Vor dem Virus sind wir alle gleich – fast
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Den Kampf gegen das Virus führen alle gemeinsam - und jeder für sich. Bild: dpa
Es befällt Fürsten und Fernfahrer, Profisportler und Kita-Kräfte – und es zwingt uns alle, daheim zu bleiben. Und trotzdem trifft die Krise manche viel härter.
Die außerordentliche Fernsehansprache, mit der sich die Bundeskanzlerin am Mittwochabend an die Nation wandte, haben über diverse Kanäle rund 25 Millionen Menschen verfolgt. 25 Millionen: Das ist die Größenordnung, in der sich sonst nur Spiele der Fußball-WM mit deutscher Beteiligung bewegen. Ein solches televisionäres Gemeinschaftserlebnis hat es lang nicht gegeben, und eine derartige Quote dürfte auch so schnell nicht mehr erreicht werden – allein schon, weil es auf längere Sicht keine Länderspiele mehr geben wird.
In früheren Zeiten hätte man bei einer Sendung mit diesem Marktanteil von einem „Straßenfeger“ gesprochen. Deutschlands Straßen freilich waren an jenem sonnigen Mittwoch alles andere als leergefegt und am Donnerstag und am Freitag auch nicht. An ihrem Lebensrecht auf Latte macchiato werden manche wohl so lang festhalten, bis Markus Söder persönlich sie in ihre Wohnung eskortiert. Dort werden sie dann endlich das tun, womit die Vernünftigeren schon seit längerem beschäftigt sind: am Computer sitzen. Nachrichten schauen. Drosten hören. Eine weitere Packung Spinat ins Gefrierfach quetschen. Die Kinder, falls vorhanden, bei Laune halten. Und vielleicht mal wieder anrufen bei alten Freunden, von denen man ja weiß, dass sie nun vermutlich ebenfalls zu Hause hocken.
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