Fotograf Horst Faas : Den Krieg so brutal zeigen, wie er ist
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Das Grauen das Krieges: Auf einer Straße in der Nähe von Saigon liegen am 27. November 1965 die Leichen von amerikanischen und vietnamesischen Soldaten Bild: Horst Faas / dapd
Seine Bilder aus dem Vietnamkrieg machten ihn berühmt. Pulitzer-Preisträger Horst Faas hat Maßstäbe gesetzt. Fast ein halbes Jahrhundert arbeitete er bei der Nachrichtenagentur Associated Press. Nun ist er im Alter von 79 Jahren gestorben.
Horst Faas war dabei, als sich Richard Nixon und Anwar Sadat vor den Pyramiden von Gizeh die Hände reichten, er hat Muhammad Ali fotografiert, während der im Trainingslager auf einen Sandsack eindrosch, und den ugandischen Diktator Idi Amin zeigt er mit ausgestrecktem Zeigefinger bei einer seiner Reden. Die Gesten könnten nicht unterschiedlicher ausfallen - und doch laufen sie auf dasselbe Ziel hinaus: Macht zu demonstrieren. Und so ist es kein Wunder, dass die Bilder allesamt ein Moment von Unbehagen auslösen. Denn das übergeordnete Thema im fotografischen Werk von Horst Faas war die Ohnmacht.
Elf Jahre lang, vielleicht länger als jeder andere Fotoreporter, berichtete Faas von den Schlachtfeldern des Vietnamkriegs. Als Leiter des Büros von Associated Press in Saigon war er maßgeblich für die Bildproduktion rund um die Kampfhandlungen verantwortlich. So war er es, der die Veröffentlichung der heute bekanntesten Aufnahme jener Zeit durchsetzte: Nick Uts Bild der fliehenden Familie vor einem Napalmangriff - im Vordergrund das nackte Mädchen Kim Phuc.
Faas bildete in Vietnam so viele einheimische wie ausländischen Fotografen aus, dass man von „Horst’s Army“ sprach. Und er engagierte sich für das Werk von gefallenen Kollegen wie Larry Burrows und Henri Huet, das er in dem Buch „Lost over Laos“ zusammenstellte. Faas war aber auch selbst an Kriegsschauplätzen. Mit seiner Aufnahme einer Hubschrauberattacke auf ein Camp der Vietcong nahm er die erschreckenden Perspektiven aus Coppolas Film „Apocalypse Now“ vorweg. Und mit der trauernden Vietnamesin über einem in Plastikfolie verschnürten Leichnam - seinem wohl berühmtesten Foto - schuf er eine grausame Variante der Pietà und eine Ikone des Leids. Für solche Bilder wurde er mit dem Pulitzer-Preis und dem Robert Capa Award ausgezeichnet - den höchsten Würdigungen im Fotojournalismus. Erst vor wenigen Jahren hat die Deutsche Gesellschaft für Photographie seine Arbeiten mit der Ausstellung „Visible War“ auf Tournee durch etliche deutsche Kunsthallen geschickt.
Faas wurde schon 1967 in Vietnam durch einen Granatsplitter an beiden Beinen verletzt. Seit er sich 2005 bei einem Korrespondententreffen in Hanoi eine Infektion zugezogen hatte, war er von der Taille an abwärts gelähmt. Sein Zustand verschlimmerte sich kontinuierlich. Am Donnerstag ist er im Alter von 79 Jahren in München gestorben.