Eurovision Song Contest : „Glorious“ könnte wie „Euphoria“ klingen
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Sie soll für uns nach Malmö fahren: die Sängerin der Band Cascada, Natalie Horler, mit ihrem Lied „Glorious“. Manche halten den Song aber für ein Plagiat. Bild: dapd
Nun diskutiert auch die Musikbranche über Plagiatsvorwürfe. Es sind Stimmen laut geworden, die meinen Cascadas Lied „Glorious“ sei eine Kopie.
Die letzten Töne des Siegertitels waren kaum verhallt, da wurden auch schon die ersten Plagiatsvorwürfe laut. Klingt „Glorious“ von Cascada, der deutsche Beitrag für den Eurovision Song Contest (ESC) in Malmö, nicht genau wie der Vorjahressieger „Euphoria“ von der schwedischen Sängerin Loreen?

Redakteurin in der Wirtschaft.
Thomas Schreiber, Unterhaltungschef des NDR und ARD-Koordinator Unterhaltung, wiegelt am Montag ab. Plagiatsvorwürfe gehörten zur Folklore des ESC. „Jedes Jahr gibt es Versuche, den ESC zu skandalisieren.“ So sei zum Beispiel Loreen im vergangenen Jahr vorgeworfen worden, dass ihr Song „Euphoria“ bei David Guetta und Rihanna abgekupfert worden sei.
Ein Gutachten soll Klarheit bringen
Trotzdem lässt Schreiber die Vorwürfe gegen Cascada prüfen. Am Samstag hat er ein musikwissenschaftliches Gutachten in Auftrag gegeben. Es soll herausfinden, ob die Dance-Pop-Nummer der Gruppe um Sängerin Natalie Horler eine Kopie des mystischen Popsongs von Loreen ist. Aber welche Konsequenzen könnte das Ergebnis des Gutachtens haben? Müsste die Band, falls die Wissenschaftler ein Plagiat feststellen, auf eine Teilnahme verzichten? Darüber will Schreiber nicht spekulieren. „Diese Untersuchung bedeutet zunächst einmal, dass wir versuchen, ein objektives und im Zweifelsfall auch für ein Gericht relevantes Gutachten zu erhalten - mehr nicht.“
Bis die Ergebnisse der Untersuchung vorliegen, gehen die Diskussionen aber weiter. So schreibt der ESC-Kenner Jan Feddersen in seinem Blog, „Glorious“ klinge „für dance-ungeübte Ohren wie alle Musik, die in Großdissen so gespielt wird“. Für Menschen, die kein Gefühl für Jazz oder Blues hätten, hörten sich aber auch alle Jazz- oder Blues-Songs gleich an. Mike Wilhelm, Informatiker und Musiker mit Klavierausbildung, der in einem „Plagiat-Pranger“ Hunderte von Fällen zusammengetragen hat, erkennt im Refrain sogleich die Ähnlichkeit: „Die Tonfolgen und auch der Rhythmus der Worte ,Glorious’ und ,Euphoria’ sind sehr ähnlich.“
„Es sind zwei unterschiedliche Lieder“
Von einem Plagiat könne man aber nur sprechen, wenn auch die Melodie die gleiche wäre. „Es klingt, als habe sich hier jemand den Vorjahres-Erfolg als Vorlage genommen und das Konzept kopiert.“ Cascada-Sängerin Natalie Horler hält die Plagiatsvorwürfe für unberechtigt: „Wir können die beiden Lieder gerne mal übereinanderlegen. Es sind zwei unterschiedliche Lieder.“ Die vom NDR beauftragten Wissenschaftler werden es vielleicht noch besser wissen.