SpaceX : Der Falke ist gelandet
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Samstagmorgen vor Florida: So sieht es aus, wenn eine Weltraumrakete auf einem Boot landet. Bild: Reuters
Zum ersten Mal ist eine Weltraumrakete unversehrt auf dem Meer gelandet und kann wiederverwendet werden. Unser Autor weiß, warum das bisher nie geklappt hat – und warum eine Landung auf dem Land noch schwieriger wäre.
Auf dem etwas unscharfen Video sieht alles ganz einfach aus. Auf dem offenen Meer, das vom Wind zu weißen Schaumkronen aufgepeitscht ist, liegt ein rechteckiger Seeleichter aus Stahl vor Anker. Plötzlich kommt von rechts oben ein extrem dünner langer Zylinder ins Blickfeld, der zunächst mit hoher Geschwindigkeit senkrecht auf einem Feuerschweif reitend auf die Stahlfläche zu schwebt.
Kurz bevor der Zylinder das antriebslose Schiff erreicht, bremst er ab, landet und steht, etwas unbeholfen balancierend, auf der Plattform. Das Feuer unter ihm erlischt, der Rauch zieht ab – und in diesem Moment wird auf der 2700 Quadratmeter großen schwimmenden Stahlfläche mit dem poetischen Namen „Natürlich liebe ich Dich noch immer“ ein Stück Raumfahrtgeschichte geschrieben. Zum ersten Mal landete eine Weltraumrakete, die zur Wiederverwendung bestimmt ist, unversehrt auf dem Meer.
Genau achteinhalb Minuten zuvor, am Freitag um 16.43 Uhr (Ortszeit), war die zweistufige Falcon-9-Rakete mit der unbemannten Kapsel Dragon (Drache) an ihrer Spitze von der Startrampe 40 des Fliegerhorstes am Cape Canaveral in Florida gestartet. Im Auftrag der Nasa sollte die Rakete die Kapsel in eine Erdumlaufbahn bringen, die für ein Rendezvous mit der Internationalen Raumstation (ISS) geeignet ist. Dazu war die Kapsel mit mehr als drei Tonnen Versorgungsgütern für die sechs Astronauten beladen, die sich zur Zeit an Bord der ISS befinden. In den vergangenen Jahren wurde die ISS schon mehrfach von der Kombination aus Falcon-Rakete und Dragon-Kapsel versorgt, die vom amerikanischen Privatunternehmen Space-X gebaut und betrieben wird.
Die Idee ist nicht neu
Obwohl es sich bei der zweistufigen Falcon-9 um eine Rakete handelt, die mit den klassischen Flüssigtreibstoffen Kerosin und Sauerstoff angetrieben wird, ist ihre erste Stufe etwas ganz besonderes. Sie ist nämlich so konstruiert, dass sie schon wenige Wochen nach einem Einsatz wieder zu einem Flug in den Weltraum starten kann. Die Idee, Weltraumgefährte zu recyclen, ist nicht neu. Die Raumtransporter der Nasa, mit deren Entwicklung vor knapp 40 Jahren begonnen wurde, waren eben so wiederverwendbar wie die mit festen Treibstoff operierenden Zusatzraketen, die bei jedem Flug eines Space Shuttle zum Einsatz kamen.
Im Vergleich zu den mehr als 8000 Raketenstarts, die es seit Beginn des Raumfahrtzeitalters im Jahr 1957 gab, flogen die Space Shuttle allerdings sehr selten, nämlich nur 135 Mal. Für alle anderen Weltraumflüge galt die schon von Wernher von Braun bei den ersten Raktenversuchen während des Zweiten Weltkriegs in Peenemünde praktizierte Wegwerfregel: Satelliten und einige Reste von Raketen verglühen am Ende ihrer Dienstzeit im Orbit in der Erdatmosphäre. Die meisten Raketenteile gehen jedoch nach einem Start irgendwo weit weg von Land im Ozean nieder und versinken.
Mit der fast 50 Meter langen und im Durchmesser gut 3,50 Meter großen ersten Stufe der Falcon-9 soll sich das nun grundsätzlich ändern. Sie kann wiederverwendet werden, allerdings nur, wenn es gelingt, sie nach einem Start sicher und unversehrt zu landen. Bei früheren Flügen traf die Rakete bei ihrer Rückkehr zwar den Seeleichter, explodierte aber beim Aufsetzen oder beim Umkippen kurz nach der Landung. Im Dezember gelang es erstmals, die mit neun Triebwerken ausgerüstete Rakete nach dem Start eines Nachrichtensatelliten auf dem Gelände des Cape Canaveral sicher auf den Boden zu bringen.