Vergütung : SEC macht Managergehälter transparenter
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Henry R. Silverman: Verdiente bei Cendant 2005 knapp 140 Millionen Dollar Bild: AP
Die amerikanische Börsenaufsicht SEC fordert Unternehmen auf, die Gesamtvergütung der fünf Spitzenkräfte offenzulegen. Dazu gehören auch Sonderleistungen ab einem Wert von 10.000 Dollar. Der Rest bleibt vertraulich.
Die Kommission der amerikanischen Börsenaufsicht SEC hat einstimmig verschärfte Richtlinien für die Offenlegung von Managergehältern beschlossen. Amerikanische Unternehmen müssen jetzt erstmals die Gesamtvergütung ihres Vorstandschefs, ihres Finanzchefs sowie der drei nächstfolgenden Spitzenmanager offenlegen.
Die Vergütung beinhaltet Grundgehalt, Bonuszahlungen in Form von Aktien oder Aktienoptionen sowie Pensionsleistungen. Die Gehälter mußten auch schon bisher veröffentlicht werden. Informationen über Optionen oder aufgeschobene Vergütung wie Pensionszahlungen wurden allerdings entweder im Kleingedruckten versteckt oder gar nicht bekanntgemacht.
Sonderleistungen über 10.000 Dollar bekanntgeben
Für Aktienoptionen muß jetzt ein Dollarwert und das Ausgabedatum angegeben werden. Sonderleistungen wie die private Nutzung des Firmenflugzeugs oder eine vom Unternehmen bezahlte Mitgliedschaft im Golfclub müssen publiziert werden, wenn sie mehr als 10.000 Dollar kosten. Bisher betrug die Obergrenze 50.000 Dollar.
Mit den neuen Richtlinien kann die Vergütung von Managern in verschiedenen Unternehmen besser verglichen werden. Die Regeln gelten ab dem kommenden Jahr. Für ausländische Unternehmen, die an amerikanischen Börsen notiert sind, gelten die Vergütungsregeln allerdings nicht, sagte ein SEC-Sprecher.
Skandal um Rückdatierung von Aktienoptionen
Eine Reform der Offenlegungspflichten für Managervergütung stand seit geraumer Zeit zur Debatte. „In der Geschichte der SEC hat kein anderes Thema derartiges Interesse ausgelöst“, sagte der SEC-Vorsitzende Christopher Cox. Die Behörde erhielt über 20.000 Stellungnahmen zu ihren Reformvorschlägen.
Der jüngste Skandal um die Rückdatierung von Aktienoptionen hatte der Diskussion neue Brisanz verliehen. SEC und Staatsanwaltschaft ermitteln gegen über 80 Unternehmen und Managern, die das Ausgabedatum von Optionen möglicherweise manipuliert haben, um höhere Gewinnaussichten zu bekommen.
Kein Interesse an Begrenzung der Gehälter
In Amerika war die Kritik an überzogenen Vorstandsgehältern in den vergangenen Jahren lauter geworden. SEC-Chef Cox hat aber deutlich gemacht, daß es der SEC nicht daran gelegen ist, die Höhe von Vorstandsgehältern zu begrenzen. „Das ist nicht der Job der SEC“, sagte Cox. Aktionärsvertreter hatten gefordert, daß die SEC Aktionären eine beratende Stimme bei Vergütungsfragen einräumen solle.
„Wir geben Aktionären die Informationen, aber wir geben ihnen keine Macht, auf diese Informationen zu reagieren“, sagte Richard Ferlauto, Direktor für Anlagepolitik der Pensionskassen beim Bundesverband der im öffentlichen Dienst Beschäftigten in Washington. Anleger hätten nicht mehr Einfluß als vorher, um „nicht verdiente Vergütung“ von Managern zu mäßigen.
Wichtige Informationen für Anlageentscheidungen
Das Gehalt von Spitzenmanagern eines Unternehmens wird vom Verwaltungsrat bestimmt. Unternehmen müssen gegenüber den Aktionären aber zukünftig in verständlicher Sprache die Entscheidung für die Höhe der Vergütung begründen. Auch Leistungsziele für Manager, an die Bonuszahlungen gekoppelt sind, müssen veröffentlicht werden, solange diese Informationen nicht vertraulich oder wettbewerbsschädlich sind.
Wirtschaftsvertreter halten das neue Regelwerk für ausreichend. „Die Regeln werden wichtige Informationen an Aktionäre ermöglichen, die Anlageentscheidungen treffen, und sie werden Verwaltungsräten helfen, die Vergütung von Managern festzusetzen“, sagte Steve Odland, Vorstandschef des Einzelhändlers Office Depot. Odland leitet die Arbeitsgruppe für Unternehmensführung (Corporate Governance) beim Business Roundtable, einer Lobbygruppe von Vorstandschefs.
Gehälter von Angestellten weiterhin nicht öffentlich
Ursprünglich stand auch zur Debatte, die Gehälter von Angestellten eines Unternehmens zu veröffentlichen, die mehr verdienen als die Geschäftsführung. Dieser Plan wurde als „Katie Couric-Klausel“ bekannt. Couric ist eine hochbezahlte Fernsehjournalistin, die lange Jahre für den Sender NBC tätig war, der dem Mischkonzern General Electric gehört. Sie wechselte jüngst zum Konkurrenzsender CBS, einer Tochtergesellschaft des Medienkonzerns Viacom.
Die Klausel wurde aber gestrichen, nachdem die Unterhaltungs- und Finanzbranche scharfen Widerstand geleistet hatten. Für Investmentbanken hätte das wahrscheinlich bedeutet, daß neben den fünf Spitzenmanagern auch die Top-Wertpapierhändler ihre bis jetzt vertraulichen Boni offenlegen müßten.