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Produktion umgestellt : Deutsche Hersteller entwickeln Luftfilter gegen Corona

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Ein Mann spricht bei der Präsentation eines Luftfilters. Bild: Sebastian Gollnow/dpa

Mobile Raumluftfilter helfen gegen das Coronavirus, wenn es zum Lüften zu kalt ist. Produzenten in Deutschland steigen neu in das Geschäft ein und sehen auch Chancen für die Zeit nach der Pandemie.

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          Mit Beginn der kalten Jahreszeit wird Lüften als wichtige Waffe gegen die Verbreitung des Coronavirus schwieriger. Mehrere Bundesländer wollen daher hochwertige mobile Raumluftfilter für Klassenzimmer fördern. Auch aus der Bundespolitik gibt es entsprechende Forderungen. Für Restaurants oder Büros könnten solche Geräte ebenfalls interessant sein. Die Nachfrage steigt, doch könnte die Industrie überhaupt liefern oder drohen Engpässe wie bei Schutzmasken und Beatmungsgeräten im Frühjahr?

          Mehrere Unternehmen haben seit Beginn der Corona-Pandemie mobile Luftfilteranlagen gegen Viren entwickelt. Dazu gehören auch Trotec aus Heinsberg in Nordrhein-Westfalen und Wolf aus dem bayerischen Mainburg. Bei beiden bemerkt man inzwischen ein deutliches Anziehen der Nachfrage und steigende Lieferfristen.

          Drei bis vier Wochen betrug die Wartezeit zuletzt bei Trotec, drei bei Wolf. Alexandra Goertz, Geschäftsführerin bei Trotec, ist zuversichtlich, dass die Industrie die Nachfrage auch bei einem Boom bedienen kann – wenn auch mit gewissen Wartezeiten, wie sie sagt. Bei Wolf geht man von einer Produktionskapazität von rund 1000 Geräten pro Woche aus, bei einem geschätzten potenziellen Bedarf von 40.000 bis 50.000 alleine für die Schulen in Deutschland.

          Eine weitere Herausforderung ist die Beschaffung der Teile. Die Komponenten seien nicht besonders exotisch, sagt Goertz. Engpässe bei speziellen Teilen könne man nicht ausschließen, doch bisher klappe es gut, heißt es. Auch bei Wolf hat man das Thema im Auge.

          Groß wie ein Kühlschrank

          Die Geräte der beiden Anbieter weisen gewisse Ähnlichkeiten auf. Es sind Kästen in Kühlschrankgröße, die einfach in den Raum – beispielsweise ein Klassenzimmer – gestellt werden, nötig ist nur eine Steckdose. Dann saugen sie Luft an, schicken sie zuerst durch einen gröberen Vorfilter und dann durch einen speziellen Filter, der in der Lage ist, auch Viren weitestgehend aus der Luft zu holen.

          Die Qualität dieses Filters ist nach Ansicht von Experten wie Christian Kähler von der Universität der Bundeswehr in Neubiberg essenziell für die Wirksamkeit. Er hat bereits mehrere Geräte getestet, unter anderem von Trotec. Kähler nennt zudem zwei weitere Bedingungen für einen erfolgreichen Einsatz: Um die Luft schnell zu reinigen, müssen die Geräte ein Mehrfaches des Raumvolumens pro Stunde filtern und dabei leise genug sein, um im Dauerbetrieb zu laufen.

          Technisch war die Entwicklung für die Unternehmen mit Erfahrung im Luftfilterbereich kein Hexenwerk – auch weil sich viel aus anderen Geräten übertragen lässt, wie Goertz bestätigt. Wolf-Chef Thomas Kneip sagt: „Unser Produkt ist eine Adaption einer bestehender Technik, welche bereits in Krankenhäusern oder Reinräumen eingesetzt wird.“

          Neu im Programm

          Beide Unternehmen haben Teile der Produktion umgestellt, um die erhoffte Nachfrage zu bedienen. Finanziell ist die Entwicklung der Geräte ein kleines Risiko für die Unternehmen – aber natürlich auch eine Geschäftschance. „Wie bei allen Produkten wollen wir auch Geld damit verdienen“, sagt Kneip, betont aber, normale Preise zu verlangen. „Wir haben uns an den üblichen Margen orientiert.“ Der Preis soll auch im Vergleich wettbewerbsfähig sein.

          Und Kneip hofft, dass die Virenfilter keine Eintagsfliegen der Corona-Krise werden. „Langfristig könnte gereinigte Luft auch in Hotels oder Tagungsräumen zum Qualitätsmerkmal werden“, sagt er. Das muss man sich allerdings auch leisten können. Einige Tausend Euro kosten die Geräte typischerweise, die Luftfilter, die je nach Hersteller nach ein bis zwei Jahren ausgetauscht werden sollen, einige Hundert.

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