Insider : EU verhängt Rekordstrafe im Libor-Skandal
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Auch die Rabobank steht im Visier der europäischen Wettbewerbshüter Bild: REUTERS
Die EU-Wettbewerbshüter wollen Bankenkreisen zufolge sechs Institute mit Bußen von insgesamt mindestens 1,5 Milliarden Euro belegen, weil sie sich bei der Ermittlung des Libor-Zinssatzes fehlverhalten haben sollen.
Im Skandal um Zins-Manipulationen wollen die EU-Wettbewerbshüter Bankenkreisen zufolge beteiligte Finanzhäuser zu einer Rekordstrafe verurteilen. Sechs Institute müssten wegen Fehlverhaltens bei der Ermittlung des Libor-Interbankenzinssatzes mit Bußen von insgesamt mindestens 1,5 Milliarden Euro rechnen, sagte eine mit den EU-Plänen vertraute Person aus der Branche am Mittwoch der Nachrichtenagentur Reuters. Die sei die höchste Strafe in der Geschichte der Europäischen Kommission.
Betroffen seien unter anderem die britischen Banken Barclays und Royal Bank of Scotland (RBS), die genossenschaftliche Rabobank aus den Niederlanden und der Broker ICAP. Die Schweizer UBS dagegen werde ohne Strafe davonkommen, weil sie in der Untersuchung als erste ausgepackt habe, sagten zwei Insider. In dem Verfahren geht es um den Yen-Libor. Die sechs Banken hätten Fehlverhalten eingeräumt und dafür einen Nachlass auf die Strafe von 10 Prozent erhalten, verlautete aus den Kreisen. Die EU-Kommission und die Kreditinstitute wollten sich nicht äußern.
EZB hat Schaffung neuer Referenzsätze angeregt
Wettbewerbskommissar Joaquin Almunia will die Strafen bis Ende des Jahres verhängen. Die höchsten Geldbußen hatte bisher ein Kartell von Bildröhren-Herstellern zahlen müssen: zusammen 1,47 Milliarden Euro. Wegen Manipulationen des Libor wird gegen ein Dutzend Banken ermittelt. Händlern wird vorgeworfen, mehrere Interbanken-Zinssätze zu ihren Gunsten manipuliert zu haben, um Handelsgewinne einzustreichen.
Auf Zinssätzen wie dem Libor und dem Euribor basieren weltweit unzählige Finanzgeschäfte. Die Zinssätze werden einmal täglich ermittelt und sind die Basis für Finanztransaktionen weltweit im Volumen von mehr als 500 Billionen Dollar. Die Sätze beruhen derzeit auf den Angaben der Banken zu ihren Refinanzierungskosten. Das System soll nach dem Willen vieler Regulierer wegen der Manipulationsanfälligkeit geändert werden. Das kann aber noch dauern.
Am Dienstag war bekanntgeworden, dass die EU-Kommission im Skandal um die Manipulation des Euribor-Zinssatzes ebenfalls sechs Banken mit dreistelligen Millionenbußen belegen will, darunter die Deutsche Bank. Nach den Zinsmanipulationsskandalen hatte die Europäische Zentralbank (EZB) vor kurzem die Schaffung neuer Referenzsätze als Alternative zu Libor und Euribor angeregt. Diese sollen nach Ansicht der EZB stärker auf nachprüfbaren Transaktionen und weniger auf allgemeinen Schätzungen beruhen, um Manipulationen zu erschweren.