Rede von Fed-Chef Powell : Ein heißer Arbeitsmarkt lässt die Fed nicht ganz kalt
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Fed-Chef Jerome Powell hält eine Rede bei einer Veranstaltung des Economic Club in Washington. Bild: AP
Fed-Chef Jerome Powell zeigt sich in Washington zuversichtlich – auch wenn der Kampf gegen die Inflation ein langer Weg werde. Erste Maßnahmen scheinen Wirkung zu zeigen.
Der Chef der Federal Reserve, Jerome Powell, sieht sich durch die jüngsten überraschend positiven Arbeitsmarktdaten in dem geldpolitischen Kurs bestätigt. Das machte er auf einer Veranstaltung des Economic Club am Dienstag in Washington deutlich. Die Fed hatte vergangene Woche die Leitzinsen um 0,25 Prozentpunkte angehoben und weitere Leitzinserhöhungen in Aussicht gestellt. In dieser Woche zeigen neue Konjunkturdaten, dass die Arbeitslosenquote im Januar auf das Rekordniedrigniveau von 3,4 Prozent sank. Mehr als eine halbe Million zusätzliche Arbeitsplätze wurden allein im Januar geschaffen, zugleich erhöhte sich die Zahl der Wochenarbeitsstunden. Überdies ergab die zu Jahresbeginn übliche Bereinigung der Statistik, dass das Beschäftigungsniveau um einige Hunderttausend höher ist als angenommen.
Die Tatsache, dass Powell trotz der neuen Datenlage nicht zu einer schärferen Rhetorik griff, beflügelte die Aktienkurse. Investoren hatten gefürchtet, dass Powells Worte einen strikteren Kurs vorbereiten könnten.
Tatsächlich bleibt die Gesamtlage verwirrend. Die Arbeitsmarkt-Daten für sich genommen deuten auf einen ökonomischen Boom in den USA hin. Rund 5 Millionen offene Stellen könnten aktuell schon rein rechnerisch nicht besetzt werden, weil es nur halb so viele Arbeitssuchende wie vakante Arbeitsplätze gibt, sagte Powell. Gleichzeitig galt bis vor Kurzem noch als einigermaßen gesichert, dass die USA auf eine Rezession zusteuern. Das sagt beispielsweise der Internationale Währungsfonds (IWF) als wahrscheinlichstes Szenario voraus. Investmentbanken wie Goldman Sachs dagegen sehen im Lichte der neuen Arbeitsmarktzahlen die Wahrscheinlichkeit einer Rezession auf 25 Prozent schrumpfen.
Nicht ganz klar bleibt überdies, warum die Löhne nicht schneller sondern sogar langsamer als zuletzt steigen. Bei Arbeitsmärkten an der Grenze zur Vollbeschäftigung würde man annehmen, dass die Löhne schneller zulegen, weil Arbeitnehmer mehr Marktmacht haben. Das passiert aber weniger als gedacht.
Eine mögliche Erklärung lautet, dass die Unternehmen inzwischen an gut trainierten Arbeitnehmern festhalten, selbst wenn diese aus konjunkturellen Gründen unterbeschäftigt sind. Mit dieser Politik stellen sie sicher, dass sie genügend Talente an Bord haben, wenn es wieder aufwärts geht. Gleichzeitig haben unterbeschäftigte Arbeitnehmer womöglich wenig Spielraum, höhere Löhne durchzusetzen, zumindest wenn sie in der Firma bleiben wollen.
Powell wiederholte seine Feststellung von vergangener Woche, dass die Geldpolitik langsam zu wirken beginne. Gerade die Preise für Güter gäben nach, auch im Immobiliensektor erwarte er Preissenkungen. Im Dienstleistungssektor, dem mit 56 Prozent größten der Volkswirtschaft, sieht er keine deflationäre Entwicklung. Das bewegt ihn zur Überzeugung, dass noch ein langer Weg in der Inflationsbekämpfung vor der Fed liegt. Er erwartet, dass die Inflationsrate von 5 Prozent in diesem Jahr deutlich zurückgehe und sich im kommenden Jahr in der Nähe der 2 Prozent-Zielmarke einpendele. An dieser, das macht Powell ebenfalls klar, wird nicht gerüttelt.