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Argentinien : Politiker verlost sein Gehalt – und vergleicht sich mit Robin Hood

Der argentinische Politiker Javier Milei im Oktober in Buenos Aires Bild: AFP

Javier Milei spielte einst in einer Rockband und ging dann in die Politik. Nicht nur dort sorgt der Ultraliberale für Aufsehen. Seine Lieblingsgegner: Linke. Die provoziert er nun mit einer Lotterie.

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          Er sieht ein wenig aus ein jüngerer Rod Stewart. Tatsächlich hat Javier Milei auch einen musikalischen Hintergrund, er war einst Sänger einer Rockband. Sein zerzaustes Haar hat dem Argentinier den Spitznamen „peluca“ (Perücke) eingebracht.

          Tim Niendorf
          Politikredakteur.

          Erst vor wenigen Monaten gründete Milei eine eigene Partei mit liberaler Ausrichtung – und schon bald darauf saß er als gewählter Abgeordneter im argentinischen Unterhaus. Nun hat der gelernte Wirtschaftswissenschaftler sein erstes Gehalt als Politiker verlost und steht damit wieder in den Schlagzeilen.

          Bei der Lotterie sollen mehr als eine Million Menschen mitgemacht haben. Das Los wurde an einem Strand von Mar del Plata, einer Stadt im Süden der Hauptstadt Buenos Aires, gezogen. Die Show haben einige hundert Menschen verfolgt. „Das System des Sozialismus ist ungerecht“, sagte der Einundfünfzigjährige mit Blick auf den linken Präsidenten Argentiniens, Alberto Ángel Fernández. Es sei kein Populismus, „das Geld denjenigen zurückzugeben, die es erarbeitet haben – und das seid Ihr“, sagte er den Zuschauern. Das Geld gehe also nur an seine Besitzer zurück. Milei verglich sich an dieser Stelle mit Robin Hood. Dieser habe nicht den Reichen das Geld geklaut, um es den Armen zu geben; er habe die Steuereintreiber bestohlen, um das Geld denjenigen zu geben, die es zuvor verdient hätten.

          Seine Hunde hat er nach berühmten Wirtschaftswissenschaftlern benannt

          Die Sozialisten, sagte Milei mit Blick auf die linke Regierung, könnten ihren Altruismus nur mit fremdem Geld ausleben, deshalb seien sie wohl wütend, dass er nun sein Gehalt hergebe. Kritiker seiner Verlosung, die Milei nun jeden Monat abhalten will, wenden ein, dass die Politik nur noch etwas für Reiche wäre, wenn Abgeordnete kein Gehalt mehr bekämen.

          Sorgt gerne für Aufsehen: der argentinische Politiker Javier Milei im Oktober 2021 in Buenos Aires
          Sorgt gerne für Aufsehen: der argentinische Politiker Javier Milei im Oktober 2021 in Buenos Aires : Bild: AFP

          Das erste Los im Wert von umgerechnet etwa 1700 Euro gewann ein 40 Jahre alter Mann, der sein Geld auf dem Bau verdient. Von seinem Losglück habe er über das Radio erfahren, sagte er der Zeitung Clarín. „Ich werde davon meine Schulden bezahlen“, sagte er. Ein Anhänger des exzentrischen Politikers Milei sei er nicht, er habe nur des Geldes wegen bei der Verlosung mitgemacht.

          Es ist nicht das erste Mal, dass Milei für Gesprächsstoff sorgt. Im Fernsehen sagte er über sein Sexualleben, er habe schon häufiger einen Dreier gehabt. Den Bürgermeister von Buenos Aires nannte er einen „beschissenen Linken“ und seine Hunde hat er nach berühmten Wirtschaftswissenschaftlern benannt; sie heißen Milton (Friedman), Murray (Rothbard), Robert und Lucas.

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