Studie zum Freizeitverhalten : Viel Internet, wenig Oper
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„Freizeit-Monitor“: Die Deutschen bleiben lieber drinnen. Bild: dpa
Eine Umfrage zeigt: Fernsehen bleibt die beliebteste Freizeitaktivität der Deutschen. Zwischen Gering - und Besserverdienern gibt es allerdings große Unterschiede im Freizeitverhalten.
Für die Deutschen bleibt das Fernsehen – vorerst – die liebste Freizeitbeschäftigung; von 100 Befragten nennen es 97 an erster Stelle. Allerdings zeigen sich zwischen Jungen und Alten, Ärmeren und Reicheren zunehmend große Differenzen im Freizeitverhalten. Nach dem jüngsten „Freizeit-Monitor“, einer repräsentativen Umfrage, welche der Tabakkonzern BAT seit drei Jahrzehnten jährlich in Auftrag gibt, ist das Internet allerdings auf dem Weg nach vorn; es belegt unter allen Befragten den vierten Rang der beliebtesten Freizeitaktivitäten – nach Fernsehen, Radio hören und Telefonieren (von zu Hause aus). Der Fernsehkonsum der Deutschen nimmt dabei mit dem Alter zu. Das belegte eine Studie des Statistischen Bundesamts, die gleichfalls in dieser Woche in Berlin vorgestellt wurde. Danach sahen Rentner im Durchschnitt mehr als 18 Stunden pro Woche fern, Jugendliche lediglich mehr als elf Stunden.

Politischer Korrespondent in Berlin.
Bei Jugendlichen und jungen Erwachsenen (im Alter von 14 bis 24 Jahren) steht das Internet schon vor dem Fernsehen auf Rang eins der beliebtesten Freizeitaktivitäten, 99 Prozent von ihnen nutzen es regelmäßig. Bei den Jugendlichen (bis 18) ist Freizeit insgesamt sogar überwiegend mit digitaler Beschäftigung identisch, sie nennen in der Umfrage unter ihren zehn liebsten Freizeitaktivitäten sechs, die in der digitalen Welt verankert sind: Internet, Handy, Computer, Soziale Medien, mit Mobiltelefon spielen und Musik aus elektronischer Quelle hören.
Die Nutzung des Internets hat sich als Freizeitbeschäftigung in der aktuellen Umfrage, die im Juli stattfand, in der allgemeinen Beliebtheit erstmals vor das Lesen von Zeitungen und Zeitschriften geschoben, das auf Rang fünf rutschte. Zu den abnehmenden Beschäftigungen zählen auch die Kategorien „Mit Kindern spielen“ oder „Freunde und Bekannte zu Hause treffen“; am stärksten ist im Vergleich der vergangenen fünf Jahre die Aktivität „Kaffeetrinken/Kuchen essen“ in der Beliebtheit gesunken – um zwölf Prozentpunkte auf 52Prozent.
Die größten Abweichungen im Freizeitverhalten misst der „Freizeit-Monitor“ der Stiftung für Zukunftsfragen zwischen ärmeren und reicheren Deutschen. Die Studie stellt fest: „Die einkommensschwächeren Bundesbürger liegen bei den regenerativen Freizeitbeschäftigungen deutlich vorn.“ Mit diesem Sammelbegriff fasst die Studie Beschäftigungen wie Mittagsschlaf, Faulenzen/Nichtstun, Ausschlafen zusammen, die bei den befragten Geringverdienern (Monatseinkommen unter 1500 Euro) wesentlich öfter genannt werden als bei den „Besserverdienern“ (Einkommen mehr als 3000 Euro). Diese Bevölkerungsgruppe wiederum verbrachte häufiger Zeit mit Internet und Computer und mit kulturellen Angeboten – die oft mit Ausgaben verbunden sind.
In der diesjährigen Ausgabe stellte der „Freizeit-Monitor“ erstmals eine „schwarze Liste“ jener Freizeitaktivitäten zusammen, von der eine Mehrheit der Befragten angaben, sie niemals auszuüben. 90 von 100 nannten den Besuch einer Spielhalle, knapp 80 Prozent gaben an, sie läsen niemals E-Books, 71 Prozent sagten, sie seien niemals in einem Fitnessstudio zu finden, knapp 60 Prozent sind nicht ehrenamtlich tätig, und 54 Prozent äußerten, sie gingen niemals in die Oper oder ins Theater.
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