World Press Photo Awards 2022 : Atemraubende Bilder von Krieg, Katastrophen und Kerzenschein
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Kritsiopi Panayiota, 81 Jahre alt, ist erschüttert als die Waldbrände im August 2021 ihr Haus auf der griechischen Insel Evia erreicht haben. Bild: Konstantinos Tsakalidis
Der World Press Photo Award kürt jedes Jahr die besten fotojournalistischen Arbeiten. In diesem Jahr wartet der Preis mit einer Besonderheit auf. FAZ.NET zeigt eine Auswahl der Gewinner aus den verschiedenen Regionen der Welt.
Der World Press Photo Award kürt jedes Jahr die besten fotojournalistischen und dokumentarischen Arbeiten. Dieses Jahr wurden aus 64.823 Fotografien von 4066 Fotografen aus 130 verschiedenen Ländern die Gewinner prämiert. In diesem Jahr gab es die Besonderheit, dass der Preis auch in sechs Regionen unterteilt wurde, die wiederum die bekannten Rubriken bestes einzelnes Foto, beste Geschichte, beste Langzeit-Geschichte, beste freie Geschichte und eine lobende Erwähnung der Jury enthalten.
Grund dafür war eine geographische Ungleichheit in den Einreichungen und Gewinnern. 2021 kamen nur 7 Prozent der Beiträge aus Südamerika, 5 Prozent aus Südostasien und Ozeanien und 3 Prozent aus Afrika. Diese Form des Preises repräsentiert nun die Talente und Qualitäten des Fotojournalismus weltweit. Im April werden die Gewinner des globalen Wettbewerbs bekanntgegeben.
ASIEN
Bestes Einzelfoto:
Beste Story:
Nach der Machtübernahme der Taliban in Afghanistan im August 2021 war die Zukunft des staatlich geleiteten Ariana Kinos in Kabul nicht klar. Das Kino blieb geschlossen, Personal hing in der Schwebe. Anfang 2022 blieb das Kino weiter geschlossen, weibliche Mitarbeitende durften dort nicht mehr angestellt werden.
EUROPA
Bestes Einzelfoto:
Beste Story:
Die Region Yakutien im Nordosten Russlands war 2021 vielen Waldbränden ausgesetzt. Dies führte zu massiver Umweltverschmutzung und einem schnell schmelzenden Permafrostboden. Es wird berichtet, dass die Arktis sich weitaus schneller erwärmt als man angenommen hatte.
Bestes Langzeitprojekt:
Dieses Projekt begutachtet die Umstände, die zum Ausbruch des Ukrainekrieges im Februar 2022 geführt haben. Der Fotograf Guillaume Herbaut hat die Spannungen zwischen dem Westen und dem Osten der Ukraine über acht Jahre lang dokumentiert.
NORD- und ZENTRALAMERIKA
Bestes Einzelfoto:
Bestes Langzeitprojekt:
Das Amtsjahr von Donald Trump führte die Spaltung der amerikanischen Gesellschaft nochmals deutlich vor Augen. Soziale Unruhen und wachsende Desinformation in den Sozialen Medien waren die Folge. Aus der Wahlniederlage Trumps 2020 wuchs ein Aufstand, der am 6. Januar 2021 in der Stürmung des Washingtoner Kapitols gipfelte.
Beste Freie Arbeit:
Mexiko ist der drittgrößte Opium-Produzent der Welt. Die Hälfte davon wird im armen Bundesstaat Guerrero hergestellt. Die Drogenwirtschaft hat die Gesellschaft geändert. Einfache Bauern müssen Mohn anbauen, um zu überleben. Oftmals unter Gewaltandrohung. Der Fotograf Yael Martínez hat seine Abzüge mit Kratzern und Nadelstichen bearbeitet um die Traumata und das Auskratzen der Mohnpflanzen während der Opiumproduktion zu symbolisieren.
SÜDAMERIKA:
Bestes Einzelfoto:
Beste Story:
Im August 2020 schwor Antonella (12 Jahre alt), dass sie sich die Haare schneiden würde, wenn sie nach der Coronapandemie wieder zurück in die Schule könnte. Ihr Haar war Teil ihrer Identität geworden. Im September 2021, am Wochenende bevor sie wieder zur Schule gehen konnte, schnitt sie sich die Haare kurz.
SÜDOSTASIEN und OZEANIEN
Bestes Einzelfoto:
Beste Story:
Indigene in Australien nutzen das sogenannte „cool burning“ um die Oberflächen von sehr trockenem Land langfristig vor größeren Bränden zu schützen. Die Nawarddeken im australischen Arnhemland nutzen diese Methode seit tausenden von Jahren. Der Fotograf Matthew Abbott hat die Arbeit für National Geographic begleitet.
Beste freie Arbeit:
Die Arbeit The Will to Remember kombiniert Bilder des Studentenmassakers an der Thammasat Universität in Bangkok von 1976 mit Protesten die die Fotografin Charinthorn Rachurutchata zwischen 2020 und 2022 von Protesten in Thailand aufgenommen hatte, um die Zusammenhänge und Gründe der Proteste zu verstehen. Die Fotografin verwendet die japanische Art des kintsugi, indem sie die Fotografien zerreißt und mit Lack und Goldstaub wieder zusammenfügt. Dies soll die Transformation von Traumata in die Hoffnung einer besseren Zukunft symbolisieren.


AFRIKA
Bestes Einzelfoto:
Beste Story:
Angst vor der Schule
Entführungen von nigerianischen Schülern durch bewaffnete, islamistische Gruppen nehmen im Jahr 2021 nicht ab. Die militanten Gruppen lehnen eine westliche Weltanschauung ab und sie kidnappen Kinder um damit Lösegelder oder Befreiungen von Mitgliedern der Gruppe Boko Haram zu fordern. Die Namen in dieser Geschichte wurden zum Schutz der Beteiligten geändert.
Bestes Langzeitprojekt:
Über Jahre hinweg war die ländliche Bevölkerung in Madagaskar Gewalt ausgesetzt. Sogenannte „Dahalo“, zu deutsch etwa übersetzt als “Räuber“, stehlen Vieh und bedrohen sie. Es kommt immer wieder zu tödlichen Auseinandersetzungen zwischen den Dahalo und Dorfgemeinschaften.
Beste freie Arbeit:
Seit Jahrhunderten bewohnen Beduinen die Sinai-Halbinsel unter andauernder Diskriminierung. Sie galten als Kollaborateure während der Israelischen Besetzung zwischen 1967 und 1982, weil sie ihr Land beschützten wollten. In den ägyptischen Medien sind besonderes Frauen der Beduinen oftmals klischeehaft und falsch dargestellt. In der Arbeit The Longing of the Stranger Whose Path Has Been Broken zeigt die Fotografin Rehab Eldalil nicht nur Fotografien, sondern auch Porträts von Frauen, die sie selber auf Stoff gestickt haben und selbstgeschriebene Gedichte. Die Fotografin ist selber seit 15 Jahren Aktivistin und setzt sich für die Belange dieser Gesellschaft ein.