Neue Metastudie zu Covid-19 : Infektion ist für jeden fünften Hochbetagten tödlich
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Ältere Menschen müssen, wie hier in Madrid, besonders intensiv auf das für sie oft tödliche Coronavirus getestet werden. Bild: dpa
Eine Analyse von Dutzenden von Corona-Studien bestätigt, dass Covid-19 weit tödlicher ist als die saisonale Grippe. Bei über 85 Jahre alten Menschen, die mit Corona infiziert sind, sterben laut Christian Drosten so viele „wie bei den Pocken im Mittelalter“.
Auf das Alter kommt es an. Am Dienstag sagte Christian Drosten in seiner jüngsten Podcast-Folge auf NDR Info: „Die Sterblichkeit geht mit zunehmendem Alter rapide nach oben.“ Für die Altersgruppe von 35 bis 44 Jahren sei das Sterberisiko einer Corona-Infektion ungefähr so hoch wie bei einer Grippe. Dagegen kämen bei Personen im Alter von 65 bis 74 Jahren auf einen Grippe-Toten schon 30 Corona-Tote. Bei den über 85 Jahre alten Menschen, die mit Corona infiziert sind, sterben laut dem Virologen so viele „wie bei den Pocken im Mittelalter“. Laut einer neuen von Wissenschaftlern in Australien und den Vereinigten Staaten erarbeiteten Studie, auf die sich Drosten bezieht, sterben in dieser Altersgruppe 22,3 Prozent der Infizierten. Das heißt: Weltweit überlebt mehr als jeder Fünfte der über Fünfundachtzigjährigen eine Infektion nicht.
Schon für die 55 bis 64 Jahre alten Corona-Infizierten gelte: Das Risiko, am Virus zu sterben, sei über 200 Mal höher, als bei einem Verkehrsunfall ums Leben zu kommen. Bei diesem Vergleich beruft sich die interdisziplinäre Forschergruppe auf die Lage in Großbritannien, während es in den Vereinigten Staaten in dieser Altersgruppe mehr als 50 Mal wahrscheinlicher ist, an den Folgen einer Corona-Infektion zu sterben, als infolge eines Unfalls auf Amerikas Straßen.
Deutlich tödlicher als die Grippe
Sehr eindeutig positionieren sich die Autoren zur Frage, wie hoch die Sterblichkeit im Vergleich zu Grippeinfektionen liegt: „Die Analyse bestätigt auch, dass Covid-19 weit tödlicher ist als die saisonale Grippe.“ Während der amerikanischen Grippesaison im Winter 2018/2019 seien, so die Autoren, bei rund 63 Millionen Infektionen rund 0,05 Prozent der Infizierten gestorben. Stand Juli sind in den Vereinigten Staaten insgesamt 0,6 Prozent aller mit dem Coronavirus infizierten Personen gestorben. Selbst wenn in der Zukunft die Risikogruppen und damit vor allem die Älteren konsequent geschützt würden, könnte die Sterberate, so die Studie, bloß auf 0,3 Prozent gesenkt werden. Im pessimistischsten Szenario droht Amerika eine Sterberate von 0,9 Prozent, was rund 290.000 mehr Corona-Tote als im günstigsten Fall bedeutet.
Auch eine Übersicht über die Corona-Sterberaten in verschiedenen Nationen bietet die vom australischen Epidemiologen Gideon Meyerowitz-Katz geleitete Studie. Demnach ist die Sterberate mit 2,7 Prozent in Italien am höchsten. Die geringste Sterberate wurde mit 0,5 Prozent in der amerikanischen Stadt Salt Lake City gemeldet. Bei den über 75 Jahre alten Infizierten liegt Großbritannien mit einer Sterberate von 24,5 Prozent deutlich vorne. Umgekehrt ist die Sterblichkeit unter jüngeren Menschen sehr gering. Von den unter Fünfunddreißigjährigen sterben demnach weltweit nur 0,004 Prozent der Corona-Infizierten. Auch unter den 35 bis 44 Jahre alten Infizierten ist die Sterberate mit 0,06 Prozent vergleichsweise gering.
Kritisch betrachten die Autoren die in Statistiken oft bemühte Fallsterblichkeit. Sie sei „irreführend“, weil sie nur Erkrankte erfasst. Beim Coronavirus aber verlaufe ein hoher Anteil asymptomatisch oder mit milden Symptomen. Deshalb sei die Sterberate nach Infektionen „zuverlässiger“ und deshalb in der Metastudie verwendet worden. Strenge Maßstäbe legte das Forscherkollektiv auch auf die Qualität der berücksichtigten Einzelstudien an. Von anfangs 111 berücksichtigten Studien hätten letztlich nur 33 den aufgestellten Kriterien genügt. Auf deren Basis ist dann die Metastudie entstanden.