Abgas-Manipulationen weltweit : Volkswagen-Aktienkurs stürzt abermals ab
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VW-Diesel: Stinkt derzeit vielen Bild: Reuters
Volkswagens Abgas-Skandal weitet sich aus. In der Folge fällt der Aktienkurs weiter. Auch die Kurse anderer Auto-Aktien sind deutlich unter Druck.
Nachdem Volkswagen am Wochenende eingestanden hatte, in Amerika Abgastests manipuliert zu haben, weitet sich der Skandal nun offenbar aus. Interne Prüfungen hätten Unstimmigkeiten in den Messwerten bei weltweit rund elf Millionen Fahrzeugen ergeben. Bei den betreffenden Modellen gebe es „auffällige Abweichungen“ zwischen den Messwerten bei Tests und im regulären Fahrbetrieb, berichtete das Unternehmen am Dienstag. Die verwendete Manipulations-Software beeinflusse aber weder Fahrverhalten, Verbrauch noch Emissionen.
Für „notwendige Servicemaßnahmen“ und weitere Anstrengungen, um das Vertrauen der Kunden zurückzugewinnen, will Volkswagen nun im dritten Quartal 6,5 Milliarden Euro zurückstellen. Die Ergebnisziele für das Jahr 2015 würden „dementsprechend angepasst“.
Aufgrund dieser Meldung stürzte der Aktienkurs der in Dax notierten Vorzugsaktie weiter ab und liegt nun rund 19 Prozent im Minus. Bis zum Zeitpunkt der neuen Manipulationsmeldung hatte sich das Minus nur auf 6,5 Prozent belaufen. Schon am Montag war der Kurs um 18,5 Prozent gefallen, mittlerweile nähert sich dieser einem Vier-Jahres-Tief. Auch der Kurs der Stammaktien gibt um knapp 17 Prozent nach.
Die Aktienkurse anderer deutscher Hersteller geben ebenfalls weiter nach: die Notierungen der zum Konzernverbund gehörigen Hersteller Porsche und Audi fallen um mehr als 17 bzw. 13 Prozent.
Die Aktienkurse von BMW und Daimler fallen um mehr als 5 bzw. 6 Prozent, Continental um mehr als 3 Prozent. Dies zieht auch den Dax in den Keller. Tendierte dieser am Morgen mit einem Minus von 0,3 Prozent nur leicht schwächer, so beträgt das Minus mittlerweile 3,7 Prozent.
An Markt verloren aber nicht nur die Anteile an VW an Wert. Auch die Kurse spezieller Anleihen gaben merklich nach, die Preise der richtungweisenden fünfjährigen VW-Kreditausfall-Derivate (CDS) stiegen nach Angaben des Finanzdienstes Bloomberg auf den höchsten Stand seit Mitte 2012.
„Wir waren unehrlich. Wir haben es völlig vermasselt“. Mit diesen Worten eröffnet Volkswagens Amerika-Chef Michael Horn am Montagabend die Präsentation des neuen Passats in Brooklyn. Das Umweltministerium Südkoreas hat Vertreter von Volkswagen einbestellt. Spätestens ab Oktober werde das Ministerium prüfen, ob Volkswagen auch bei den VW-Modellen auf dem koreanischen Markt getäuscht habe. Die Ergebnisse würden Ende November veröffentlicht. Es sei noch zu früh um zu sagen, welche Art von Strafen die Regierung gegen den Autobauer verhängen könnte.
Die amerikanischen Investmentbank Goldman Sachs hat unterdessen die Einstufung der Volkswagen-Aktie „Sell“ belassen. Über den finanziellen Schaden hinaus sei der Imageverlust für den Autobauer erheblich, schrieb Analyst Stefan Burgstaller in einer Studie vom Dienstag. Europas größter Autobauer hat den Verkauf von Diesel-Autos mit Vierzylindermotoren in den Vereinigten Staaten gestoppt.
Dem Konzern drohen deswegen schlimmstenfalls hohe Strafzahlungen. Sie könnten sich wohl auf mehr als 18 Milliarden Dollar belaufen. Darin eingerechnet ist noch nicht der nicht abzuschätzende Imageschaden für das Unternehmen. Der VW-Aufsichtsrat kündigte unterdessen personelle Konsequenzen an.