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Zinnabbau in Indonesien : Schwimmende Minen

  • Aktualisiert am

Was aussieht wie Waterworld, sind schwimmende Pontons, die Zinn aus dem Meer fördern. Bild: Willy Kurniawan/Reuters

Indonesien gilt als der größte Exporteur für Zinn. Weil zu Land nicht mehr viel zu fördern ist, suchen einige Indonesier nun im Meer nach zinnhaltigem Sand. Umweltschützer und Fischer freut das nicht. Der Fotograf Willy Kurniawan hat ihre Arbeit dokumentiert.

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          Minenarbeiter wie Hendra zieht es aufs Meer. Früher hat der 51-Jährige auf den Zinn-Minen im Landesinneren gearbeitet. Heute aber erscheint das Absaugen von Sand vom Meeresgrund lukrativer, um an das gefragte Metall zu kommen. „An Land werden die Einnahmen immer geringer, es gibt keine Reserven mehr in der Erde. Im Ozean ist noch viel zu holen“, sagt er. Vor etwa einem Jahr hat er auf die schwimmenden Minen im Ozean gewechselt.

          Oftmals schließen sich die Pontons zu schwimmenden Inseln zusammen. Was aussieht wie aus dem Film Waterworld, sind kleine Bergwerke zur See. Mithilfe von Saugbaggern fördert man den Sand vom Meeresgrund aus bis zu 20 Metern Tiefe und wäscht diesen dann direkt auf dem Meer noch aus. Hendra, der wie viele Indonesier nur einen Namen verwendet, hat die Aufsicht über sechs solcher Pontons. Er ist bei einer Firma angestellt, die eine offizielle Erlaubnis zum Fördern von Zinn hat.

          Die Arbeiter bekommen zwischen 70.000 und 80.000 Rupiah pro Kilogramm Sand, das entspricht etwa 4,90 Dollar bis 5,60 Dollar. Ein einzelner Saugbagger kann am Tag 50 Kilogramm Sand fördern. Für viele Einwohner ist es ein lukratives Geschäft. Das verlockende Geld und der rasche Wachstum lockt auch viele an, die den Sand illegal fördern. Das ärgert den Staat und Hendra natürlich auch. 

          Auf der anderen Seite sind die Fischer und Umweltschützer der Region nicht sehr erfreut über die Aktivitäten auf dem Wasser. Viele der Küstenbewohner beklagen schlechtere Fänge oder das ihre Netze durch die Saugbagger zerstört werden. Bisher lebte man gut vom Fischfang an den Küsten. Umweltschützer sorgen sich um die Mangrovenbäume vor den Küsten. Die steigenden Zinnpreise bleiben jedoch weiterhin Ansporn für viele, weiter nach dem wertvollen Sand vor der Insel Pulau Bangka zu graben.

          Ein Wirrwarr an Gängen und Balken: Schwimmende Pontons saugen nach dem zinnhaltigen Sand.
          Ein Wirrwarr an Gängen und Balken: Schwimmende Pontons saugen nach dem zinnhaltigen Sand. : Bild: Willy Kurniawan/Reuters
          Hendra zeigt den zinnhaltigen, schwarzen Sand.
          Hendra zeigt den zinnhaltigen, schwarzen Sand. : Bild: Willy Kurniawan/Reuters
          Viele junge Menschen hoffen auf gutes Geld auf dem Meer.
          Viele junge Menschen hoffen auf gutes Geld auf dem Meer. : Bild: Willy Kurniawan/Reuters
          Viele der einfachen Fischer fürchten durch den Abbau von Zinn vor der Küste um ihre Existenz.
          Viele der einfachen Fischer fürchten durch den Abbau von Zinn vor der Küste um ihre Existenz. : Bild: Willy Kurniawan/Reuters
          Viele der Arbeiter hat es auf’s Meer gezogen, weil das Fördern von Zinn hier lukrativer ist.
          Viele der Arbeiter hat es auf’s Meer gezogen, weil das Fördern von Zinn hier lukrativer ist. : Bild: Willy Kurniawan/Reuters
          Eine schwimmende Insel: Zusammengeschlossene Pontons vor der Küste von Toboali.
          Eine schwimmende Insel: Zusammengeschlossene Pontons vor der Küste von Toboali. : Bild: Willy Kurniawan/Reuters
          Ein Mitarbeiter untersucht den abgesaugten Sand auf einem der Pontons.
          Ein Mitarbeiter untersucht den abgesaugten Sand auf einem der Pontons. : Bild: Willy Kurniawan/Reuters
          Ein Arbeiter hält den Schlauch, mit dem der zinnhaltige Sand aufgesaugt wird.
          Ein Arbeiter hält den Schlauch, mit dem der zinnhaltige Sand aufgesaugt wird. : Bild: Willy Kurniawan/Reuters
          Dimas Putra Hermawan begutachtet die Waschanlange für den Sand.
          Dimas Putra Hermawan begutachtet die Waschanlange für den Sand. : Bild: Willy Kurniawan/Reuters
          Amirudin macht Pause in der Hängematte. Er ist Aufseher der Firma PT Timah, die vor den Küsten Toboalis Zinn fördert.
          Amirudin macht Pause in der Hängematte. Er ist Aufseher der Firma PT Timah, die vor den Küsten Toboalis Zinn fördert. : Bild: Willy Kurniawan/Reuters
          Arbeiter entladen Säcke mit zinnhaltigem Sand. Am Strand von Toboali wird er gesammelt und gewogen.
          Arbeiter entladen Säcke mit zinnhaltigem Sand. Am Strand von Toboali wird er gesammelt und gewogen. : Bild: Willy Kurniawan/Reuters
          Ein Arbeiter zieht an einer Seilwinde.
          Ein Arbeiter zieht an einer Seilwinde. : Bild: Willy Kurniawan/Reuters
          Ein Fischer rastet nach getaner Arbeit im Dorf Batu Perahu.
          Ein Fischer rastet nach getaner Arbeit im Dorf Batu Perahu. : Bild: Willy Kurniawan/Reuters
          Das fertige Produkt: Zinnblöcke warten in einem Lagerhaus auf ihre weitere Bestimmung.
          Das fertige Produkt: Zinnblöcke warten in einem Lagerhaus auf ihre weitere Bestimmung. : Bild: Willy Kurniawan/Reuters
          Eine Drohnenaufnahme zeigt die Pontons entlang der Küste von Toboali.
          Eine Drohnenaufnahme zeigt die Pontons entlang der Küste von Toboali. : Bild: Willy Kurniawan/Reuters

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