Muss man ein Idiot sein, um an Verschwörungen zu glauben?
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„Lass dich nicht impfen, sonst kriegst du Krebs“: Querdenker-Demo in Berlin Bild: dpa
Ein Blick in den Abgrund deutscher Wahnvorstellungen: Auf Reddit vernetzen sich Angehörige von Verschwörungsgläubigen. Aber wie erreicht man jemanden, der jedes wissenschaftliche Paradigma für verdächtig hält?
Andrea hat gelernt, nicht hinzuhören, wenn ihre Mutter wieder einmal loslegt. Manchmal ist das gar nicht so einfach. „Lass dich nicht impfen, du kriegst Krebs!“, glaubt die Mutter. Unfruchtbar machten die Impfstoffe obendrein, alle Deutschen sollten ausgerottet werden, ist sie überzeugt. Andrea kann zwar selbst keine Kinder bekommen, aber das ignoriert die Mutter. Ihrer Freiheit fühlt sie sich beraubt, dabei verlässt sie auch ohne Lockdown kaum das Haus. Auf einen Corona-Test lässt sie sich nicht ein, dann gäbe sie ja ihre DNA preis. „Die da oben“ seien für die ganzen Lockdowns verantwortlich. Andrea hat aufgehört zu fragen, wer „die da oben“ eigentlich sein sollen.
Für Außenstehende ist es leicht, solche Verschwörungsmythen wegzulachen. Für Angehörige ist der Umgang damit ein Eiertanz. Andrea muss sich seit ihrem 13. Lebensjahr um ihre Mutter kümmern. Zwischenzeitlich war sie zum Studium weggezogen, mittlerweile ist sie 25 Jahre alt, absolviert eine Ausbildung und wohnt wieder zu Hause. Jedes harmlos beginnende Gespräch mit ihrer Mutter dreht sich schnell um die „bösen Asylanten, die Rothschilds“ und Kanzlerin Merkel, die nur eine „Puppe von den Juden“ sei.
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