Chile : 42 Soldaten bei Übungsmarsch erfroren
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Eine Frau zeigt das Bild ihres vermißten Angehörigen Bild: REUTERS
Tragödie in Chile: Mindestens 42 Soldaten erfroren bei einem Schneesturm in den Anden. Die unerfahrenen Rekruten sollen trotz eines angekündigten Unwetters zu dem Übungsmarsch geschickt worden sein.
Bei der schwersten Tragödie der chilenischen Streitkräfte zu Friedenszeiten sind in den Anden mit großer Wahrscheinlichkeit mindestens 42 Soldaten erfroren. „Die Chancen, noch jemanden lebend zu finden, sind gleich null“, sagte Heereschef General Juan Emilio Cheyre vor verzweifelten Angehörigen.
Am Freitag waren bereits 13 erfrorene Rekruten entdeckt worden. Sie lagen in Schlafsäcken und in Zelten unter einer bis zu einem Meter dicken Schneeschicht. Damit stieg die Zahl der tot geborgenen jungen Männer auf 14, nachdem am Vortag bereits eine Leiche entdeckt worden war.
Starker Schneefall
In der Bergregion etwa 500 Kilometer südlich von der Hauptstadt Santiago dauerte der starke Schneefall bei eisigen Temperaturen auch am Samstag an. Cheyre, der selbst unter Druck geriet, enthob drei Kommandeure der betroffenen Militäreinheit in der Stadt Los Angeles ihrer Posten und ordnete eine Untersuchung durch die Militärstaatsanwaltschaft an.
Präsident Ricardo Lagos rief eine dreitägige Staatstrauer aus und sprach den Angehörigen der Opfer sein Beileid aus. Bei dem bisher schwersten Militär-Unglück waren 1927 zwölf Soldaten bei dem Zusammenstoß von zwei Zügen ums Leben gekommen.
Unerfahrene Rekruten
Angehörige warfen dem Militär vor, die unerfahrenen Rekruten trotz eines angekündigten Unwetters zu dem Übungsmarsch in die Anden geschickt zu haben. Das Verteidigungsministerium widersprach Berichten, die Soldaten seien nicht mit ausreichend warmer Kleidung ausgerüstet gewesen. Es räumte aber ein, daß der Wetterbericht mißachtet worden sei.
Die Soldaten gehörten zu einer Einheit von insgesamt 433 Mann, die am Mittwoch bei einem Marsch über 25 Kilometer in der Region des 2985 Meter hohen Vulcans Antuco in einen Schneesturm geraten waren. Besonders gefürchtet ist der „weiße Wind“ mit Orkanböen und starken Schneefällen. Cheyre sprach von einem „Schnee-Tsunami“.