https://www.faz.net/aktuell/fotografie/berlin-fotoaustellung-zeigt-juedische-friedhoefe-in-mitteleuropa-18586047.html

Gedenktag für Holocaust-Opfer : Jüdische Friedhöfe in Mitteleuropa

  • Aktualisiert am

Grabkultur der Gründerzeit: Der Friedhof in Czernowitz wurde 1866 errichtet und zählt rund 50.000 Gräber. In der Stadt im Westen der heutigen Ukraine lebte zu Beginn des 20. Jahrhunderts die drittgrößte jüdische Gemeinde der Habsburgermonarchie. Bild: Marcel- Th. Jacobs

Der Freundeskreis Willy-Brandt-Haus e.V. zeigt die Ausstellung „Haus der Ewigkeit. Jüdische Friedhöfe im mitteleuropäischen Kulturraum“. Zu sehen ist sie erstmalig vom 27. Januar bis 26. Februar 2023 in Berlin.

          1 Min.

          Anlässlich des Internationalen Tages des Gedenkens an die Opfer des Holocaust 2023 zeigt der Freundeskreis Willy-Brandt-Haus die Fotodokumentation „Haus der Ewigkeit“ der beiden Bildautoren Marcel-Th. und Klaus Jacobs über jüdische Friedhöfe im mitteleuropäischen Kulturraum.

          Mehr als 75 Jahre nach der Schoah und der nahezu völligen Zerstörung der vielfältigen jüdischen Kultur in Mitteleuropa, will das Projekt des „Freundeskreis zum Erhalt der jüdischen Friedhöfe im mitteleuropäischen Kulturraum e.V.“ ein Zeichen setzen. Siebzig jüdische Friedhöfe in Deutschland, Polen, der Ukraine und der Tschechischen Republik wurden für die Dokumentation mit einer analogen Kamera auf Schwarz-Weiß-Film festgehalten. Die Fotos geben Zeugnis von der vielfältigen jüdischen Sepulkralkultur.

          Jüdische Friedhöfe zählen neben Synagogen und Mikwaot (rituelle Tauchbäder) zu den unabdingbaren Einrichtungen von jüdischen Gemeinden und sind damit ein wesentlicher Bestandteil der jüdischen Alltagskultur. In ihnen spiegelt sich die große Vielfalt der einstigen jüdischen Bevölkerung. Hinter jedem Grabstein verbirgt sich die Biografie eines verstorbenen Menschen. Der Rückblick auf die Geschichte der jeweiligen jüdischen Gemeinden und ihrer letzten Ruhestätten führt das Ausmaß der Auslöschung jüdischen Lebens und Wirkens in allen vier Ländern vor Augen. Die Ausstellung will dazu beitragen, ein Stück Erinnerung zu bewahren.

