Robert-Koch-Institut : „Ende der Epidemie nicht in Sicht“
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Lars Schaade, Vizepräsident des Robert Koch-Instituts, mit Susanne Glasmacher (l), Sprecherin des RKI, und einer Gebärdendolmetscherin (r) Bild: dpa
Die Zahl der Coronavirus-Neuinfektionen bleibt in Deutschland niedrig, die Ansteckungsrate steigt aber leicht. In den Altersheimen steigt die Zahl der Covid-19-Erkrankungen. Zu regelmäßigen Tests für Fußball-Profis hat das RKI eine klare Position.
Das Robert-Koch-Institut (RKI) sieht trotz gesunkener Zahl der Neuinfektionen keinen Anlass zu weitgehenden Lockerungen der Kontakteinschränkungen. „Wir haben in den vergangenen Wochen einiges erreicht“, sagte der Vize-Präsident des Robert-Koch-Instituts, Lars Schaade, zwar am Dienstag in Berlin. „Aber ernst ist die Situation dennoch immer noch. Es ist kein Ende der Epidemie in Sicht, die Fallzahlen können wieder steigen.“
Am besten wäre es aus epidemiologischer Sicht, die Zahl der Neuinfektionen soweit wie möglich zu drücken. Allerdings müsse man auch andere Faktoren wie etwa die Wirtschaft in den Blick nehmen. Der derzeitige Weg der Lockerung sei ein „ganz vernünftiger Kompromiss“. Solange es aber keinen Impfstoff gebe, müsse es weiter Auflagen geben. Selbst wenn es in Deutschland keine neuen Fälle gebe, könnte das Virus von außen wieder ins Land kommen, sagte Schaade. Ein Ende der Kontaktsperre sei bei einem Stopp der Neuinfektionen zwar theoretisch möglich. Es müsse aber immer die Bereitschaft geben, diese wieder hochzufahren.
Die Behandlungskapazitäten für Coronavirus-Patienten in Deutschland sind nach RKI-Angaben nach wie vor ausreichend vorhanden. „Bei derzeitigem Stand sind keine Engpässe in den nächsten Tagen absehbar“, sagte Schaade. Dies könne sich aber jederzeit ändern und sei regional unterschiedlich. Festzustellen seien zunehmende Ausbrüche in Alters- und Pflegeheimen.
Schaade hält es nicht für sinnvoll, Fußball-Profis regelmäßig auf das Coronavirus zu testen. Die Tests sollten vielmehr für medizinische Indikationen eingesetzt werden. Er sehe nicht, warum „bestimmte Bevölkerungsgruppen ... routinemäßig gescreent werden sollten“. In der Politik und im Profi-Fußball gibt es Überlegungen, den Spielbetrieb in der Bundesliga Anfang Mai mit Geisterspielen wieder aufzunehmen. Dies würde aber routinemäßige Tests der Spieler voraussetzen, da der Mindestabstand in einem Fußballspiel nicht eingehalten werden kann.
Die Zahl der in Deutschland mit dem Coronavirus infizierten Menschen gab das RKI am Dienstag mit 143.457 an – ein Plus von 1785 seit dem Vortag. Die Johns-Hopkins-Universität (JHU) meldete 147.065 Infizierte. Das RKI, das nur die elektronisch übermittelten Zahlen aus den Bundesländern berücksichtigt und seine Aufstellung einmal täglich aktualisiert, registrierte bislang 4598 Todesfälle, die JHU 4862 Tote. Die Zahl der Genesenen betrug etwa 95.200, das sind 3.700 mehr als am Vortag. Das Durchschnittsalter der Erkrankten liegt laut RKI derzeit bei knapp über 50 Jahren.
Besonders betroffen sind weiterhin die Länder Bayern mit 38.310 Fällen (1336 Tote), Baden-Württemberg mit Baden-Württemberg mit 28.712 Fällen (1031 Tote) und Nordrhein-Westfalen mit 29.389 Fällen (896 Tote).
Die Ansteckungsrate ist leicht angestiegen. Diese liege jetzt bei 0,9, heißt es im Lagebericht des RKI. Das bedeutet, dass statistisch ein Infizierter weniger als einen weiteren Menschen ansteckt. Am Samstag hatte der Wert bei 0,8 gelegen. Das RKI und auch Kanzlerin Angela Merkel haben wiederholt betont, der Wert müsse dauerhaft unter eins liegen, damit die Epidemie eingedämmt wird.