Reise durch Nordkorea : Ein verschlossenes Land entdecken
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Skiort Masik-Ryong in der Provinz Kangwŏn-do Bild: Ulrike Crespo
Nordkorea ist bisher ein Reiseland für Abenteuerlustige, Diplomaten und besonders Neugierige. Staatliche Medien versorgen die westliche Welt mit Bildern, die vor allem ihrem eigenen Bild entsprechen. Die deutsche Fotografin, Psychologin und Mäzenin Ulrike Crespo wollte sich ihr ganz eigenes Bild von der Volksrepublik machen, nun ist daraus ein Buch entstanden.
Crespo folgte der Einladung eines Bekannten nach Nordkorea. Dort bekam sie die Möglichkeit, ihre vage durch die Medien geprägte Vorstellung zu überprüfen. Zurück brachte sie einen Schwung eindrucksvoller Fotos, die nun in einem Fotobuch im Kehrer Verlag erschienen sind.
Zur Beschreibung ihrer Bilder nennt die Fotografin lediglich die Orte ihrer Aufnahmen. Dies wurde in unserer Galerie beibehalten. Details zu ihrer Reise schildert Ulrike Crespo in unserem Fragebogen am Ende des Beitrags.
Was haben Sie auf Ihrer Reise durch das ferne, unbekannte Nordkorea erlebt?
Sehr schöne Landschaften, freundliche und kompetente Tourguides als Hauptansprechpartner, aber auch Hotel- und Restaurantpersonal, sehr freundlich und zugewandt.
Sie haben alle Fragen beantwortet, aber dass nicht über Politik gesprochen wurde, keine Kritik geübt wurde, ist ja auch klar.
Interessant ist natürlich auch, dass die Guides uns keine Fragen gestellt haben.
Habe mich immer sicher gefühlt.
Ich konnte fast alles fotografieren - außer im Mausoleum. Keine Einschränkung, außer dem Hinweis: „keine Menschen in Arbeitskleidung“, da die Koreaner Wert auf ordentliche, saubere Kleidung legten. Der Text dahinter war sicher: bitte nicht die Armut fotografieren.
Fotos wurden weder bei der Ein- noch bei der Ausreise zensiert.
Realität abzubilden ist unmöglich. Was ist denn die Realität? Das, was das Auge sieht? Das, was gezeigt werden soll? Das, was man aus seinen Erfahrungen zu kennen glaubt? Potemkinsche Dörfer? Wichtig erschien mir, alles auf mich wirken zu lassen und nicht alles gleich zu bewerten.
Ein Land, das in vielen Aspekten anders ist, als ich es mir in meinen vagen Bildern, geprägt durch die westlichen Medien, vorgestellt hatte.
Wie sind Sie dazu gekommen, eine Geschichte in Nordkorea zu fotografieren?
Das Thema hat sich durch die Reise selbst ergeben. So, wie auch andere Bücher mit Fotografien über frühere Reisen entstanden sind (Island und Danakil, Äthiopien).
Ich bin der Einladung eines Bekannten, eines Vielreisenden, gefolgt, der Nordkorea seit einigen Jahren bereist. Es war für mich die einmalige Möglichkeit, in ein Land zu reisen, das als äußerst verschlossen gilt.
Es ging darum, mir selbst ein Bild zu machen, von einem Land, das wir nur aus den westlichen Medien kennen und das dadurch immer eine negative Note hat.
Welche Kameras und Objektive benutzen Sie?
Canon EOS 5D, Sony Alpha 6300 4K
Auf der Reise durch Nordkorea hatte ich nur die Sony dabei, weil ich nicht sicher war, ob ich eine größere Spiegelreflexkamera einführen durfte.
Für die Sony hatte ich zwei Objektive dabei: 16 bis 70 Millimeter und 70 bis 200 Millimeter.
Was ist Ihre Lieblingsausrüstung?
Unter anderem eine Infrarot-Kamera, die war aber auf dieser Reise nicht dabei.
Wie, beziehungsweise womit, bearbeiten Sie Ihre Fotos?
Mit Aperture von Apple; mein Grafiker und Buchgestalter arbeitet mit Photoshop.
Welcher Fotograf/in inspiriert Sie?
Sarah Moon, Heinrich Kühn, Anselm Adams und andere Landschaftsfotografen, etwa Edward Burtynsky, Darren Almond und viele mehr....
Hat ein Buch Sie besonders beeindruckt?
Ich bin eine Vielleserin, aber „Hundert Jahre Einsamkeit“ hat mich vor Jahren besonders beeindruckt.
Welcher ist Ihr Lieblingsort?
Meine Wohnung in Frankfurt, der Garten in Irland, Gärten und Natur im Allgemeinen, fremde Länder: Äthiopien, die Anden, Marokko, Antarktis, Island, Grönland.....
Lieblingsrestaurant?
Das französische Restaurant „Knoblauch“ in Frankfurt, aber auch gute basis-italienische Küche, japanische Küche.
Das Wichtigste: freundliches Personal und gute Atmosphäre.
Kurzbiographie
Nach dem Abitur in Darmstadt studierte Ulrike Crespo in den siebziger Jahren Französisch, Kunstgeschichte und Archäologie in Lausanne und Genf, Schweiz. Zurück in Deutschland, in den achtziger Jahren, folgte ein Studium der Psychologie in Frankfurt am Main mit Approbation als Psychotherapeutin.
Ulrike Crespo gründete 2001 die Crespo Foundation mit Sitz in Frankfurt am Main.
Seit den neunziger Jahren setzt sie sich intensiv mit Fotografie auseinander. 2011 erschien Ulrike Crespos erster Fotoband „Twilight“. Es folgten weitere Publikationen. Zwei Veröffentlichungen („Twilight“, 2012 und „Unter der Haut des Wassers“, 2015) wurden für den Deutschen Fotobuchpreis nominiert. Ihre Fotografien wurden in Einzelausstellungen gezeigt. Sie nahm außerdem an verschiedenen Gruppenausstellungen teil.
Ulrike Crespo lebt und arbeitet in Frankfurt am Main, Wien und West Cork, Irland.
Das Buch zur Geschichte ist im Kehrer Verlag erschienen:
Kehrer Verlag, 2019
ISBN 978-3-86828-919-0
Website der Fotografin