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Co-Parenting : Zwei Papas, eine Mama

Familienfoto auf dem Sofa zuhause. Die Regenbogenfamilie die Papas Michael und Aron, Mama Franka und ihre beiden Kinder in ihrer Wohnung in Berlin Bild: Julia Zimmermann

Wenn Männer und Frauen sich zusammentun, um Kinder zu bekommen, muss nicht immer Liebe dahinterstecken: Freundschaft als Basis geht auch. Unsere Autorin hat eine Familie besucht, in der das gut funktioniert.

          10 Min.

          Michael sitzt neben Franka auf dem Sofa im Wohnzimmer, seine Hand liegt auf ihrem Knie. Ruby, 3, sitzt auf Frankas Schoß und guckt ein Bilderbuch an, und Aaron hat sich Remus, 8 Monate, vor den Bauch gebunden und steht wippend daneben. Die Stimmung ist friedlich, das Gespräch sehr reflektiert, und als Ruby aufsteht und in ihrem Zimmer hinfällt, springt Franka auf und läuft zu ihr. Michael sagt: „O je.“ Aaron fragt: „Ein Pflaster?“

          Katrin Hummel
          Redakteurin im Ressort „Leben“ der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.

          Wie eine sehr heile Familie wirken sie, diese fünf in ihrem Wohnzimmer in Berlin-Friedrichshain. Sie haben eine Fünf-Zimmer-Wohnung, in einem Zimmer steht ein Klavier, im anderen ein Doppelstockbett, da schläft Ruby. Remus schläft im Moment noch in Frankas Zimmer, und im dritten Schlafzimmer steht ein Ehebett, hier schlafen Michael und Aaron. Macht also drei Elternteile und zwei Kinder oder, anders gerechnet, eine heterosexuelle Mutter und zwei schwule Väter.

          Co-Parenting nennt sich dieses Familienmodell, gemeint sind Paare, die sich zusammentun, um Kinder zu bekommen - und nicht, weil sich die Eltern lieben. So heißt es etwa auf dem Internetportal familyship.org: „Kinderwunsch? Bei Familyship kannst du mit Menschen in Kontakt kommen, die auf freundschaftlicher Basis eine Familie gründen.“ Gegründet wurde es von Christine Wagner, einer lesbischen Ärztin aus Berlin, die ein Kind wollte. Um einen Vater zu finden, gründete sie Familyship. Heute ist ihre Tochter Milla drei Jahre alt, Wagner und Millas Vater Gianni Bettucci - ein schwuler Theatermanager - leben in zwei nahe beieinanderliegenden Wohnungen in Berlin und erziehen ihr Kind gemeinsam.

          „Eigentlich wollte ich gar keine Kinder“

          Franka, 38, und Michael, 41, haben sich nicht über Familyship, sondern vor sieben Jahren im Fitnessstudio kennengelernt. Wenige Monate später lernten Michael und Aaron, 34, einander kennen und wurden ein Paar. Irgendwann erzählte Michael Franka, dass Aaron und er Kinder wollten, aber dass das ja leider illusorisch sei. „Franka sagte nichts dazu, aber dann hat sie wohl darüber nachgedacht, jedenfalls kam sie ein paar Wochen später an und sagte, sie könne sich vorstellen, die Mutter unserer Kinder zu werden und mit uns zusammenzuziehen“, erinnert sich Michael und guckt die neben ihm sitzende Franka an, ob sie das so stehenlassen will.

          Die überlegt eine Weile, überhaupt ist sie die Ruhigste der drei und Michael derjenige, der am meisten redet, und meint dann: „Eigentlich wollte ich gar keine Kinder, aber in dieser Konstellation, mit Aaron und Michael, wollte ich dann auf einmal doch welche.“ Nicht, weil sie anders nicht an ein Kind hätte kommen können. Im Gegenteil, anders wäre es sogar viel einfacher gewesen. Sie sieht sich als eindeutig heterosexuelle Frau und hatte mehrere Beziehungen in der Vergangenheit. Aber der richtige Vater, der war eben nicht dabei. „Erst diese Familienbeziehung, die ich mit Aaron und Michael habe, ist die richtige. Die gibt mir mehr als alles, was ich vorher hatte. Es ist die perfekte Konstellation für mich“, sagt Franka. Seit sie mit Michael und Aaron zusammenlebt, hatte sie keinen Freund mehr. Und im Moment fehle ihr das auch nicht, sagt sie. „Wenn es dann mal anders ist, müssen wir gucken.“ Aaron fügt hinzu: „Er muss uns dann alle als Frankas Familie akzeptieren.“

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