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Autonomes Fahren : Mit dem Roboterauto zu Walmart

Waymo startete als Google-Ableger. Bild: AP

Der Handelsgigant Walmart hat eine Allianz mit Waymo geschlossen, einem Hersteller von autonomen Fahrzeugen. Es ist ein weiterer Versuch, in der digitalen Welt zu Amazon aufzuholen.

          3 Min.

          Walmart ist der größte amerikanische Einzelhändler. Aber im Online-Handel hat der Konzern bislang noch einen gewaltigen Rückstand auf Amazon.com. Vorstandsvorsitzender Doug McMillon hat zugegeben, dass Walmart hier nicht schnell genug vorangekommen ist und will dies unbedingt ändern.

          Roland Lindner
          Wirtschaftskorrespondent in New York.

          Walmart hat deswegen einige kleinere amerikanische Online-Händler wie Jet.com oder Bonobos gekauft und eine Allianz mit dem Internetkonzern Google geschlossen, dessen Einkaufsplattform er für den Vertrieb seiner Produkte nutzt. Er hat Logistikspezialisten übernommen, um die Auslieferung von Online-Bestellungen zu optimieren. Unlängst vereinbarte er auch die mehrheitliche Übernahme des größten indischen Online-Händlers Flipkart. Mit einem Preis von 16 Milliarden Dollar ist es der teuerste Zukauf der Unternehmensgeschichte.

          Seinen vielen Initiativen in der digitalen Welt fügt Walmart jetzt ein weiteres Pilotprojekt hinzu. Der Konzern hat sich dazu mit Waymo zusammengetan, der auf autonomes Fahren spezialisierten Schwestergesellschaft von Google in der Alphabet-Holding. Einem ausgewählten Kreis von Verbrauchern in Phoenix im Bundesstaat Arizona bietet Walmart nun eine neue Option für den Online-Einkauf von Lebensmitteln an. Er will die Käufer von Waymos selbstfahrenden Autos chauffieren lassen, damit sie ihre im Internet bestellten Artikel selbst in einem seiner Läden in der Region abholen.

          Roboter-Fahrt zum Laden und zurück

          Das Ganze soll so funktionieren: Die Kunden bestellen auf der Internetseite von Walmart, wo sie spezielle Preisnachlässe bekommen. Dann kommt ein Roboterauto von Waymo zu ihnen nach Hause und fährt sie zu der Walmart-Filiale, wo in der Zwischenzeit die Artikel vom Personal eingetütet werden.

          Nachdem sie ihre Einkäufe mitgenommen haben, fährt sie das Waymo-Auto wieder nach Hause. Da es sich um Roboterautos handelt, können die Kunden während der Fahrt „Kurzmitteilungen schreiben, ein Schläfchen machen, arbeiten – was auch immer“, schrieb der für das digitale Geschäft von Walmart zuständige Tom Ward in einem Blogeintrag.

          Die Allianz von Waymo und Walmart ist zunächst ein Test mit sehr überschaubaren Dimensionen. Er beinhaltet nur die Abholung von Lebensmitteln und keine Auslieferung, und das Angebot ist vorerst nur für die 400 Teilnehmer am „Early Rider“-Programm verfügbar, die Waymos selbstfahrende Autos in Phoenix und Umgebung auch bislang schon im Alltag nutzen.

          Dieses Programm hat Waymo im vergangenen Jahr gestartet. Jeder Anwohner, der mindestens 18 Jahre alt ist, kann sich bewerben. Walmart-Manager Ward sagte, seinem Unternehmen gehe es bei der Partnerschaft vor allem darum, zu lernen. Waymo wies darauf hin, dass diese und andere Allianzen sich zwar derzeit noch auf Phoenix beschränkten, solche Angebote künftig aber auch in anderen Städten geplant seien.

          Waymo will autonomes Fahren zur Norm machen

          Jenseits von Walmart hat Waymo in Phoenix auch weitere Partnerschaften für andere Einsatzzwecke seiner Autos vereinbart. Beispielsweise soll es künftig möglich sein, sich von Waymo-Autos zu einem Einkaufszentrum in der Gegend kutschieren zu lassen und sich damit die Parkplatzsuche zu ersparen. Auch Gäste eines Hotels sollen Zugang zu den Fahrzeugen bekommen.

          Daneben hat Waymo seine Allianzen mit dem Autovermieter Avis und dem Autohändler Autonation ausgeweitet. Kunden von Autonation sollen statt eines Leihwagens ein Waymo-Auto bekommen, während ihr eigenes Fahrzeug repariert wird. Avis-Kunden wiederum können sich von Roboterautos zu den Mietstationen fahren lassen.

          Waymo hat sein Projekt rund um autonomes Fahren schon 2009 begonnen, damals noch unter dem Dach von Google, und war damit ein Pionier auf diesem Gebiet. Die jetzt geschlossenen Allianzen unterstreichen, wie aggressiv das Unternehmen daran arbeitet, selbstfahrende Autos im alltäglichen Straßenverkehr einzusetzen.

          Es hat auch vor, noch in diesem Jahr in Arizona einen Taxidienst mit selbstfahrenden Autos zu starten. Auch die Flotte wird rasant ausgebaut. Unlängst wurden 62.000 Minivans von Fiat-Chrysler bestellt, die zu Roboterautos umgerüstet werden sollen. Waymo forciert seine Aktivitäten rund um autonomes Fahren, obwohl ein tödlicher Unfall mit einem vom Fahrdienst Uber betriebenen Roboterauto in Arizona in diesem Jahr eine neue Diskussion über Sicherheitsrisiken ausgelöst hat. John Krafcik, Vorstandsvorsitzender von Waymo, sagte indes, der Unfall wäre seinem Unternehmen nicht passiert.

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