Charles Lindbergh : Doppelleben hinterm Doppelleben
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Flugpionier Charles Lindbergh 1939 Bild:
Der beziehungsreiche Charles Lindbergh wird zum Albtraum seiner Biographen: Mittlerweile wurde bekannt, daß der Flugpionier nicht nur eine zweite, sondern auch noch eine dritte Familie hatte.
Als Albtraum seiner Biographen erweist sich Charles Lindbergh. Vor fünf Jahren hat A. Scott Berg sein gefeiertes Buch über den Piloten veröffentlicht, der nach seinem Alleinflug über den Atlantik zu einem amerikanischen Volkshelden verklärt wurde. Teilweise minutiös zeichnete Berg das Leben Lindberghs nach; kein Detail schien ihm zu entgehen, etwa wenn er die Romanze des Flugpioniers mit seiner späteren Ehefrau Anne Morrow schilderte: "Nach einem leidenschaftlichen Rundtanz ließ sich Anne in der Halle auf ein Sofa fallen, neben eine Cousine und ein paar Freunde ihres Bruders." Ein Standardwerk habe er geschaffen, wurde Berg gepriesen; die Auszeichnung mit dem Pulitzer-Preis und eine Übersetzung ins Deutsche folgten.
Doch seit einigen Wochen wird das hyperrealistische Bild des Flugpioniers, das Berg geschaffen hat, erschüttert. Lindbergh wird in den Medien unversehens als ein Mann mit vielen Gesichtern gezeigt - mit vielen amourösen Gesichtern. Es begann mit einem Bericht in der "Süddeutschen Zeitung", die über eine Münchner Hutmacherin berichtete, mit der Lindbergh eine zweite Familie gegründet habe - streng abgeschottet von seiner Frau und seinen fünf amerikanischen Kindern. Lindbergh habe ein Doppelleben geführt: Diese Nachricht wurde rund um den Erdball verbreitet; und die drei Kinder, die der Liebesbeziehung mit der Deutschen entsprungen sein sollen, präsentierten sich alsbald im Münchner Rathaus strahlend der Öffentlichkeit. Sie erzählten eine Geschichte, um die sie jeder Romanautor und Drehbuchschreiber beneiden mußte. Wie ihre Mutter, Brigitte Hesshaimer, Anfang 1957 Lindbergh in München kennengelernt, wie die junge Frau zu dem mehr als 30 Jahre älteren Mann gefunden und wie ihr Glück sich mit der Geburt der Kinder vollendet habe. Ein Idyll malten die Geschwister Hesshaimer aus - mit einem Vater, dessen wahre Identität sie zu seinen Lebenszeiten nicht gekannt hätten, der aber bei seinen sporadischen Besuchen kaum liebevoller hätte sein können. Die Beziehung zu Lindbergh sei der "Paradiesgarten" ihrer Mutter gewesen.
Familiäre Duplizität
Lindbergh starb im Jahre 1974 - erst danach wollen die Hesshaimer-Geschwister der Mutter das Geheimnis entlockt haben, wer Careu Kent gewesen sei - der Nom d'amour Lindberghs in Bayern. Lindberghs Biograph Berg wurde nach dem Gang der Hesshaimers in die Öffentlichkeit mit Fragen bedrängt, was er von der Münchner Lovestory halte - und flüchtete sich zunächst auf das weite Feld der Psychologie. Ein Doppelleben mit einer zweiten Familie passe nicht zu Lindberghs Charakter, wurde Berg zitiert. Auch Briefe Lindberghs an seine Münchner Geliebte und Fotographien des Liebespaares, welche die Hesshaimers präsentierten, änderten an der Skepsis Bergs nichts. Es sollte aber noch schlimmer kommen für den Biographen, der sich so sicher wähnte, nach jahrelangen Studien den Charakter Lindberghs zu kennen. Die Zeitschrift "Focus" überraschte in dieser Woche ihre Leser mit der Nachricht, es gebe eine weitere geheime Familie Lindberghs in Europa; auch mit Marietta Hesshaimer, der älteren Schwester Brigittes, habe Lindbergh zarte Bande geknüpft, der zwei Söhne entsprungen seien. Lindbergh habe noch ein Doppelleben hinter dem Doppelleben geführt, an zwei verschiedenen Orten. Während Brigitte Hesshaimer mit ihren drei Lindbergh-Kindern an den Ammersee gezogen sei, habe sich ihre Schwester Marietta mit den beiden Lindbergh-Söhnen in der Schweiz niedergelassen, im Wallis. Bis ins Detail soll Lindbergh die familiäre Duplizität vorangetrieben haben: zwei Häuser für die Geliebten mit den jeweiligen Kindern, eines in Bayern, eines in der Schweiz, habe er geplant und gebaut.