Bundesgartenschau : Das Experiment an der Havel
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Blühende Landschaften: Blick über frische Buga-Beete nach Havelberg mit der Stadtkirche St. Laurentius. Bild: Andreas Pein
An diesem Samstag wird die Bundesgartenschau 2015 eröffnet. Sie ist ländlicher, kleinteiliger und nachhaltiger als alle ihre Vorgänger. Kommen mit ihr die „blühenden Landschaften“ an die Havel?
Paradox ist das schon: Als die Menschen noch in Scharen hinaus in die Vororte zogen, um in Lärchenstraßen und Akazienwegen Einfamilienhäuser zu beziehen, die von Buchenhecken umsäumt waren, fanden Bundesgartenschauen samt und sonders in den großen Städten statt. Nun, da es immer mehr Leute in die Innenstädte zieht, wählt die Bundesgartenschau den umgekehrten Weg. In diesem Jahr verlässt die Gartenschau ihre angestammten Ballungsräume und lässt sich erstmals weit aufs Land hinaustreiben - an die Havel nämlich.
Vermutet die Buga etwa, dass es nur noch der Verstand ist, der die Menschen in die Städte zieht, während ihre Sehnsüchte längst schon wieder aufs Land zurückgewandert sind? Die Macher hoffen zumindest, dass sie mit der Bundesgartenschau auch in einer Region Erfolg haben, die den meisten, wenn überhaupt, nur durch den Blick aus einem ICE-Fenster bekannt ist. „Wir sind ein Experiment“, gibt man in der Geschäftsstelle in Premnitz offen zu. „Andere ländliche Regionen schauen: Funktioniert so etwas?“
Bundesgartenschau : Eine Million Pflanzen an der Havel
Hat die Bundesgartenschau entlang des blauen Bandes der unteren Havel Erfolg, dürften sich künftig vermehrt ländliche Regionen um die Ausrichtung dieser Großveranstaltung bemühen, deren Gesamtetat in diesem Jahr bei 75 Millionen Euro liegt. Kalkuliert wird in der Premnitzer Geschäftsstelle mit 1,5 Millionen Besuchern. Zum Vergleich: Die Bundesgartenschau in Koblenz hatte 2011 mehr als 3,5 Millionen Besucher. Zur Internationalen Gartenschau in Hamburg 2013 kamen statt der erhofften 2,5 Millionen nur etwas mehr als eine Million Besucher. Am Ende blieb ein Defizit von mehr als 30 Millionen Euro zurück.
Eine Bundesgartenschau an fünf Orten
Der Erfolg einer Gartenschau lässt sich nur schwer kalkulieren. Mit großer Sicherheit lässt sich hingegen prognostizieren, dass auch die Buga 2015 in Grund und Boden geschrieben würde, sollte die angepeilte Besuchermarke verfehlt werden - und zwar unabhängig davon, was die Gartenschau denen, die gekommen sind, geboten hat oder nicht.
Wie sich das Bundesgartenschau-Erlebnis an der Havel anfühlt, lässt sich vor der offiziellen Eröffnung am Samstag freilich kaum beurteilen. Die meisten Pflanzen werden erst im letzten Moment herangekarrt, und so richtig blühen wird es erst im Mai. Vor allem aber wird das Verkehrskonzept seine Tauglichkeit erst in den Sommermonaten beweisen müssen, wenn die Besucher in Scharen von einem Veranstaltungsort zum anderen bewegt werden müssen - in ihren Autos, in Bussen und Zügen, auf Leihfahrrädern und auf Passagierschiffen. Die Buga verteilt sich in diesem Jahr auf gleich fünf Standorte: Brandenburg an der Havel, Premnitz, Rathenow, Stölln und Havelberg, das nicht mehr in Brandenburg, sondern schon in Sachsen-Anhalt liegt.
Rosen, Dahlien und Rhododendron
Die Buga fällt deshalb kleinteiliger aus denn je, die Entfernungen aber sind größer denn je. 80 Kilometer trennen Brandenburg in Brandenburg im Süden und Havelberg in Sachsen-Anhalt im Norden. „Unsere Ansage ist: Das schaffst du nicht an einem Tag“, stellen die Veranstalter klar. Wer zur Buga 2015 reist, sollte schon etwas mehr Zeit haben. Darauf stellen auch die Preise ab. 20 Euro kostet das Erwachsenenticket, das zu allen fünf Standorten je einmal Zugang bietet. Die Gäste dürfen ihre Besuche aber nach Gusto über das Jahr verteilen. Sie können ihren Besuch der Gartenschau auf zwei Wochenenden verteilen oder einen beim ersten Besuch verpassten Standort bis Mitte Oktober nachholend besichtigen.