Warten auf Touristen : Kein Corona auf Capri
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Warten auf die Touristen: Marina Grande, der Haupthafen auf Capri Bild: Reuters
Ohne Impfung sieht auch Italien keine Rückkehr zur Normalität. Covid-freie Inseln versprechen zudem die Wiederbelebung des Tourismus, deshalb hat nun eine Impfkampagne begonnen – die sehen aber einige skeptisch.
Nach zunächst heftigem Streit zwischen Regionen im Süden des Landes und der Zentralregierung in Rom startet Italien nun doch eine nationale Operation für covid-freie Inseln. An diesem Freitag beginnt auf den Äolischen Inseln nördlich von Sizilien die Reihenimpfung der gesamten volljährigen Bevölkerung. Auf der Insel Salina sollen zivile und militärische Sanitätskräfte alle rund 1400 erwachsenen Einwohnern die erste Impfdosis verabreichen.
Die Operation soll spätestens bis zum Wochenende abgeschlossen sein. Ziel ist es, bis zum Beginn der Sommersaison alle ständigen Einwohner der Inseln sowie die saisonalen Angestellten in Fremdenverkehrsbetrieben und im Gastgewerbe mit den erforderlichen zwei Impfdosen vollständig zu immunisieren. In einer ersten Etappe sollen die Menschen auf jenen kleinen Inseln durchgeimpft werden, wo es keine oder nur rudimentäre medizinischen Einrichtungen gibt. Anschließend wird auf größeren Inseln wie Lampedusa und Linosa, den südlichsten „Außenposten“ Italiens im Mittelmeer, geimpft. Dort beginnt die Impfoperation am Sonntag.
Widerstand von Urlaubsregionen auf dem Festland
Mitte April hatten die Regionalpräsidenten von Sardinien und Sizilien in einem Schreiben an die Regierung in Rom gefordert, alle zusammen 6,6 Millionen ständigen Einwohner der beiden Inseln möglichst rasch zu impfen. Auf den größten Inseln im Mittelmeer mit einem stark entwickelten Fremdenverkehr könne die Wiederbelebung des Tourismus „einen wichtigen Beitrag zum Neustart unserer Wirtschaft leisten“, hatte es in dem Schreiben geheißen. In den Häfen und auf den Flughäfen der Inseln sei es leicht möglich, alle Reisenden zu kontrollieren, die ihrerseits mittels „grünem Pass“ ihre Impfung, ihre Genesung oder einen negativen Test nachweisen müssten.
Der Vorschlag war auf heftigen Widerstand von Urlaubsregionen auf dem Festland gestoßen, die gegenüber den Inseln nicht ins Hintertreffen geraten wollen. Landesweit sind in Italien knapp 26 Prozent der rund 60 Millionen Einwohner mit der ersten Dosis geimpft. Die zweite Dosis haben gut elf Prozent erhalten. Der Tourismus macht gut 13 Prozent der Wirtschaftskraft Italiens aus, doch im „Pandemiejahr“ 2020 waren die Einnahmen aus dem Fremdenverkehr um mehr als die Hälfte eingebrochen.
Der Regionalpräsident der Region Kampanien, der Sozialdemokrat Vincenzo De Luca, hat nach zähen Verhandlungen mit Rom erreicht, dass die Einwohner der unter Touristen besonders beliebten Inseln Capri, Ischia und Procida im Golf von Neapel ungeachtet der landesweit gültigen Priorisierung vollständig durchgeimpft werden können. Seit der letzten Aprilwoche ist die Massenimpfkampagne dort so weit vorangeschritten, dass diese sich bis Mitte Mai das Prädikat „Covid-frei“ vergeben können – jedenfalls, was die Verabreichung der ersten Impfdosis angeht.
Ministerpräsident Mario Draghi hat die Öffnung Italiens für den Fremdenverkehr von Mitte Mai an verkündet. Mit einem nationalen „grünen Pass“ sollen Touristen aus dem Ausland sich in allen 20 Regionen des Landes frei bewegen können. Als „grüner Pass“ für Italien soll zunächst eine Impfbescheinigung, ein Nachweis einer Genesung oder ein Testnachweis, der nicht älter als 48 Stunden sein darf, aus dem Herkunftsland dienen. Später ist die Einführung eines elektronischen „grünen Passes“ geplant. In Südtirol gilt bereits seit dieser Woche, dass Besucher aus dem In- und Ausland mit einem „grünen Pass“ Restaurants und Veranstaltungen besuchen und die Dienste von Beherbergungsbetrieben in Anspruch nehmen können. Mitte Mai soll auch die Verpflichtung zu einer fünftägigen Quarantäne bei der Einreise nach Italien fallen.