Nach Vergiftung in Köln : Gefahr beim Glukosetest?
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Was müssen Schwangere bei einem Glukosetest beachten? Bild: dpa
Der Tod einer jungen Frau und ihres Babys erschüttert das Vertrauen in Glukosetests, inzwischen wurden drei Kölner Apotheken geschlossen. Wir haben zusammengefasst, was Schwangere wissen sollten.
Viele Male jeden Tag wird in deutschen Frauenarztpraxen der sogenannte orale Glukosetoleranztest durchgeführt, um herauszufinden, ob die werdende Mutter an einem Schwangerschaftsdiabetes leidet. Ein eigentlich nebenwirkungsfreies Diagnostikverfahren. Doch seit in dieser Woche bekanntwurde, dass eine 28 Jahre alte Kölnerin und ihr per Notkaiserschnitt geborenes Kind nach einem solchen Test gestorben sind, weil dem in einer Apotheke abgefüllten Glukosepräparat ein Narkosemittel beigemischt war, sind Frauen verunsichert.
Bis zum Samstag hieß es aus Ermittlungskreisen, es sei immer noch unklar, wie das toxische Mittel in den Glukosebehälter der Kölner Apotheke gelangt sei; weder Fahrlässigkeit noch Vorsatz seien auszuschließen. Auch wenn sich Hinweise verdichten, dass nur Glukosepräparate aus der Kölner Apotheke betroffen sind, stellen sich Schwangere in ganz Deutschland Fragen. Wir versuchen, sie zu beantworten.
Wie läuft der orale Glukosetoleranztest ab?
Für den Test trinken Frauen ein Glas Wasser, in dem eine bestimmte Menge Glukose aufgelöst ist. Nach einiger Zeit, die je nach Testverfahren unterschiedlich sein kann, wird der Frau Blut entnommen, um die Höhe des Blutzuckers zu bestimmen und um damit pathologische Werte zu erfassen.
In welcher Schwangerschaftswoche wird der Test gemacht?
Der Test sollte zwischen der 25. und 28. Schwangerschaftswoche durchgeführt werden. Bei Verpassen dieses Zeitfensters ist ein Nachholen bis zur 33. Schwangerschaftswoche möglich. Es gilt aber: Je früher erkannt wird, ob die Frau Diabetes hat, desto besser ist das für die Gesundheit von Mutter und Kind. Frauenärzte raten: Frauen, die nach den Ereignissen in Köln Bedenken haben, den Test durchzuführen, sollten mit ihrem Arzt sprechen und das Zeitfenster in keinem Fall einfach verstreichen lassen.
Welches Risiko gehen werdende Mütter ein, wenn sie auf den Test verzichten?
Der Test wird in den Mutterschaftsrichtlinien empfohlen und von den Kassen bezahlt. Der Grund: Unerkannter Schwangerschaftsdiabetes kann Akut- und Langzeitfolgen für Mutter und Kind haben. So erklären Frauenärzte: Durch den erhöhten Blutzuckerspiegel der Mutter komme es auch zu mehr Zucker im kindlichen Blutkreislauf, der mit einer vermehrten Insulinausschüttung beantwortet werde. Dadurch werde das Ungeborene deutlich fettleibiger.
Aber auch Störungen in der Ausbildung der Lungen und der Blutbildung des Kindes können die Folge sein, so dass der Säugling nach der Geburt durch eine Unterzuckerung Schwierigkeiten mit der Atmung und der Anpassung an das Leben außerhalb des Bauches bekommen könnte. Für die Mutter stelle ein hohes Geburtsgewicht des Kindes ein mögliches Risiko für Komplikationen während der Geburt dar. Die Rate an Kaiserschnitten bei Patientinnen mit Diabetes sei signifikant höher und auch die Rate der schwerwiegenden Geburtsverletzungen. Neben diesen akuten Folgen können auch Langzeitschäden entstehen. Dazu gehörten Übergewicht und eine gestörte Glukosetoleranz beim Kind ebenso wie die Entwicklung eines sogenannten metabolischen Syndroms bei der Mutter.
Gibt es Alternativen zur Zuckerlösung, um einen Schwangerschaftsdiabetes zu diagnostizieren?
„Der orale Glukosetoleranztest ist international der Goldstandard, um diese Diagnose zu stellen“, sagt Frauenarzt Dietmar Schlembach aus dem Vorstand der Deutschen Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe. Alternativen gebe es nicht wirklich. „Alleine das Messen des Blutzuckers im Blut hat nicht dieselbe sichere Aussagekraft wie der Test.“
Gibt es auch Fertiglösungen, die nicht in der Apotheke angemischt werden?
Hier heißt es von der Bundesvereinigung Deutscher Apothekerverbände: Meist handle es sich bei der Anwendung in der Schwangerschaft um Glukose-Mengen, die von Fertigprodukten abweichen, so dass die rezepturmäßige Herstellung erforderlich wird. Mediziner Schlembach meint, Schwangere, die sich Sorgen machen, könnten ihren Arzt aber natürlich darum bitten, den Test mit einer Fertiglösung durchzuführen. „Es gibt auf dem Markt diese Lösungen, und viele Frauenärzte setzen sie auch ein.“