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Sechste Zinserhöhung in Folge : Die EZB traut sich

Den nächsten Zinsschritt angekündigt: EZB-Präsidentin Christine Lagarde am Donnerstag in Frankfurt Bild: Bloomberg

Die EZB hatte sich im Kampf gegen die Inflation zu lange zu wenig zugetraut. Nun erhöht sie ihre Leitzinsen trotz der Nervosität an den Finanzmärkten. Das ist konsequent und richtig.

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          Vor einem Jahr vertraten nicht wenige Neunmalkluge die Ansicht, die Europäische Zentralbank könne ihre Leitzinsen nicht ein einziges Mal erhöhen, weil dann die Eurozone wie ein Kartenhaus einstürzen werde. Die EZB hat seitdem ihre Leitzinsen mehrfach ohne einen Einsturz der Eurozone erhöht; der aktuelle Zinsschritt fand gar in einem durch große Nervosität über die Zukunft von Banken gekennzeichneten Umfeld statt. Dies belegt: Die EZB hat ihre Linie gefunden. Diese Linie ist richtig.

          Das erhebliche Wachstum der globalen Finanzmärkte hat die vermeintlich heile Welt der Geldpolitik von vor einem Vierteljahrhundert zerstört. Zentralbanken sind nicht allein der Stabilität des Geldwerts verpflichtet, sondern sie haben heute de facto auch einen Beitrag zur Stabilität von Finanzmärkten zu leisten. Spätestens seit der Finanzkrise der Jahre 2008 und 2009 werden sie als Versicherer gegen gesamtwirtschaftliche Großrisiken beansprucht, weil keine andere Instanz so schnell und mit so großen Beträgen ein wankendes Finanzsystem stabilisiert.

          Natürlich besteht die Gefahr eines Missbrauchs der Zentralbanken in dieser Rolle – das ist das Los eines jeden Versicherers. Aber auch in Zukunft wird es immer wieder Episoden vorübergehender Unruhe an den Finanzmärkten geben; die beste Regulierung wird nicht verhindern können, dass gelegentlich eine Bank in die Bredouille gerät. Nicht immer werden Zentralbanken eingreifen müssen. Gelegentlich, wie aktuell im Falle der Credit Suisse, kann es jedoch sinnvoll erscheinen.

          Die Zentralbanken müssen lernen, die beiden Aufgaben zu verbinden. Leitzinsen bleiben das dominierende Instrument für die Sicherung der Geldwertstabilität. Für die Sicherung der Stabilität der Finanzmärkte verfügen Zentralbanken über andere Instrumente wie die vorübergehende Bereitstellung von Kreditlinien. Die EZB hatte sich im Kampf gegen die Inflation zu lange zu wenig zugetraut. Endlich legt sie die notwendige Konsequenz an den Tag.

          Gerald Braunberger
          Herausgeber.

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