RKI-Zahlen stagnieren : Ungewöhnliche Häufung von Atemwegsinfekten bei Kindern
- Aktualisiert am
Krankenpflegerin Josephin Kampmann steht in einem Zimmer der Corona-Intensivstation des Universitätsklinikums Essen und behandelt einen Patienten Bild: dpa
Das Robert Koch-Institut hat 6164 Corona-Neuinfektionen registriert, die Inzidenz sinkt minimal auf 64,2. Mediziner beobachten mit Sorge, dass Kinder, die während des Lockdowns wenig Außenkontakte hatten, nun geballt Infektionen nachholen.
Die Sieben-Tage-Inzidenz in Deutschland ist im Vergleich zum Vortag leicht gefallen. Das Robert Koch-Institut (RKI) gab den Wert der Neuinfektionen pro 100.000 Einwohner und Woche am Sonntagmorgen mit 64,2 an. Zum Vergleich: Am Vortag hatte der Wert bei 64,4 gelegen, vor einer Woche bei 61,4. Die Gesundheitsämter in Deutschland meldeten dem RKI binnen eines Tages 6164 Corona-Neuinfektionen. Das geht aus Zahlen hervor, die den Stand des RKI-Dashboards von 04.09 Uhr wiedergeben. Vor einer Woche hatte der Wert bei 7774 Ansteckungen gelegen.
Deutschlandweit wurden nach den neuen Angaben binnen 24 Stunden neun Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 28 Todesfälle gewesen. Das RKI zählte seit Beginn der Pandemie 4.252.300 nachgewiesene Infektionen mit Sars-CoV-2. Die tatsächliche Gesamtzahl dürfte deutlich höher liegen, da viele Infektionen nicht erkannt werden.
Die Zahl der in Kliniken aufgenommenen Corona-Patienten je 100.000 Einwohner innerhalb von sieben Tagen – den für eine mögliche Verschärfung der Corona-Beschränkungen wichtigsten Parameter - gab das RKI zuletzt am Freitag mit 1,65 an. Der Vergleichswert der Vorwoche ist geringfügig niedriger. Ein bundesweiter Schwellenwert, ab wann die Lage kritisch zu sehen ist, ist für die Hospitalisierungs-Inzidenz unter anderem wegen großer regionaler Unterschiede nicht vorgesehen. Der bisherige Höchstwert lag um die Weihnachtszeit bei rund 15,5.
Die Zahl der Genesenen gab das RKI mit 4.024.300 an. Die Zahl der Menschen, die an oder unter Beteiligung einer nachgewiesenen Infektion mit Sars-CoV-2 gestorben sind, stieg auf 93.786.
Kinder unter sechs Jahren holen Infekte nach
Eine ungewöhnliche Häufung von Atemwegsinfekten bei Kindern bereits ab dem Spätsommer beunruhigt Mediziner. Betroffen seien vor allem unter Sechsjährige, sagte Jakob Maske, Sprecher des Bundesverbandes der Kinder- und Jugendärzte, der Deutschen Presse-Agentur. Aufgrund von Kita-Schließungen und anderen Corona-Maßnahmen im vergangenen Winter und Frühjahr seien sie bisher nicht in Kontakt mit bestimmten Erregern gekommen. „Die Infekte werden jetzt nachgeholt.“
Gefährlich sind bestimmte Erreger wie das Respiratorische Synzytial-Virus (RSV) vor allem für Frühgeborene und vorerkrankte Kinder im ersten Lebensjahr. Die Ärzte sorgen sich um ihre Versorgung im Herbst und Winter. Dem Verbandssprecher zufolge ist es schon jetzt sehr mühsam, kleine Patientinnen und Patienten stationär in Kinderkliniken unterzubringen. Hintergrund sei auch, dass zu wenige Kinderkrankenpflegerinnen und -pfleger ausgebildet würden.
Größere RSV-Ausbrüche unter Kindern wurden bereits im Mai aus Israel und in den Sommermonaten aus den USA, Australien und Japan gemeldet. Das RKI mahnte deshalb schon im Sommer an, sich auf ein ähnliches Szenario vorzubereiten. Im September seien doppelt so viele Ein- bis Vierjährige pro Woche mit Atemwegsinfekten in Kliniken eingewiesen worden wie in den Jahren vor der Pandemie, erläuterte das RKI auf dpa-Anfrage.