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Was treiben die Banken? (1) : Da schau her: Die Banker sind nackt

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Bild: Getty Images

Vergessen Sie alles, was Sie über Banken gehört haben: Das Geschäft ist gar nicht so kompliziert. Sie leihen sich Geld und verleihen es weiter. Das ist gefährlich.

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          Mit Bankern ist es wie mit Ärzten. Sie sprechen eine Sprache, die außerhalb ihrer Branche kein Mensch versteht. Hybridkapital, Tier 2, Basel III, Hedge, Value at Risk, Zero-Bond - das sind nur ein paar Begriffe, die in den Banktürmen ganz selbstverständlich verwendet werden, außerhalb aber nur Stirnrunzeln hervorrufen. Wie die lateinischen Fachbegriffe der Ärzte, so dient auch das Vokabular der Banker dazu, sich abzugrenzen. Sie zeigen: Seht her, es ist so kompliziert, was ich mache - also mischt euch da besser nicht ein.

          Nun hat die Finanzkrise gezeigt, dass das nicht gutgeht. Seither heißt es: Kauf kein Finanzprodukt mehr, das du nicht verstehst. Und eigentlich auch: Vertrau keiner Bank mehr, deren Geschäft und Risiken du nicht verstehst. Aber wer versteht schon Banken? Wer ihre Geschäftsberichte liest oder ihren Vertretern bei öffentlichen Auftritten zuhört, der bekommt rasch den Eindruck, dass er durch Milchglas auf die Branche blickt. Alles so undurchschaubar.

          Selbst die Regulierer scheinen die Branche fürchterlich kompliziert zu finden. Oder müssten sie sonst Regelwerke erlassen, die Regale voller Aktenordner füllen? Dabei ist es gar nicht so schwierig zu verstehen, was Banken tun und wieso das gefährlich werden kann. Es braucht dafür noch nicht einmal Mathematik. Im Grunde ist es so: Banken leihen sich Geld und verleihen es weiter. Ihr Kerngeschäft ist der Kredit. Auf der Aktiva-Seite der Bankbilanz stehen dabei die Kredite, die sie etwa an Hausbauer oder Unternehmen vergeben hat und für die sie jetzt und in Zukunft Zinsen kassiert.

          Konto wirkt wie ein Kredit

          Auf der Passiva-Seite stehen die Kredite, die sie bekommen hat - etwa von anderen Banken oder eben von den Menschen, die bei der Bank ein Konto haben. Ein Konto ist zwar im engen Wortsinn kein Kredit, wirkt aber wie einer. Der Inhaber leiht sein Geld zeitweise der Bank - unter der besonderen Bedingung, dass er es jederzeit kurzfristig zurückfordern kann. Ein Konto ist also wie ein Kredit mit einer besonders kurzen Laufzeit, der sich automatisch verlängert.

          Die einfachste Bank, die wir uns vorstellen können, hat folgendes Geschäftsmodell: Sie leiht sich Geld von den Kunden, die ein Konto bei ihr haben, und verleiht es weiter an Menschen, die ein Haus bauen, oder Firmen, die investieren wollen. Damit bietet sie der Wirtschaft etwas, das ohne sie deutlich schlechter funktionieren würde. Sie führt Kreditgeber und -nehmer zusammen, und sie verhandelt die Konditionen für sie. Zudem kann sie die Kreditwürdigkeit einzelner Kreditnehmer besser prüfen, als es der einzelne Kleinsparer könnte.

          Bei dieser einfachen Bank basiert das ganze Geschäftsmodell darauf, dass sie etwas tut, das Banker Fristentransformation nennen. Sie beschafft sich Geld, das schnell von den Eignern wieder zurückverlangt werden kann. Sie verleiht das weiter in Form von Krediten, die sich häufig über Jahre oder Jahrzehnte strecken. Der Kreditnehmer, der Hauskäufer etwa, zahlt sein Haus selten schon in fünf Jahren ab. Der Kreditgeber aber, der Kontoinhaber, kann sein Geld problemlos innerhalb von wenigen Tagen der Bank entziehen und anderswo anlegen.

          Blitzschnell insolvent

          Und damit sind wir bei den Gefahren, die schon der einfachsten Bank innewohnen. Wer Geld kurzfristig aufnimmt und langfristig wieder verleiht, kann gut verdienen, solange alles gut läuft. Denn für kurzfristige Kredite muss man weniger Zinsen zahlen als man für langfristige bekommt. Doch es gibt das Risiko, dass die Kreditgeber der Bank, die Kontoinhaber, ihr Geld plötzlich abziehen, wenn ihnen etwas nicht passt. Dann ist die Bank blitzschnell insolvent.

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