          Ein Grabstein auf dem jüdischen Friedhof in der Schönhauser Allee in Berlin mit zwei verbreiteten jüdischen Symbolen: der Levitenkanne und den segnenden Priesterhänden. Die Kanne steht für einen Nachfahren des Stammes Levi, der im antiken Jerusalemer Tempel den Dienst versah. Die segnenden Hände sind das Symbol für das Geschlecht der Kohamin. Sie sprachen im Tempel den Segen über das Volk.
          Ein Grabstein auf dem jüdischen Friedhof in der Schönhauser Allee in Berlin mit zwei verbreiteten jüdischen Symbolen: der Levitenkanne und den segnenden Priesterhänden. Die Kanne steht für einen Nachfahren des Stammes Levi, der im antiken Jerusalemer Tempel den Dienst versah. Die segnenden Hände sind das Symbol für das Geschlecht der Kohamin. Sie sprachen im Tempel den Segen über das Volk. : Bild: Marcel- Th. Jacobs
          Neuer Jüdischer Friedhof in Krakau: Ein Grabstein mit Löwen. Der Löwe steht in der jüdischen Symbolik für Jehuda, einen der zwölf Stämme Israels.
          Neuer Jüdischer Friedhof in Krakau: Ein Grabstein mit Löwen. Der Löwe steht in der jüdischen Symbolik für Jehuda, einen der zwölf Stämme Israels. : Bild: Marcel- Th. Jacobs
          Mit Efeu bewachsener Grabstein auf dem Alten Jüdischen Friedhof in Kolín.
          Mit Efeu bewachsener Grabstein auf dem Alten Jüdischen Friedhof in Kolín. : Bild: Marcel- Th. Jacobs
          Ein zerbrochener Grabstein mit Davidsstern auf dem Neuen Jüdischen Friedhof in Breslau (Wrocław).
          Ein zerbrochener Grabstein mit Davidsstern auf dem Neuen Jüdischen Friedhof in Breslau (Wrocław). : Bild: Marcel- Th. Jacobs
          Zwischen Klassizismus und Orient: Die Gräber wohlhabender Familien auf dem jüdischen Friedhof in Czernowitz.
          Zwischen Klassizismus und Orient: Die Gräber wohlhabender Familien auf dem jüdischen Friedhof in Czernowitz. : Bild: Marcel- Th. Jacobs
          Grabstein auf dem jüdischen Friedhof in der Schönhauser Allee in Berlin: Ursprünglich waren die Grabinschriften auf Hebräisch verfasst. Assimilierte Juden verwendeten im 19. Jahrhundert zunehmend auch die jeweilige Landessprache.
          Grabstein auf dem jüdischen Friedhof in der Schönhauser Allee in Berlin: Ursprünglich waren die Grabinschriften auf Hebräisch verfasst. Assimilierte Juden verwendeten im 19. Jahrhundert zunehmend auch die jeweilige Landessprache. : Bild: Marcel- Th. Jacobs
          Schief, aber unzerstört: Grabsteine auf dem jüdischen Friedhof in Wyschnyzja im Westen der Ukraine.
          Schief, aber unzerstört: Grabsteine auf dem jüdischen Friedhof in Wyschnyzja im Westen der Ukraine. : Bild: Marcel- Th. Jacobs
          Unantastbare Totenruhe: Grabstein auf dem jüdischen Friedhof in Tschenstochau in Polen aus den 1930er Jahren. Jüdische Gräber dürfen nicht eingeebnet werden.
          Unantastbare Totenruhe: Grabstein auf dem jüdischen Friedhof in Tschenstochau in Polen aus den 1930er Jahren. Jüdische Gräber dürfen nicht eingeebnet werden. : Bild: Marcel- Th. Jacobs
          Antisemitische Schändung: Während der deutschen Besetzung Krakaus im Zweiten Weltkrieg wurden die Grabsteine zerschlagen und als Pflastersteine benutzt. Nach dem Krieg wurden die Fragmente zu einer „Klagemauer“ an der Ostseite des Alten Jüdischen Friedhofes aufgeschichtet.
          Antisemitische Schändung: Während der deutschen Besetzung Krakaus im Zweiten Weltkrieg wurden die Grabsteine zerschlagen und als Pflastersteine benutzt. Nach dem Krieg wurden die Fragmente zu einer „Klagemauer“ an der Ostseite des Alten Jüdischen Friedhofes aufgeschichtet. : Bild: Marcel- Th. Jacobs
          Ein Gräberwald:  Der Neue Jüdische Friedhof in Warschau.
          Ein Gräberwald: Der Neue Jüdische Friedhof in Warschau. : Bild: Marcel- Th. Jacobs
          Zerbrochener Grabstein mit Menora, dem siebenarmigen jüdischen Leuchter, auf dem jüdischen Friedhof von Lemberg.
          Zerbrochener Grabstein mit Menora, dem siebenarmigen jüdischen Leuchter, auf dem jüdischen Friedhof von Lemberg. : Bild: Marcel- Th. Jacobs
          Grabstein mit Krone auf dem jüdischen Friedhof von Tarnòw: Die Krone ist ein verbreitetes Symbol auf jüdischen Gräbern. Sie kann verschiedene Bedeutungen haben. So steht sie etwa für einen rechtschaffenden und ehrenwerten Menschen. Die SS erschoss auf diesem Friedhof im Süden Polens 10.000 Juden.
          Grabstein mit Krone auf dem jüdischen Friedhof von Tarnòw: Die Krone ist ein verbreitetes Symbol auf jüdischen Gräbern. Sie kann verschiedene Bedeutungen haben. So steht sie etwa für einen rechtschaffenden und ehrenwerten Menschen. Die SS erschoss auf diesem Friedhof im Süden Polens 10.000 Juden. : Bild: Marcel- Th. Jacobs

          Der Freundeskreis Willy-Brandt-Haus zeigt die Ausstellung „Haus der Ewigkeit - Jüdische Friedhöfe im mitteleuropäischen Kulturraum“ vom 27. Januar bis 26. Februar 2023 in Berlin.

          Weitere Themen

          Darf man in Auschwitz tanzen?

          Jüdisches Museum Wien : Darf man in Auschwitz tanzen?

          Das Jüdische Museum in Wien setzt zum Neuanfang auf gezielte Provokation. Die Ausstellung „100 Missverständnisse über und unter Juden“ geriet zu einem turbulenten Einstand für die Direktorin Barbara Staudinger.

          Die schleichende Besetzung

          Südossetien : Die schleichende Besetzung

          Der Ukrainekrieg hat in Georgien Erinnerungen an russische Angriffe wachgerufen. Seit dem Kaukasuskrieg 2008 schwelt der Konflikt zwischen Georgien und Russland. Die Fotografin Daro Sulakauri gibt Einblicke in das Leben im Grenzgebiet.

          Topmeldungen

          Porträt von Ludwig van Beethoven aus dem Jahre 1820

          Brisante Genanalyse : Beethoven war gar kein Beethoven

          Erstmals haben Forscher das Genom des Komponisten Ludwig van Beethoven sequenziert. Die Befunde sind brisant, weil sie Aufschluss über die Todesursache geben. Auch aus anderen Gründen müssen Biographien nun wohl umgeschrieben werden.
          Der frühere britische Premierminister Boris Johnson bestreitet bei seiner Anhörung am Mittwoch, das Parlament belogen zu haben.

          Auftritt vor U-Ausschuss : Boris Johnsons Wahrheit

          Der frühere britische Premierminister rechtfertigt sich vor einem Ausschuss des Unterhauses für Aussagen über eine Party im Corona-Lockdown. Die Vorsitzende des Gremiums macht ihm eine harte Ansage.

          Newsletter

          Immer auf dem Laufenden Sie haben Post! Die wichtigsten Nachrichten direkt in Ihre Mailbox. Sie können bis zu 5 Newsletter gleichzeitig auswählen Es ist ein Fehler aufgetreten. Bitte versuchen Sie es erneut.
          Vielen Dank für Ihr Interesse an den F.A.Z.-Newslettern. Sie erhalten in wenigen Minuten eine E-Mail, um Ihre Newsletterbestellung zu bestätigen.