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Aus Bremen importiert : Kann eine deutsche Schweinshaxe zur Corona-Infektion in China führen?

Hat eine deutsche Schweinshaxe für einen Virus-Ausbruch in China gesorgt? Bild: Picture-Alliance

China macht ein aus Deutschland importiertes Lebensmittel für die Corona-Infektion eines Kühlhaus-Arbeiters verantwortlich. Aber kann sich das Virus auf der Verpackung einer gefrorenen Schweinshaxe überhaupt so lange halten?

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          Zum wiederholten Mal hat China gefrorene Lebensmittel oder deren Verpackungen, die mit Sars-CoV-2 kontaminiert gewesen sein sollen und aus dem Ausland in die Volksrepublik importiert wurden, für eine Corona-Infektion verantwortlich gemacht. Im aktuellen Fall soll sich ein Arbeiter in einem Kühlhaus in der ostchinesischen Stadt Tianjin an der Verpackung einer gefrorenen Schweinshaxe angesteckt haben.

          Peter-Philipp Schmitt
          Redakteur im Ressort „Deutschland und die Welt“.

          Die Haxe kam nach Angaben der staatlichen Zeitung „Global Times“ zunächst aus Bremen und wurde dann über Tianjin weiter nach Dezhou gesendet. Nach der Infektion des Manns seien Virus-Spuren an der Verpackung entdeckt worden. Acht weitere Personen seien in Quarantäne, und Tianjin sei im „Kriegsmodus“, womit offenbar weitere strengere Corona-Maßnahmen gemeint sind. China hat nach offiziellen Angaben seit Monaten kaum noch Corona-Neuinfektionen, nur kleinere lokale Ausbrüche von Covid-19 sind bekannt geworden.

          Tests unter Laborbedingungen

          Das Coronavirus wird ganz überwiegend über Tröpfchen-Infektion verbreitet, und zwar durch die Luft. Allerdings könne eine Übertragung über Kontakt- und Schmierinfektion weiterhin nicht ausgeschlossen werden, heißt es dazu vom Bundesinstitut für Risikoforschung (BfR). „Hierbei gelangen Erreger, die sich auf den Händen befinden, an die Schleimhäute der Nase oder des Auges, wo sie zu einer Infektion führen können.“ Wie auch andere Coronaviren kann Sars-CoV-2 über einen längeren Zeitraum auf festen und trockenen Oberflächen überleben, das Virus bleibt infektiös.

          Mehrere Studien haben sich in den vergangenen Monaten mit der Stabilität des Virus beschäftigt. Sie kamen zu teils unterschiedlichen Ergebnissen. Schon im April stellten amerikanische Forscher fest, dass das neuartige Coronavirus nach starker Kontamination bis zu drei Stunden als Aerosol, bis zu vier Stunden auf Kupferoberflächen, bis zu 24 Stunden auf Karton und bis zu zwei bis drei Tage auf Edelstahl und Plastik infektiös bleiben kann. Australische Wissenschaftler schrieben im Oktober, dass Sars-CoV-2 bei 20 Grad Celsius noch bis zu 28Tage auf Oberflächen wie Glas, Edelstahl und Papier nachweisbar war – allerdings fand auch diese Studie unter Laborbedingungen statt.

          Nach BfR-Angaben ist selbst die im Labor ermittelte Stabilität des Coronavirus Sars-CoV-2 in den meisten Fällen geringer als diejenige von vielen anderen Krankheitserregern. Und das, obwohl die in den Studien genannte Stabilität der Viren im Labor unter optimalen Bedingungen und mit hohen Viruskonzentrationen ermittelt worden sei. In der Praxis sei zu erwarten, dass die Stabilität wegen zusätzlicher Faktoren wie etwa Tageslicht, schwankender Temperatur und Luftfeuchtigkeit geringer ist.

          Allerdings weiß man auch, dass Sars-CoV-2 bei niedrigen Temperaturen auf feuchten Oberflächen wesentlich länger infektiös bleiben kann. Auch dazu haben Wissenschaftler im Labor geforscht und in einer vorläufigen Veröffentlichung, einem Preprint-Artikel, festgestellt, dass das neuartige Coronavirus auf Fisch, Hühner- und Schweinefleisch nach drei Wochen Lagerung „bei 4°C, -20°C und -80°C noch infektiös war und sich die Virusmenge dabei nur wenig reduziert hatte“. Für die Studie eines Forscherteams aus Irland und Singapur wurden allerdings wieder sehr hohe Viruskonzentrationen genutzt. Eine Übertragung, wie China sie im Zusammenhang mit der Schweinshaxe aus Bremen gemeldet hat, ist zumindest theoretisch also möglich.

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