Vereinigte Staaten : Im Winter geborene Kinder sind benachteiligt
- -Aktualisiert am
Kinder, die im Winter geboren werden, sind benachteiligt Bild: ddp
Amerikaner, die in der kalten Jahreszeit geboren werden, sind weniger gebildet und gesund als ihre Landsleute. Ursache dafür könnte sein, dass Mütter mit geringem Bildungsgrad auffällig häufig im Winter Kinder bekommen. Aber warum nur?
Amerikanische Kinder, die in den Wintermonaten zur Welt kommen, haben es schwerer im Leben. Die kurios anmutende These wird seit langem durch etliche Studien bestätigt. Demnach sind Amerikaner, die im Dezember, Januar und Februar Geburtstag haben, im Durchschnitt weniger gebildet und weniger gesund als ihre Landsleute, die das Glück haben, im Frühjahr, Sommer oder Herbst geboren worden zu sein.
Arme Winterkinder! Sie haben im Durchschnitt ein geringeres Einkommen und eine kürzere Lebenserwartung. Warum das so ist, darüber wird seit langem gerätselt. Einige Forscher machen das Wetter verantwortlich: Zu wenige Sonnenstunden - dadurch könne es bei den Kindern zu einem Mangel an Vitamin D kommen. Außerdem sei im Winter Erkältungs- und Grippezeit. Andere sagen, die Schulbehörden seien schuld. Wenn Winterkinder gemeinsam mit den jüngeren Frühlings-, Sommer- und Herbstkindern eingeschult würden, leide darunter womöglich die soziale Entwicklung der Älteren. Wieder andere Wissenschaftler haben den Verdacht, dass Pestizide eine Rolle spielen. So schreiben Mediziner der Universität von Indiana in einer Studie von diesem Frühjahr, dass Kinder, die von April bis Juli gezeugt wurden, häufiger mit Geburtsfehlern zur Welt kämen. In diesen Monaten sei auch die Konzentration von Pestizidrückständen im Leitungswasser am höchsten. Eine überzeugende Erklärung für das Winterbaby -Phänomen liefert diese Studie aber wohl nicht. Denn danach sind auch Kinder, die im Frühjahr geboren werden, betroffen.
Jedes Jahr das gleiche Muster
Mit einer neuen These haben nun die Ökonomen Kasey Buckles und Daniel Hungerman von der University of Notre Dame Aufsehen erregt. Sozioökonomische Nachteile seien nicht nur Folge, sondern auch Ursache des Winterbaby-Phänomens, argumentieren die beiden Volkswirtschaftler. Eher durch Zufall fiel Buckles und Hungerman auf, dass Mütter mit geringem Bildungsgrad auffällig häufig im Winter Kinder bekommen.
Die Ökonomen wollten der Sache auf den Grund gehen und werteten Daten zu mehr als 50 Millionen Kindern aus, die zwischen 1989 und 2001 zur Welt kamen. Dabei ergab sich in jedem Jahr das gleiche Muster: Im Januar stieg der Anteil gebärender Frauen, die alleinstehend waren, keinen High-School-Abschluss hatten oder noch Teenager waren. Hungerman und Buckles behaupten nicht, dass die wirtschaftliche und soziale Lage der Mutter der einzige Grund für die potentiell schlechtere Entwicklung von Winterbabys ist. Aber zu 50 Prozent sei geklärt, warum sie schlechtere Chancen im Leben hätten.
Zugleich wirft die Studie aber neue Fragen auf: Wieso bringen arme, ungebildete Amerikanerinnen im Winter relativ viele Kinder zur Welt? Haben diese Frauen weniger Kontrolle darüber, zu welcher Jahreszeit sie Nachwuchs bekommen? Spielen die "Prom Nights", die Abschlussbälle an den High Schools im Frühjahr, eine Rolle? Oder sind gar fehlende Klimaanlagen in den Häusern armer Amerikaner der Grund dafür, dass sozial schwache Frauen mehr Winterkinder zur Welt bringen? Womöglich zeugten die Geschlechtspartner sozial schwacher Frauen aber auch während der Sommermonate weniger Kinder, weil ihre Spermienqualität durch die Hitze beeinträchtigt werde, mutmaßen Buckles und Hungerman. Auch weiterhin geben die Winterkinder also Rätsel auf.