag sämtliche Schulen vorsorglich geschlossen werden. Am Montag und Dienstag werden zunächst noch Lehrer für eine Notbetreuung zur Verfügung stehen. Für Kindertagesstätten gilt von Montag an ein Betretungsverbot. „Die Eltern sind verpflichtet, ihre Aufgabe zur Erziehung der Kinder wahrzunehmen“, sagte Ministerpräsident Armin Laschet (CDU) am Freitag. Es gelte nun unbedingt, ältere und schwächere Menschen vor der heimtückischen Bedrohung schützen, da das Virus für sie besonders gefährlich sei. Deshalb warnte der Ministerpräsident eindringlich davor, Kinder zu den Großeltern zur Betreuung zu geben. „Mir ist bewusst, dass diese Distanzierung einer jeden Familie, die Distanzierung von Enkeln und ihren Großeltern, das die jedes Herz beschwert.“

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