Venture Debt : Spezialkredite für Start-ups
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Neue Wege zum Geld für Jungunternehmen Bild: dpa
Junge Unternehmen werden meist nur mit Eigenkapital gefördert. Eine weitere Finanzierungsform aus Amerika soll nun mehr Flexibilität ermöglichen.
Das Leben von Start-up-Gründern stellen sich viele wohl schillernder und glamouröser vor als es eigentlich ist. Business-Meetings mit Champagner und wilde Parties wie in Filmen stehen in der Realität bürokratischen Pflichten gegenüber, wie etwa dem Erstellen eines detaillierten Geschäftsplans. Die minutiöse Dokumentation und Überprüfung des Unternehmens wird dabei nicht nur von den Regulatoren, sondern vor allem von den Finanzierern der jungen Unternehmen verlangt.
Denn im Gegensatz zu schon etablierten Unternehmen kennen die Start-ups als Geldquelle in der Regel nur eine Option: das Eigenkapital. Doch eine neue Finanzierungsform, das sogenannte „Venture Debt“, schwappt aus Amerika immer stärker nach Deutschland und nach Europa über. Auch wenn die Idee nicht neu ist, könnten Gründer in Deutschland dadurch eine größere Flexibilität in der Auswahl ihrer Finanzierung erhalten. Doch was genau ist Venture-Debt eigentlich?
Grob gesagt handelt es sich dabei um Fremdkapital, das von Risikoinvestoren zur Verfügung gestellt wird. Die Unternehmen zahlen das Geld, ähnlich wie ein Kredit von der Hausbank, in regelmäßigen Abständen samt Zins und Tilgungszahlungen zurück, und das von Beginn an. Nur, dass die Mittel nicht von der Bank kommen, sondern aus einem spezialisierten Venture-Debt-Fonds, der allerdings recht hohe Zinsen verlangt. In der Regel kommen die Start-ups für eine klassische Fremdfinanzierung, etwa in Form von Bankkrediten, nicht in Frage. Die Finanzinstitute verlangen persönliche Sicherheiten oder die Vorlage von Bilanzen, was Start-ups noch nicht bieten können.
Unternehmen auf Venture-Capital angewiesen
Stattdessen waren die jungen Unternehmen bisher hauptsächlich auf das Geld von Risikokapitalgebern, auch Venture-Capital-Unternehmen (VCs) genannt, angewiesen. Diese sammeln Geld von Investoren ein, das in einen Fonds kommt. Das darin gebündelte Geld fließt dann in Finanzierungsrunden an die Start-ups. Der Preis, den die Start-ups für das Eigenkapital zahlen, ist hoch, weil die Wagniskapitalgeber Geschäftsanteile an den jungen Unternehmen erhalten. Ausgezahlt werden die Venture-Capitals über den „Exit“, wie es im Fachjargon heißt. Das passiert dann, wenn die Start-ups an die Börse gehen oder verkauft werden. Der Gewinn daraus wird dann unter den Investoren aufgeteilt.
Während über das klassische Eigenkapital Unternehmen schon in sehr frühen Gründungsphasen finanziert werden, gilt dies nicht für Venture Debt. Dieses eignet sich vor allem für schon etabliertere Unternehmen, sagt Götz Gleichmann, Chef von Bridge To Growth (BTG) im Gespräch mit der F.A.Z. Das Unternehmen hat zusammen mit dem Venture-Capital-Unternehmen Redstone einen Venture-Debt-Fonds aufgelegt, der diese Finanzierungsform ermöglichen soll. Der Fonds ist zunächst auf acht Jahre und einem Volumen von 125 Millionen Euro ausgelegt.
Die Unternehmen seien eigentlich „Niedrig-Risiko-Kandidaten“, so Gleichmann. Um für Venture Debt in Frage zu kommen, müsse schon alles stehen: das Produkt, der Markt, das Team. Außerdem müssen die Gründer zu dem Zeitpunkt schon mehrere Finanzierungsrunden hinter sich haben. Zudem wurde das Unternehmen und das Geschäftsmodell schon mehrfach auf Herz und Nieren überprüft – auch „Due Diligence“ genannt.
Nicht für alle Branchen geeignet
Venture Debt sei für Unternehmen aus vielen Branchen interessant, sagt Gleichmann. Einige erfüllen jedoch nicht alle Kriterien, wie etwa die Biotech-Branche. Das Geschäftsmodell sei nicht auf Gewinne ausgerichtet, sondern auf Meilensteine im wissenschaftlichen Bereich. Ein weiteres Kriterium für die Start-ups sei ein gewisses Wachstum. Sonst ergebe eine Venture-Debt-Finanzierung nur wenig Sinn, so Gleichmann.