Aktivistischer Fondsmanager : Chris Hohn will Ölunternehmen Kredithahn zudrehen
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Sahen sich auch schon mit den radikalen Methoden von Chris Hohn konfrontiert: Barclays Bild: Reuters
Der bekannte Fondsmanager profiliert sich als radikaler Klimaschützer, doch andere Investoren widersprechen. Es ist nicht das erste Mal, dass Hohn radikale Schritte geht.
Der bekannte Fondsmanager Chris Hohn will den Druck auf Banken erhöhen, dass sie an Unternehmen aus der Öl-, Gas- und Kohleindustrie keine Kredite mehr vergeben. Dazu macht Hohn, der Gründer des Hedgefonds The Children’s Investment (TCI), in Briefen an mehrere Notenbanken und Finanzaufsichtsbehörden mehrere Vorschläge. Zentral ist, dass Banken bei Krediten für „fossile“ Projekte zu höheren Kapitalunterlegungen gezwungen werden sollen. Dies würde es unattraktiver und teurer machen, solche Kredite zu vergeben. Außerdem fordert er schärfere Transparenzvorschriften für kohlenstoffhaltige Investments. „Investitionen in neue fossile Brennstoffe müssen sofort stoppen“, schreibt Hohn in dem Brief.
Der britische Milliardär, der mit aggressiven Deals ein Vermögen gemacht hat, gibt sich seit einiger Zeit als radikaler Klimakämpfer. Er spendete sogar der umstrittenen Bewegung Extinction Rebellion 200.000 Pfund, die mit Straßenblockaden für Aufsehen gesorgt hat. In Deutschland wurde Hohn vor Jahren mit einer Kampagne gegen die Deutsche Börse bekannt. 2019 war TCI mit über 8 Milliarden Dollar Gewinn der profitabelste Hedgefonds, Hohn zahlte sich selbst 480 Millionen Dollar Dividende aus. Hohn ist nicht reiner Renditejäger, sondern spendet große Summen an Projekte für Kinder und Umweltschutz.
Sein Fonds verwaltet annähernd 40 Milliarden Dollar, daher hat sein Wort in der Investmentbranche großes Gewicht. Vergangenes Jahr drohte Hohn den Großbanken HSBC, Barclays und Standard Chartered mit Klagen, wenn sie nicht Kredite an Kohlebergbauunternehmen stoppen.
Falsche Strategie laut Gates
Auch der frühere Chef der Bank of England, der Kanadier Mark Carney, der anschließend UN-Beauftragter für das Thema Klimawandel und Finanzen wurde, hat sich mit einer Initiative zu Wort gemeldet. Die „Glasgow Financial Alliance for Net Zero“ (GFANZ) fordert Reformen der Finanzregulierung, um das Ziel von Nettonull-Emissionen zu erreichen. Eine Reihe von Pensionsfonds wie der der Kirche von England haben sich im Frühjahr verpflichtet, ihre Portfolios so umzubauen und zu „deinvestieren“, dass sie bis spätestens 2050 CO2-frei sind.
Nicht alle in der Londoner City teilen Hohns Ansichten. Der Fondsmanager Crispin Odey etwa sagte kürzlich, große institutionelle Anleger ließen „fantastische Renditen“ ungenutzt, weil sie um Ölwerte einen Bogen schlagen. Odeys Europa-Fonds, dessen Wert sich dieses Jahr fast verdoppelt hat, investiert in Ölunternehmen.
Der Microsoft-Gründer und Großspender Bill Gates hat sich in der Vergangenheit kritisch über den Erfolg der „Divest“-Bewegung geäußert. Gates sagte, diese Bewegung habe „null Einfluss“ auf die Emissionen und das Klima. Die Idee, fossile Industrien durch Kapitalentzug „auszuhungern“, funktioniere nicht. Aussicht auf Erfolg hätten nur Initiativen, die in technische Innovationen für Emissionsreduktionen und Anpassungen an den Klimawandel investierten.