Inflationserwartungen : Yellen hält gegen Fed-Falken
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Inflationserwartungen: Yanet Jellen hält dagegen. Bild: AFP
In der US-Notenbank werden Rufe nach einer strafferen Geldpolitik laut. Dem folgt aber die Finanzministerin nicht.
Wie in der Verteidigungspolitik gibt es auch in der Geldpolitik Falken und Tauben. Zu den Falken zählen die Vertreter in den Notenbanken, die einen hohen Wert auf Geldwertstabilität legen und in der Regel sehr frühzeitig eine straffere Geldpolitik fordern. Als Tauben werden dagegen die Vertreter eines expansiven, die Konjunktur unterstützenden Kurses bezeichnet. In ihrer Zeit als Präsidentin der amerikanischen Notenbank Federal Reserve (Fed) wurde Janet Yellen zu den Tauben gezählt. Auch heute als Finanzministerin der Vereinigten Staaten kann sie noch diesem Lager zugeordnet werden, was sie nun mit ihren Inflationserwartungen bestätigte.
Yellen erwartet, dass sich die Inflation bis Ende 2021 abschwächen wird. Sie rechne damit, dass die monatlichen Inflationsraten bis dahin auf ein Niveau sinken würden, das mit der Interpretation der Notenbank Fed zu Preisstabilität vereinbar sei, sagte Yellen am Mittwoch in Atlanta. Im Vergleich zum Vorjahr werde die Inflation aufgrund der anhaltenden Auswirkungen der Viruspandemie erhöht bleiben. Yellen bekräftigte ihre Ansicht, dass die derzeit hohe Inflation ein vorübergehender Effekt von Angebotsengpässen und Verschiebungen in der Ausgabennachfrage sei, die durch Pandemie und die Erholung der Wirtschaft verursacht würden.
Die Inflationsraten sind zuletzt in den Vereinigten Staaten auf Niveaus hochgeschnellt, die sich kaum mit dem Teuerungsziel der Fed von 2 Prozent vereinbaren lässt, auch wenn es ähnlich wie von der Europäischen Zentralbank (EZB) flexibel und nicht mehr statisch ausgelegt wird. Die Inflation soll über einen längeren Zeitraum im Durchschnitt 2 Prozent betragen, was ein zeitweises Unterschreiten genauso einschließt wie ein Überschießen. Doch in der Fed hat schon die Diskussion begonnen, wann der sehr expansive Kurs mit Anleihekäufen von 120 Milliarden Dollar im Monat gebremst werden soll. Vor allem die Falken dringen darauf. Zu ihnen kann Robert Kaplan gezählt werden: Der Chef der Fed-Filiale in Dallas fordert eine Drosselung der Anleihekäufe. Die Fed sollte bald und schrittweise damit beginnen, die Aufkäufe zu reduzieren, sagte er der Nachrichtenagentur Reuters. Das würde der Notenbank mehr Flexibilität geben, geduldiger bei der Frage der Zinserhöhungen zu sein.
Ein Vertreter der texanischen Fed wird erst in zwei Jahren wieder stimmberechtigtes Mitglied im Offenmarktausschuss der Fed sein. Allerdings werden auch in diesem Komitee Rufe nach einer Drosselung des Kaufprogramms laut. Fed-Präsident Jerome Powell hat nach der jüngsten Sitzung Ende Juli gesagt, dass die Wirtschaftsdaten noch nicht jenen substanziellen Fortschritt aufwiesen, der zu einer Neubewertung des Kaufprogramms veranlassen würde.
Dagegen rät Kaplan nun zu einer Anpassung der Käufe, wenn der US-Arbeitsmarkt im Juli und im August weitere Fortschritte gemacht hätte. Dies sollte schrittweise erfolgen über einen Zeitraum von etwa acht Monaten. Das würde der Fed Spielraum geben, beim Zinssatz geduldig zu sein, was wiederum weitere Fortschritte am Arbeitsmarkt erlaube. Im Juni hatte Kaplan zu der Minderheit der Fed-Mitglieder gehört, die eine Zinserhöhung in den Vereinigten Staaten bereits im kommenden Jahr für möglicherweise angebracht hielten. Die Fed-Mehrheit sah dafür erst 2023 als geeigneten Termin. Der amerikanische Leitzins liegt derzeit bei nahe null Prozent. Kaplan bezweifelt die Wirksamkeit der Anleihekäufe. Sie würden nicht viel dazu beitragen, den Arbeitsmarkt anzukurbeln. Dieser werde nicht durch mangelnde Nachfrage, sondern durch Angebotsprobleme gebremst.