Drogenbericht : Deutschland dröhnt sich zu
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Ein Fund der synthetischen Droge Crystal Speed in Bayern (Archivbild). Zum vierten Mal in Folge ist die Zahl der Drogentoten in Deutschland gestiegen. Bild: dpa
2015 sind fast 20 Prozent mehr Menschen an ihrem Drogenkonsum gestorben als im Vorjahr. Die Bundesregierung und das BKA legen einen ernüchternden Lagebericht vor.
In Deutschland werden mehr Drogen genommen als in den Jahren zuvor, es sterben mehr Menschen an Rauschgift, und die Zahl der Straftaten in diesem Zusammenhang ist ebenfalls gestiegen. Das teilten der Präsident des Bundeskriminalamtes (BKA), Holger Münch, und die Drogenbeauftragte der Bundesregierung, Marlene Mortler (CSU), am Donnerstag in Berlin mit.
Die Zahl der Todesopfer nach Rauschgiftgebrauch betrug im vergangenen Jahr 1226, im Jahr zuvor waren es noch etwa 200 weniger. Das ist der dritte Anstieg im Jahresvergleich nacheinander. 2012 waren 944 Todesopfer registriert worden.
Zum ersten Mal als Konsument harter Drogen wurden im vergangenen Jahr fast 21.000 Menschen auffällig. Im Jahr davor waren es noch etwas mehr als 20.000 gewesen. Die Zahl der Rauschgiftdelikte stieg um zwei Prozent gegenüber 2014 auf mehr als 282.000.
84 Prozent aller Todesopfer sind Männer
Damit gibt es einen kontinuierlichen Anstieg der Straftaten seit dem Jahr 2010. Mortler erinnerte daran, dass zwar immer noch weit mehr Menschen an den Folgen des Rauchens stürben, nämlich mehr als 100.000. Dennoch dürfe man „nicht wegschauen“, was die Rauschgiftopfer angehe. 84 Prozent aller Todesopfer sind Männer, der Altersdurchschnitt liegt bei 38 Jahren. Zu Beginn des Jahrtausends starben Rauschgiftopfer im Durchschnitt im Alter von 32 Jahren. Hauptursache für den Tod ist eine Überdosis der Rauschmittel, die allein oder in Verbindung mit anderen Substanzen eingenommen wurde. Mortler sagte, mit Blick auf die Todesursache sei Heroin nach wie vor die „illegale Droge Nummer eins“.
Die Zahl sogenannter erstauffälliger Konsumenten von Heroin stieg vom Jahr 2014 zum Folgejahr um 15 Prozent, beim Kokain um sieben Prozent, nachdem es bei diesen beiden Rauschgiften jahrelang rückläufige Entwicklungen gegeben hatte. In einer Mitteilung des BKA und der Drogenbeauftragten heißt es: „Der steigende Trend bei erstauffälligen Konsumenten synthetischer Drogen bleibt seit 2010 weiterhin ungebrochen.“
So wurden beim Crack 235 neue Konsumenten gezählt, bei LSD 286 und bei Ecstasy mehr als 2700 Fälle. Das bedeutet jeweils einen Zuwachs gegenüber dem Vorjahr. Die mit Abstand meisten Neukonsumenten wurden bei den Amphetaminen registriert: 11.765. Auch das bedeutet eine Steigerung im zweiten Jahr in Folge. Beim kristallinen Methamphetamin (Crystal) ist die Zahl der Erstkonsumenten dagegen leicht gesunken auf 2500 Fälle im vergangenen Jahr.
Afghanistan ist der größte Heroinlieferant für Europa
Der bedeutendste Opiumproduzent der Welt und wichtigste Heroinlieferant für den europäischen Markt bleibt Afghanistan, auch wenn die Anbaufläche dort im vorigen Jahr gegenüber 2014 nach Schätzungen um fast zwanzig Prozent auf 183.000 Hektar zurückgegangen ist. Auf dieser Fläche wurde im Jahr 2015 Schlafmohn angebaut, der für die Herstellung von 3300 Tonnen Opium reicht.
Trotz des Rückgangs der Anbaufläche in Afghanistan ist nach Auskunft der Fachleute der „Zufuhrdruck“ von Heroin nach Europa nach wie vor hoch. Die wesentlichen Herkunftsländer des Kokains sind weiterhin Kolumbien, Peru und Bolivien. Kolumbien ist das bedeutendste Anbauland. Die Anbauflächen nahmen in jüngerer Zeit um mehr als 40 Prozent zu auf 69.000 Hektar.
Die synthetischen Drogen kommen überwiegend aus dem benachbarten Ausland nach Deutschland, Ecstasy und Amphethamin größtenteils aus den Niederlanden, Crystal fast ausschließlich aus der Tschechischen Republik. Der Großteil des in Deutschland sichergestellten Haschischs stammt aus Marokko und kommt über Spanien, Frankreich und die Niederlande.
Zurzeit ist ein Gesetzentwurf im Gesetzgebungsverfahren, der das Verbot sogenannter Neuer Psychoaktiver Stoffe erleichtern soll, indem nicht mehr einzelne Stoffe, sondern ganze Stoffgruppen verboten werden.