Corona-Ausbruch auf Gemüsehof : Bayern kündigt weitere Reihentests bei Erntehelfern an
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Auf dem Hof in Mamming stehen fast 500 Menschen unter Quarantäne. Bild: dpa
Im bayerischen Mamming haben sich 174 Erntehelfer mit dem Coronavirus infiziert, fast 500 Menschen stehen unter Quarantäne. Grüne und SPD geben der bayerischen Staatsregierung Mitverantwortung.
Nach einer Corona-Masseninfektion auf einem großen Gemüsehof im bayerischen Mamming stehen fast 500 Menschen unter Quarantäne und dürfen den Betrieb nicht mehr verlassen. Ein Sicherheitsdienst überwacht das Ausgehverbot. Insgesamt 174 Erntehelfer wurden bei der Reihenuntersuchung positiv auf den Corona-Erreger Sars-CoV-2 getestet, wie das Landratsamt Dingolfing-Landau am Samstagabend mitteilte.
„Um eine weitere Ausbreitung zu vermeiden, müssen wir zum Schutz der Bevölkerung leider diesen Schritt gehen“, erklärte Landrat Werner Bumeder (CSU). Zuvor hatten sich in dem Betrieb bereits sieben Mitarbeiter infiziert, dies war der Anlass des Reihentests.
Die bayerische Gesundheitsministerin Melanie Huml (CSU) kündigte weitere Reihentestungen von Saisonarbeitskräften in anderen landwirtschaftlichen Betrieben an, zunächst in Niederbayern.
Bei dem Betrieb handelt es sich um einen großen Gemüsehof, der Erdbeeren, Gurken, Kohl und Rote Bete anbaut, die Gurken aber nur für Einlegegläser. Mamming ist eine ländliche Gemeinde mit gut 3300 Einwohnern.
Bumeder appellierte an die Bürger, Ruhe zu bewahren: „Nach unseren Informationen handelt es sich um einen geschlossenen Personenkreis.“ Auf dem Hof wurden infizierte von nicht infizierten Mitarbeitern getrennt, das Gelände ist nun von einem Absperrzaun umgeben.
Zu wenig Kontrollen?
Grüne und SPD gaben der bayerischen Staatsregierung Mitverantwortung. Die zwei Oppositionsfraktionen warfen Ministerpräsident Markus Söder (CSU) und seinem Kabinett vor, die Kontrolle der Unterkünfte von Saisonarbeitern zu vernachlässigen. „Das kann sich bitter rächen, wenn solche lokalen Infektionsgeschehen ausgreifen und regionale Lockdowns angeordnet werden müssen“, sagte Jürgen Mistol, der parlamentarische Geschäftsführer der Grünen.
Das sieht die SPD ganz ähnlich: „Wir haben nach dem Corona-Ausbruch in dem Wiesenhof-Schlachthof Mitte Mai bereits ein Sonderkontrollprogramm auch für Bauernhöfe mit Erntehelfern gefordert“, sagte Umweltexperte Florian von Brunn. „Gerade die Hygienebedingungen am Arbeitsplatz und die Wohnverhältnisse müssen aus unserer Sicht scharf kontrolliert werden. Das ist offensichtlich nicht passiert.“ Der Ausbruch sei „mit Ansage“ gekommen.
305 Neuinfektionen an das RKI gemeldet
Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten nach Angaben des Robert Koch-Instituts (RKI) 305 neue Corona-Infektionen innerhalb eines Tages. Damit waren seit Beginn der Corona-Krise mindestens 205.269 Menschen in Deutschland nachweislich mit dem Virus infiziert, wie das RKI am Sonntagmorgen meldete (Datenstand 26.7., 0.00 Uhr). Die Zahl der Neuinfektionen liegt damit wieder deutlich unter dem Niveau von Freitag und Samstag mit je mehr als 800 bzw. 700 Neuinfektionen, allerdings übermitteln nicht alle Gesundheitsämter am Wochenende ihre Werte an das RKI.
In Deutschland starben nach den RKI-Angaben bislang 9118 mit dem Virus infizierte Menschen – seit dem Vortag kamen jedoch keine neuen Todesfälle hinzu. Bis Sonntagmorgen hatten 190.000 Menschen die Infektion nach RKI-Schätzungen überstanden.
Die Reproduktionszahl, kurz R-Wert, lag nach RKI-Schätzungen mit Datenstand 25.7., 0.00 Uhr, in Deutschland bei 1,24 (Vortag: 1,08). Das bedeutet, dass ein Infizierter im Mittel etwas mehr als einen weiteren Menschen ansteckt. Der R-Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen etwa eineinhalb Wochen zuvor ab.