Umweltrisiken : Klimastresstest zeigt Verluste
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Der Klimawandel bedrohe auch die Stabilität der Finanzindustrie, so die britische Notenbank. Bild: AP
Die britische Notenbank hat erstmals einen Klimastresstest veröffentlicht. Je nach Szenario kommt sie auf Verluste von 200 bis 330 Milliarden Pfund bis 2050. Das macht die Finanzindustrie verletzlich.
Die britische Notenbank hat in ihrem ersten Klimastresstest für das Finanzsystem mögliche Verluste von Versicherern und Banken auf der Insel bis zum Jahr 2050 in verschiedenen Szenarien geschätzt. Im schlechtesten Szenario unterstellt sie gar keinen weiteren Klimaschutz, die Temperatur werde um 3,3 Grad Celsius gegenüber der vorindustriellen Zeit steigen. Dann kommt sie auf mehr als 330 Milliarden Pfund Verluste für Banken und Versicherer über die nächsten dreißig Jahre, heißt es in ihrem diese Woche veröffentlichten Bericht.
Banken müssten in jedem Szenario Kredite und Vermögenswerte abschreiben, etwa Beteiligungen an fossilen Industrien; Versicherer hätten höhere Schäden durch Klimawandelfolgen zu tragen. Für etwa zwei Millionen Haushalte wären ihre Immobilien kaum noch versicherbar, etwa weil sie in Überschwemmungsgebieten lägen. Bei einer späten Reaktion der Regierungen auf den Klimawandel kämen 289 Milliarden Verluste auf Versicherer und Banken zu, schätzt die Bank of England.
Bei schnellem Handeln zum Schutz des Klimas ließen sich die finanziellen Folgen auf gut 209 Milliarden Pfund bis 2050 begrenzen. Die Notenbank betont unterdessen, dass alle Schätzungen mit großer Unsicherheit behaftet seien. Sam Woods, Chef der Aufsichtsbehörde PRA der Notenbank, hob hervor, dass „über die Zeit die Klimarisiken zu einer dauerhaften Belastung der Profitabilität von Banken und Versicherern werden, vor allem wenn sie nicht angemessen gemanagt werden“.
Die Notenbank drängt die Finanzbranche, ihre Anlagen in fossilen Branchen zu reduzieren, deren Wert mit dem Übergang zu einer CO2-Nullemissionswelt sinken wird. Die Verluste würden je nach Unternehmen und Szenario stark variieren, es sei aber mit einer Verringerung der jährlichen Gewinne um 10 bis 15 Prozent zu rechnen.
Die Klimarisiken-Expertin Begoña Ramos Justo von KPMG ließ sich mit den Worten zitieren, diese Größenordnung werde „das System nicht gefährden“, aber sie mache die Finanzindustrie verletzlicher. Erst vor ein paar Tagen hatte die Rede des HSBC-Managers Stuart Kirk für Wirbel gesorgt, der sich über apokalyptische Klimawarnungen lustig gemacht hatte. Die Bank hatte sich eiligst von Kirk distanziert und ihn von seinem Posten freigestellt.
Aus der regierenden Konservativen Partei sind unterdessen weitere kritische Stimmen zur Notenbank zu hören. Der Tory-Abgeordnete Steve Baker sagte, die Bank of England solle sich in einer Zeit, wo die Inflation auf 10 Prozent zusteuere, auf ihre Kernaufgabe der Geldwertstabilität und Geldpolitik konzentrieren.