Schätzung des RKI : Corona-Pandemie könnte zwei Jahre dauern
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RKI-Präsident Lothar Wieler appellierte auch an die Solidarität der Bevölkerung. Bild: dpa
Die Dauer hänge auch stark davon ab, wann ein Impfstoff verfügbar sei, so das Robert Koch-Institut. Für die Gesundheit der Menschen in Deutschland wurde die Risikobewertung auf „hoch“ gesetzt.
Das Robert Koch-Institut (RKI) geht von einer mehrjährigen Dauer der weltweiten Infektionen aus. „Wir gehen von einem Zeitraum von zwei Jahren aus“, sagte RKI-Chef Lothar Wieler am Dienstag. Man wisse, dass Pandemien in Wellen verliefen. Deren Geschwindigkeit kenne man aber nicht genau. Es werde Jahre dauern, bis der erwartete Infektionsanteil von 60 bis 70 Prozent erreicht sei. Stark hänge die Dauer auch davon ab, wann ein Impfstoff eingesetzt werden könne. Dies könne ab dem kommenden Jahr der Fall sein. Hinsichtlich der von den verschiedenen Staaten verhängten Einschränkungen müsse die Lage immer wieder neu bewertet werden.
Zudem stuft das RKI das Risiko für die Gesundheit der Bevölkerung nun als „hoch“ ein. Wieler begründete die Änderung der Risikoeinschätzung am Dienstag in Berlin mit der großen Dynamik der Pandemie und dem starken Anstieg der Fallzahlen. Das Risiko für die Bevölkerung variiere von Region zu Region und könne regional auch „sehr hoch“ sein, wie im Landkreis Heinsberg in Nordrhein-Westfalen.
„Müssen alle wirklich viel Solidarität zeigen“
Bislang war die Gefährdung für die Gesundheit der Bevölkerung in Deutschland durch Corona als insgesamt „mäßig“ eingestuft worden. Wieler sagte zugleich, es müsse davon ausgegangen werden, dass die Erkrankungszahlen wesentlich höher seien, als sie dem RKI übermittelt würden. Das liege an den begrenzten Test- und Übermittlungskapazitäten. Der RKI-Präsident bekräftigte zugleich, es müsse weiterhin alles getan werden, um die Ausbreitung einzudämmen, um das Gesundheitssystem nicht zu überlasten.
„Wir müssen alles tun, um Infektionsketten zu unterbrechen“, so Wieler. Sonst habe man bald Millionen Infizierte. „Klar ist, dass wir wirklich alle viel Solidarität zeigen müssen“, appellierte er an die Bevölkerung. Zwar würden die meisten nur mild erkrankten. Jeder einzelne könne aber etwas tun, um diejenigen zu schützen, die aufgrund ihres Alters und Vorerkrankung mit einem schweren Krankheitsverlauf rechnen müssten. Dies betreffe nach bisherigem Stand etwa jeden fünften Erkrankten. Krankenhäuser forderte Wieler auf, die Intensivkapazitäten zu verdoppeln.
Die Zahl der bestätigten Coronafälle in Deutschland lag bis Montagabend laut RKI bei 6012 Infizierten, das waren mehr als 1100 Fälle mehr als am Vortag. Die in den Vereinigten Staaten ansässige Johns-Hopkins-Universität ging unterdessen am Dienstag bereits von mehr als 7200 bestätigten Infektionen in Deutschland aus. Auch diese Zahlen berücksichtige das RKI bei der Planung, so Wieler.