Sofortiges Zahlen : Unser Geld soll schneller fließen
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Kaum ist die Karte drin, schon ist das Geld auf dem Konto eines Anderen. Bild: dpa
Kartenzahlungen und Überweisungen sollen nun deutlich schneller durchgeführt werden. Doch das bringt für Kunden neue Gefahren mit sich. Denn nur die Wenigsten wissen, was hinter den Kulissen mit dem Geld passiert.
Hauptsache, man kann bezahlen. Das denken sich wohl viele Menschen, egal, ob sie mit Karte oder Bargeld zahlen. Was hinter den Kulissen mit dem Geld passiert, interessiert dabei nur die wenigsten. Doch im Maschinenraum hat sich in den vergangenen Jahren einiges getan, was die Bankkunden auch direkt gespürt haben. Dank Sepa dauern Überweisungen innerhalb der Eurozone nur noch einen Tag. Mit Technologien wie NFC dauert die Kartenzahlung nur noch wenige Sekunden. Da Kreditkartengebühren einheitlich festgeschrieben wurden, bieten immer mehr Läden auch die dazugehörige Infrastruktur zum Bezahlen an. Und am Horizont kündigen sich weitere Änderungen an. Da wäre die EU-Richtlinie „PSD 2“, die den Wettbewerb im Zahlungsverkehr erhöhen soll. Das kann zu sinkenden Preisen und einem stärkeren Wettbewerb und damit auch zu mehr Innovationen führen. Die nächste Innovation, die sich aber am stärksten auf den Kunden auswirken wird, nennt sich „Instant Payment“ – auf gut Deutsch „Echtzeitzahlungen“ oder „sofortiges Zahlen“.
Das klingt erst einmal widersinnig. Denn gezahlt wird auch heute schon sofort. Doch der Empfänger erhält das Geld eben nicht augenblicklich. Die Überweisung wird erst einmal an die Bundesbank weitergeleitet, die diese überprüft. Es werden sämtliche Forderungen und Gegenforderungen gegengerechnet. Zu einem bestimmten Zeitpunkt erfolgt die eigentliche Buchung, und sämtliche Zahlungen werden zwischen den Banken verrechnet. Was kompliziert klingt, ist es auch, weswegen diese Überweisungen eben einen Werktag in Anspruch nehmen.
Im Echtzeit-Zeitalter ist ein Werktag aber eine Ewigkeit. Es herrscht digitale Ungeduld, wie es der Autor Sascha Lobo einst formulierte. Deswegen hat sich die Europäische Union auf die Fahnen geschrieben, diese Ewigkeit durch wenige Sekunden zu ersetzen. Diese Instant Payments sollen Beträge von bis zu 15.000 Euro innerhalb von zehn Sekunden zwischen Zahlendem und Zahlungsempfänger transferieren. Und das an 365 Tagen im Jahr zu jeder Tages- und Nachtzeit. Pro Transaktion sollen Kosten von 0,2 Cent dabei anfallen, was bei vielen Transaktionen günstiger sein dürfte als aktuelle Kartengebühren.
Bis es so weit ist, wird es aber auch noch etwas dauern. Der Live-Betrieb soll zwar ab November 2017 starten. Doch der wird eher ein Testlauf sein. Denn eine gemeinsame Plattform wird erst später kommen: Ab dem November 2018 soll die Plattform „Target instant payment settlements“, kurz Tips, ihre Dienste anbieten. Die Teilnahme an Instant Payments ist aber – zumindest vorerst – für die Banken freiwillig. Von mehreren tausend Banken in der Europäischen Union haben sich bisher lediglich 39 für Instant Payments entschieden. Hierzulande sind das die Deutsche Bank, die Commerzbank, die Helaba sowie die Hypo-Vereinsbank. Denn auf die Banken kommen gigantische Herausforderungen zu.