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Leitzinserhöhung : Die Wall Street glaubt der Fed nicht so richtig

Jerome Powell, Vorsitzender der US-Notenbank Fed Bild: dpa

Nach der Zinserhöhung der amerikanischen Notenbank bleibt eine negative Reaktion der Finanzmärkte aus. Die Wall Street kalkuliert offenbar anders als Fed-Chef Powell.

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          Die Investoren an den amerikanischen Finanzmärkten nehmen der Federal Reserve ihre Entschlossenheit nicht so richtig ab. Wie erwartet hat die Federal Reserve die Leitzinsen um 0,25 Prozentpunkte angehoben und damit in die Bandbreite zwischen 4,5 und 4,75 Prozent gehievt. Gleichzeitig aber hob Fed-Chef Jerome Powell hervor, dass er und seine Kollegen weitere Zinserhöhungen für nötig und angemessen halten und dass er lieber zu stark straffe, als die Geldpolitik zu früh zu lockern.

          Solche Stellungnahmen sorgten in der Vergangenheit dafür, die wichtigsten Aktienindizes nach unten zu drücken. Doch an diesem Mittwoch legte der Nasdaq-Composite-Index bis Handelsschluss um 2 Prozent zu, der Standard & Poor's um 1 Prozent, der breite Russell 2000 stieg um 1,5 Prozent, und der Dow-Jones-Index hielt sein Niveau.

          Der Grund liegt vermutlich bei der Fed selbst: Sie hatte im Dezember noch prognostiziert, dass 2023 ein kleiner oder höchstens zwei Zinsschritte nötig und angemessen seien. Das soll plötzlich überholt sein. Die Märkte glauben, dass vielleicht noch ein kleiner Zinsschritt kommt oder gar keiner. Es gilt herauszufinden, wer recht behalten wird.

          Eine Erklärung könnte der amerikanische Arbeitsmarkt liefern, doch der sendet widersprüchliche Signale. Einerseits steigen die Arbeitskosten nicht mehr so stark, was darauf hindeutet, dass er nicht mehr so heiß läuft wie zuvor. Andererseits ist zuletzt die Anzahl der offenen Stellen wieder gestiegen, sodass auf jeden Arbeitssuchenden jetzt rechnerisch knapp zwei offene Stellen entfallen.

          Bedeutet das, dass die Löhne wieder nach oben gehen, weil Arbeitgeber anders kein Personal finden? Das würde die Preise beflügeln. Oder kommen die Millionen arbeitsfähigen Arbeitnehmer zurück, die es sich außerhalb des Arbeitsmarktes gemütlich gemacht haben oder aus anderen Gründen am Rand blieben?

          Während Powell bei Gütern einen Rückgang der Preise registriert, bemerkt er noch keine deflationären Tendenzen im Dienstleistungssektor. Der Sektor ist besonders personalintensiv und deshalb womöglich gezwungen, aufgrund höherer Löhne höhere Preise durchzusetzen. Das lässt ihn offenbar darauf schließen, dass der Kampf gegen die Inflation noch nicht zu Ende ist. Die Märkte sehen das ein wenig anders.

          Winand von Petersdorff-Campen
          Wirtschaftskorrespondent in Washington.

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