
Ist das Geld sicher? : Lieber Sparkasse als N26
- -Aktualisiert am
Auch bei Smartphone-Banken müssen Kunden nicht auf die Bankkarte zum Anfassen verzichten. Bild: obs
Das Vertrauen der Kunden in die Smartphone-Bank N26 ist erschüttert. Ganz offensichtlich hat man bei N26 nicht verstanden, worauf es im Bankgeschäft im Kern ankommt.
Bislang war die Geschichte der Smartphone-Bank N26 die Geschichte eines einzigartigen Erfolges: Buchstäblich aus dem Nichts haben die Gründer Valentin Stalf und Maximilian Tayenthal binnen weniger Jahre eine Bank mit mehr als zwei Millionen Kunden aufgebaut.
Sie haben frühzeitig erkannt, dass eine jüngere Generation Gefallen daran findet, ihre Bankgeschäfte übers Smartphone abzuwickeln, und sie haben für sie eine Konto-App entwickelt, die an Bedienkomfort kaum zu überbieten ist. Dies ist eine reife Leistung auf einem Feld, auf dem sie sich großer Konkurrenz erwehren müssen – sei es durch die traditionellen Banken, sei es durch moderne Technologiekonzerne wie Apple.
Doch sosehr die beiden Gründer für ihre Weitsicht in Fragen der Digitalisierung Lob verdient haben, so sehr ist es nötig, sie nun scharf zu kritisieren: Denn ganz offensichtlich hat man bei N26 nicht verstanden, worauf es im Bankgeschäft im Kern ankommt.
Ist mein Geld sicher?
Im Zweifel ist es den Kunden nämlich ziemlich egal, ob sich eine Bank möglichst cool präsentiert, wie es N26 in Werbekampagnen immer wieder gemacht hat („Nicht die Bank deines Opas.“). Selbst eine bequeme und leicht zu bedienende Konto-App ist zwar eine schöne Sache, aber eben nicht das Entscheidende. Wenn es hart auf hart kommt, bewegt die Kunden nur noch eine Frage: Ist mein Geld bei dieser Bank sicher?
Zu viel hat sich bei N26 in letzter Zeit ereignet, was das Vertrauen der Kunden in die junge Bank erschüttert. Der Kundenservice war beispielsweise für einen N26-Konto-Inhaber selbst dann tagelang nicht erreichbar, als Hacker sein Konto gekapert hatten. Kriminelle konnten zudem offenbar in Hunderten Fällen mit Leichtigkeit Konten bei der Bank eröffnen und diese zum Betrieb von betrügerischen Online-Shops nutzen. Sogar die Finanzaufsicht Bafin hat Verbesserungen angemahnt.
Auch wenn N26 darauf verweist, dass man die Lage mittlerweile im Griff habe und dass auch traditionelle Banken ähnliche Probleme hätten: Der etwas altbackene Service der Sparkassen gewinnt angesichts der jüngsten Vorfälle ganz neuen Charme. Dort läuft zwar längst nicht alles rund, aber zumindest gibt es dort Kundenbetreuer, die sich in der Regel ganz gut erreichen lassen. Nichts ist beruhigender, wenn es ums eigene Geld geht.

Redakteur im Ressort „Geld & Mehr“ der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung.
Folgen: