Costa Concordia : Reederei und Kapitän beschuldigen sich gegenseitig
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Im Meerwasser rund um das Wrack der „Costa Concordia“ wurden erste Verschmutzungen gemessen. Bild: dpa
Der Kapitän der „Costa Concordia“ beschuldigt die Reederei, diese weist alle Vorwürfe zurück und belastet ihrerseits den Kapitän schwer. Unterdessen ist ein viertes deutsches Opfer identifiziert worden.
Ein viertes deutsches Todesopfer des Schiffsunglücks der „Costa Concordia“ ist am Donnerstagnachmittag identifiziert worden. Zu den tot geborgenen Deutschen gehört nach Behördenangaben ein 74 Jahre alter Mann aus Maintal in Hessen, eine 52 Jahre alte Frau aus Mittelfranken sowie ein 66 Jahre alter Berliner. Außerdem würden acht weitere Deutsche vermisst, sagte eine Sprecherin des Auswärtigen Amtes.
Der Kapitän der „Costa Concordia“ gerät indes weiter unter Druck: Die Verantwortung für den Schiffbruch liege „mit Sicherheit“ bei Francesco Schettino, sagte der Generalkommandant des zuständigen Hafenamtes, Admiral Marco Brusco, am Donnerstag in einer Anhörung des Senats in Rom. Bei einem rechtzeitigen Alarm hätte es wahrscheinlich keine Toten gegeben. Schettino habe bei der Havarie vor zwei Wochen eine „kostbare Stunde“ für die Rettung der etwa 4200 Passagiere und Crewmitglieder verstreichen lassen.
Auch die Costa-Reederei widersprach Schettino, der gesagt hatte, ein Manager habe die Unglücks-Route nahe der Insel Giglio verlangt. „Dieses Manöver war nicht autorisiert. Wir waren darüber nicht informiert“, hatte Costa-Chef Pierluigi Foschi im Senat erklärt. Schettino habe das allein entschieden. Der Costa-Manager Roberto Ferrarini gab an, Schettino habe ihn gebeten, eine gemeinsame Version für den Ablauf der Ereignisse den Behörden gegenüber abzustimmen. Das habe er abgelehnt. Schettino habe angeben wollen, dass das Schiff nach einem Stromausfall auf Grund gelaufen sei, erklärte Ferrarini.
Die Ermittlungsrichterin legte in dem Beweissicherungsverfahren eine erste Anhörung auf den 3. März - vermutlich ist Schettino auch dabei. Wegen des erwarteten Andrangs wird ein Theater in Grosseto der Schauplatz für den Termin sein, teilte Valeria Montescarchio mit. Dabei dürfte es vor allem um die Blackbox gehen, die auch die Kommunikation auf der Kommandobrücke am Abend der Havarie vom 13. Januar aufgezeichnet hat.
Im Meeresnaturschutzgebiet vor der Insel Giglio wurden erste Verschmutzungen gemessen. Das Meerwasser sei mit zwei bis drei Milligramm Tensiden pro Liter verschmutzt, während die Konzentration in der Region für gewöhnlich gegen null tendiere, teilten die Umweltbehörden der Toskana mit. Damit herrscht in dem Meeresparadies, das vom Tourismus und der Fischerei lebt, ein Grad an Verschmutzung wie an Industriehäfen, etwa dem in Marghera nahe Venedig.
Die Situation sei zwar noch „tragbar“, aber für ein Meeresnaturschutzgebiet dennoch „heikel“, sagte der Sprecher der italienischen Sektion der Umweltorganisation WWF, Gaetano Benedetto, am Donnerstag. Er zeigte sich besonders besorgt über feuerbeständige Flüssigkeiten an Bord des Wracks, Batterieflüssigkeiten, Öle, Reinigungs- und Lösungsmittel. „Man muss nicht in Alarmismus verfallen, aber man muss die Aufmerksamkeit darauf lenken“, ergänzte Benedetto.