In Quarantäne mit dem Peiniger
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Wenigstens kurz raus aus der Wohnung: Eine Frau strickt auf einer Terasse in Wuhan, dem Epizentrum der Corona-Pandemie. Bild: Reuters
Häusliche Gewalt hat in China während der Ausgangssperren deutlich zugenommen. Polizisten sind aufgrund von Überarbeitung kaum in der Lage den Straftaten nachzugehen.
Vor zwei Wochen sprang eine junge Frau in der chinesischen Provinz Shanxi in der Morgendämmerung aus dem Fenster eines Hochhauses. Kurz vor ihrem Suizid hatte sie noch eine Kurznachricht im sozialen Netzwerk Wechat verbreitet: „Ich habe immer gedacht, häusliche Gewalt ist weit weg von mir. Heute durchlebe ich einen Albtraum. Angst und Hilflosigkeit ersticken mich. Jeglicher Lebensmut hat mich verlassen.“ Die Polizei bestätigte später, dass der Ehemann der Frau Gewalt angetan hatte. Die Schwester des Opfers sagte der Zeitung „The Paper“, die Ehe schien ihr immer intakt gewesen zu sein. In jüngster Zeit habe sie aber kaum noch Kontakt zu ihrer Schwester gehabt – wegen der Corona-Krise.
Der Fall warf ein Schlaglicht auf ein Phänomen, das sich in China weitgehend im Verborgenen abspielt: Im Zuge von Ausgangssperren und Heim-Quarantäne hat häusliche Gewalt offenbar deutlich zugenommen. Das berichten Aktivisten wie Wan Fei, der eng mit der Polizei in seiner Heimatstadt Jingzhou zusammenarbeitet. In einer einzigen Polizeistation seien im Februar 162 Hilferufe wegen häuslicher Gewalt eingegangen – mehr als dreimal so viele wie im gleichen Monat des Vorjahrs, sagt der Leiter der Frauen- und Kinderrechtsorganisation „Unter dem blauen Himmel“.
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